Auch wenn sich Olaf Henkel gern für einmalig hält, ist er doch nur ehemalig: Er war mal Manager, er war mal BDI-Präsident, er war mal Präsident der Leibniz-Gesellschaft. Es scheint typisch für die TV-Geschwätz-Gesellschaft zu sein, dass die Gescheiterten als die Gescheiten gelten. Wie anders wäre zu erklären, dass ausgerechnet Henkel - der seine IBM-Deutschland-Zeit beenden musste als der Konzern im Wettrennen mit Microsoft dritter Sieger wurde und in eine wirtschaftliche Schieflage geriet - auf allen Kanälen als "Wirtschaftsexperte" auftreten darf. Mit Vorliebe sind es staatliche Sender, die dem Gebrauchsprovokateur Platz für seine Thesen geben, die im Kern alle gleich lauten: 1. Olaf weiß alles besser, 2. Privat geht vor Staat.

Nun also die neueste Meldung aus dem Henkel-Topf: Raus aus dem Euro, rin in die Kartoffeln. Zwei Währungszonen empfiehlt das Kind reicher Eltern der EU: Eine unter Führung der Deutschen und ihrer strammen D-Mark, und eine von Frankreich und dessen schlappem Franc geleitete zweite Zone. Dass die geteilte Europäische Union dann mit ziemlicher Sicherheit ins ökonomische Nichts taumeln würde, dass die Idee neben den USA ein eigenes Kraftzentrum zu gründen den historischen Bach runter ginge, kümmert den ehemaligen Lehrling der Spedition "Kühn & Nagel" nicht. Hauptsache er macht mal wieder ein paar Schlagzeilen, die den Verkauf seiner Bücher ankurbeln: Seit der Jahrtausendwende fast jedes Jahr ein Buch. Wer beim Schreiben nicht denken muss, der kann viel Papier vergeuden.

Von Geschichte versteht Henkel auch nichts, deshalb wollte er mit seinem Buch "Die Kraft des Neubeginns" ein Schlussstrich unter die Frage nach der deutschen Schuld ziehen: "Weil es uns schuldbewußt durch die Welt laufen lässt". Glaubt man Henkel, dann “hat es den 2. Weltkrieg eigentlich gar nicht gegeben, sondern nur eine Fortsetzung der Kämpfe des ersten." Da erscheint es nur folgerichtig, wenn der Alleswisser erkennt, dass die “Selbstzerstörung Deutschlands nicht mit dem 3. Reich aufgehört, sondern weit darüber hinaus gereicht“ hat. Wer so denkt, der darf auch im "Konvent für Deutschland" sitzen, einer jener neoliberalen Propagandamaschinen, dem auch die Kämpfer für Markfreiheit wie Wolfgang Clement und Roland Berger angehören.

Dass so ein Lautsprecher des vulgären Kapitalismus die Abfindungssumme des ehemaligen Porsche-Chefs Wiedeking in Höhe von 50 Millionen, dafür, dass der sein Unternehmen in die Scheisse geritten hat, als angemessen empfindet, versteht sich:" Welche Summe ist denn nicht gigantisch? Für einen Hartz-IV-Empfänger sind 100 000 Euro gigantisch." Will sagen: Für uns, die Eliten, sind das doch eher Peanuts. Deshalb hält er auch den "Neosozialismus" in Deutschland für eingeführt und sich selbst weniger fehlbar als den Papst: "Mit einer weiteren (EU-) Delegation war ich auch in Spanien, beim damaligen Ministerpräsidenten José María Aznar. Wir kamen zurück und haben gesagt, okay, die Länder betreiben inzwischen eine solide Politik, sie sind reif für den Euro. Aber wir waren leider nicht in Griechenland." An Olafs Wesen hätte andernfalls auch Griechenland genesen können.

Warum nur darf so ein patentierter Dummschwätzer von Talk-Show zu Talk-Show taumeln? Wir werden es demnächst erkennen, wenn der konservative Günther Jauch 2011 den ARD-Sonntags-Talk übernimmt und den Olaf Henkel wahrscheinlich zum Thema "Steuern sind Staatsterrorismus" einladen wird: Weil Moderatoren nicht ertragen können, wenn ihr geringer Bildungspegel von Talk-Teilnehmern übertroffen wird. Das kann dem Millionärs-Günther mit Henkel garantiert nicht passieren.