Gerade 18 wird er Mitglied der CDU. Dass er dem RCDS, dem CDU-Stundentenverband, schnellstmöglich beitritt, versteht sich. Zeit für einen normalen Beruf lässt er sich nicht: Bei den Berliner Bürgermeistern von Weizsäcker und Diepgen macht er den Kofferträger: Thomas de Maizière, der Schleicher unter den CDU-Karrieristen. Aber, auch wer schleicht, kann immer auf dem Sprung sein. Als das getreue CDU-Mitglied 1990 zum Aufbau des DDR-Ministerpräsidentenamtes delegiert wurde, um seinem Vetter Lothar de Maizière den Westen beizubringen, legte er auch den Grundstein für die Karriere einer gewissen Angela Merkel, die er seinem Verwandten als Presse-Mitarbeiterin empfahl. Das sollte sich auszahlen.

Thomas de Maizière, der Nachfolger von Schäuble im Amt des Innenministers, glaubt fundamental an Jesus Christus. Wie dieser Christenmensch auf die Idee mit dem Nackt-Scanner gekommen ist, einer ziemlich unchristlichen Entblößung des Nächsten in der Warteschlange vor dem gebuchten Flugzeug, ist nicht bekannt. Bekannt ist: Der Hersteller des 150.000 Euro teuren Scanners, der jüngst vom Innenminister selbst auf dem Hamburger Flughafen eingeweiht wurde, ist auch Produzent von Streumunition. Das sind jene international geächteten Bomben, die noch Jahre nach dem jeweiligen Krieg spielenden Kindern oder pflügenden Bauern Hände oder Beine abreißen, manchmal auch beides. Sprecher des Innenministeriums wackeln noch bei ihren Erklärungen: Mal sind es nur Teile von Streubomben, die der Scanner-Lieferant "L3-Communications Security and Directions Systems" herstellt, mal vielleicht doch etwas mehr.

Darf es etwas mehr sein, ist auch die Devise des Innenministers, wenn es um die Innere Sicherheit geht: Die Verlängerung der Anti-Terror-Gesetze und deren Ausweitung stehen auf der Agenda de Maizières ebenso wie die heimliche Online-Untersuchung, die er prozessual verwertbar machen will. Denn: "Wenn sich in Afghanistan die Sicherheitslage verschlechtert, dann sind auch wir wieder stärker vom Terror bedroht". Dass die "Sicherheitslage", von den USA und ihren Verbündeten in Afghanistan hergestellt, den Afghanen zunehmend als Bedrohung gilt, will das Präsidiumsmitglied des Evangelischen Kirchentages offenkundig nicht begreifen. Doch anderes begreift er schnell: Um die 15 Prozent der Zuwanderer, erklärt der Innenminister in der Sarrazin-Debatte, würden sich nicht integrieren. Woher er die Zahlen hat und worauf sie beruhen: Keine Antwort aus dem Ministerium. Aber damit die soziale und kulturelle Spaltung weiter vertieft wird, wendet sich de Maizière gegen die einzig sinnvolle Integrationsmaßnahme, die verbindliche Kindergartenpflicht: Die ist ihm zu teuer.

Keine Reisekosten scheute der im Westen lebende de Maizière, als er seine Karriere im Osten ausbaute: Erst Staatssekretär in der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern, dann Chef der dortigen Staatskanzlei, um, nach der Wahlniederlage der CDU, von Schwerin nach Dresden zu wechseln. Als Innenminister war Thomas de Maizière soweit in den sächsischen Rotlichtskandal verwickelt, dass ihm sein Parteifreund Teubner, der Chef der Parlamentarischen Kontrollkommission, "glatten Rechtsbruch" vorwerfen musste. De Maizière hatte dem Parlament geheime Akten des Verfassungsschutz vorenthalten. Spätestens jetzt zahlte sich die Seilschaft mit Angela Merkel aus: Die ehemalige de Maizière-Protegée hatte sich zur Kanzlerin gemausert und berief ihren alten Spezi zum Bundesminister für besondere Aufgaben. Nach langem Schleichen der Sprung. Vom jetzigen Innenminister ist noch viel zu erwarten. Dass er den Wählerwillen respektiert, eher nicht: "Wer jedoch die Treue zum eigenen Fundament nur wegen jeweiliger Wähler verliert, gerät oft heftig ins Schlingern" (Thomas de Maizière in der Luthergemeinde Radebeul). Welchem Fundament außer der eigenen Karriere der Innenminister verpflichtet sein könnte, ist nicht bekannt.