Sie kennen doch diesen armen Jungen: Jeder zieht ihn seiner roten Haare wegen auf, dann muss er einfach was trinken, dann prügelt er sich. Der hessische Ministerpräsident Roland Koch würde so einen lange Jahre wegsperren. Aber der Regenbogenpresse ist er ein Segen für die Arbeitsplätze der dort sitzenden Adels-Zuhälter: Harry Mountbatten-Windsor, Prince of Wales, war gerade in Afghanistan und darüber "sehr glücklich". Na klar, er konnte ungestraft auf Menschen schießen, hatte tagelang "nicht richtig duschen" müssen und man hat ein Fan-Video mit ihm gemacht.

Das Video hat die britische Zeitung "Sun", ein Drecksblatt das in scharfer Konkurrenz um die größtmögliche Obszönität mit der deutschen ""Bildzeitung" liegt, fertigen lassen. Dort kann man sehen, dass der Prinz telefonieren kann, immerhin ist er Offizier, und mit dem Maschinengewehr hantiert er auch und natürlich ist er stolz auf sich, sein Land und stellt den IQ der englischen Hocharistokratie erneut unter Beweis: "Hier darf man nicht an BigMac denken." Zwar hat er Osama bin Laden bisher noch nicht getroffen, aber der "Stern" textet wissend: "Harry schießt zurück".

Auch deutsche Medien beben in einer Art Sub-Patriotismus, dass einem richtig schön schlecht werden kann, nur die "Frau im Spiegel" setzt auf Contenance: "Wir haben ihn in den letzten Wochen in seiner Stamm-Bar vermisst, das war ungewöhnlich". Sogar die "Süddeutsche Zeitung", nur bedingt als Adelsblatt bekannt, jubelte mit dem "Kämpfer der Herzen" über dessen sozialen Aufstieg: "Das Image eines alkoholisierten Party-Prinzen dürfte er für immer abgelehnt haben." Da ist so eine Rolle als Afghanistan-Sportschütze bei weitem besser.

Blaues Blut hin, blaues Blut her, Prinz Harry wurde tatsächlich nicht primär zum Saufen ausgebildet. Nach Besuch der Eliteschule Eton kam er auf die königliche Militärakademie Sandhurst, die seit 1741 Offiziere für die englische Armee ausbildet, die sich zumeist tapfer mit irgendwelchen Eingeborenen herumgeschlagen haben: Doch weder in Indien, noch in China oder anderen Kolonialgebieten konnten sich die Engländer lange halten. Ihren dreijährigen Kurzaufenthalt in Afghanistan beendeten sie 1842 mit der Schlacht am Khyberpass und mussten dort, obwohl sie, wie bis heute üblich, den Stämmen militärtechnisch bei weitem überlegen waren, fünfzehntausend ihrer Soldaten beerdigen. Ein Mitglied der königlichen Familie war nicht dabei.

An sich war Prinz Harry mit seinem Abenteuerurlaub ziemlich zufrieden: "Wir haben Musik, wir haben Licht, wir haben Essen, wir haben Getränke", fiel ihm zu seinem Afghanistan-Einsatz ein. Für einen, der potentiell an den englschen Regierungsgeschäften beteiligt sein wird, eine unnachahmlich analytische Aussage zum Einsatzort. Aber vielleicht kann man dem armen Harry wirklich keinen Vorwurf machen. Immerhin war die englische Königin "sehr dafür, dass ich gehe", sie sei "schließlich genau die richtige Person, mit der man so was besprechen kann, ihre Kenntnis der Armee ist wirklich außergewöhnlich gut für eine Großmutter. Na ja, irgendwie ist das ja ihr Job."

Auch wenn Harry sich vorzüglich zum März-Schmock eignet: Eine degenerierte Familie und eine perverse Öffentlichkeit tragen dazu bei, dass ein junger Mann eine gewisse kriminelle Neigung ausbilden kann. Ob das vor Gericht als mildernder Umstand ins Gewicht fallen würde, ist unsicher. Dass der Prinz nicht vor ein ordentliches Gericht kommt, ist ziemlich sicher.