Du bist Charybdis und ich Scylla,
Du bist das Bitter und ich die Süße,
Du bist das Nichts, ich bin das Alles.
Aus "Le toi du moi", Carla Bruni
Manchmal schaut dieser oder jener Franzose neidisch nach Deutschland. Auch wenn die deutsche Regierung nicht viel bewegt, so ist sie doch ziemlich frei von Korruption und Rassismus. Frau Merkel moderiert das Nichtstun und kann so kaum Fehler machen, die aus Aktivitäten entstehen. Das ist in Frankreich anders: Denn Nicolas Paul Stéphane Sárközy de Nagybócsa, dem französischen Präsidenten, fällt alle Tage etwas Neues ein. Nur nichts Gescheites.
Während die Arbeitslosigkeit in Frankreich weiter steigt, die Einkünfte der Bauern sinken und die Zahl der Firmenschließungen wächst, grübelt Sarkozy über seine fallenden Umfragewerte: Nur noch ein Drittel der Franzosen ist mit seiner Arbeit zufrieden. Kein Wunder. Steht doch sein Arbeitsminister unter Korruptionsverdacht, ein Verdacht, der sich schnell auf den Präsidenten ausweiten könnte. In solchen Zeiten sucht und findet der Mann jene billigen Themen, die ihm die Wiederwahl im Jahr 2012 sichern soll.
Begonnen hatte es mit dem Kärcher-Programm, jenem mörderischen Versprechen, dass der Präsident den Pariser Vorstädten zur Zeit der Jugendunruhen gab: Er werde die Stadt "mit dem Kärcher vom kriminellen Pack reinigen". Eine Fortsetzung fand die Attacke gegen die häufig islamisch orientierten Jugendlichen in der von Sarkozy angestossenen "Debatte über die nationale Identität", die nur zur weiteren Stigmatisierung der fünf Millionen Muslime in Frankreich führte. Dann das franzöische Burka-Verbot: Als ob die maximal 2.000 Trägerinnen des Ganzkörperschleiers die Fundamente der Republik erschüttern würden.
Nun stehen die Zigeuner im Mittelpunkt der rassistischen Politik des Präsidenten: Straftätern ausländischer Herkunft, gemeint sind Yeniche und Roma, soll die französische Staatsangehörigkeit aberkannt werden. Seit Jahr und Tag sind die etwa 400.000 Roma, die in Frankreich leben, die "gens du voyage", französische Staatsbürger. Sie sollen in Kollektivhaft für Ausschreitungen in Saint-Aignan - wo einige in einem großen Trailer-Lager leben - genommen werden. Dass der Entzug der Staatsbürgerschaft nicht ein einziges der sozialen Probleme löst, ist dem Präsidenten gleich. Die rassistische Phrase soll sein Problem lösen: Die Wiederwahl.
Sarkozys Schwiegermutter, Marisa Bruni Tedeschi, nennt ihn gern den "ungarischen Zigeuner". Immerhin stammt sein Vater aus Ungarn. Nicht wenige Franzosen vermuten, dass der Fremdenhass ihres Präsidenten nur ein Reflex auf seine eigene ausländische Herkunft ist. Denn auch die Familie von Sarkozys Mutter stammt nicht aus Frankreich: Ihr Urgroßvater ist aus Griechenland eingewandert. Doch es geht Sarkozy um etwas ganz anderes. Um die Betäubung der Franzosen.
Die Narkotisierung à la Sarkozy ist weder sanft noch hat sie medizinische Hintergründe. Der Präsident will den Wählern solange mit dem Knüppel der Fremdenfeindlichkeit auf den Kopf hauen, bis sie seine Unfähigkeit, sein eitles Gehabe und sein Bündnis mit den Reichen gegen die Armen vergessen. In nationalistischer Betäubung, so hofft Sarkozy, könnten sie ihm erneut so viele Stimmen geben, dass es für eine weitere Amtszeit langt. Deshalb sollte man dem Mann einen neuen Namen geben: Narkozy. Abgeleitet vom französischen Wort "narcose" würde Narkozy, dann einen ehrlichen Namen tragen, der ihn treffend charakterisiert. So entlarvt könnte der Mann von Carla Bruni, zu jenem von ihr besungenen Nichts werde, das er tatsächlich ist.