Hatte sich im April Herr Müntefering mit seiner dramatischen Kapitalismuskritik in die Schlagzeilen geredet, folgt ihm Michael Wolffsohn im Mai auf dem Kriegspfad: Müntes Vergleich von bestimmten Investoren mit Heuschreckenschwärmen erinnerte Wolffsohn, den Professor an der Bundeswehruniversität, an antisemitische Begrifflichkeiten, die zuletzt den Nazis eingefallen seien. Alle Beteiligten am Spiel wissen natürlich, dass der SPD-Vorsitzende noch schnell die Wahl in Nordrhein-Westfalen gewinnen und davon ablenken wollte, dass die Sozialdemokraten heftig mit den Unternehmern schmusen. Aber Wolffsohn stellt sich nicht nur dümmer als er ist, er wird auch noch rassistisch: In der SPD , so lässt er wissen, kursiere eine schwarze Liste von hyperkapitalistischen Unternehmen, von denen »mindestens zwei jüdisch sind, bzw. jüdische Namen tragen.« Ach ja, was bitte sind denn jüdische Namen Herr Professor? Und was sind denn jüdische Unternehmen? Die deutsche Nachkriegsgesellschaft kennt amerikanische, deutsche, französische oder auch israelische Unternehmen. Dass ein Bundeswehrhistoriker neben nationalen nun auch rassische Kriterien bei Unternehmen sucht und findet, sollte seinem Dienstherren zu Denken geben.
Viel denkt sich Verteidigungsminister Struck, der Chef von Michael Wolffsohn, ohnehin nicht. Konnte der verhaltensauffällige Professor doch unlängst, ohne dienstrechtliche Folgen, in einer Talk-Show sagen: «Als ein Mittel gegen Terrorismus halte ich Folter oder die Androhung von Folter für legitim.« Was wäre wenn man Michael Wolffsohn nach dieser Ode an die Gefangenenquälerei nun unterstellen würde, er wolle Gestapo-Methoden einführen? Aber so blöde könnte wirklich nur Wolffsohn sein und der würde sich doch nicht selbst in die Nähe der Nazi-Polizei reden, oder?
Wer ist nun schrecklicher, Wolffsohn oder Müntefering? Ganz schwer zu entscheiden, sicher ist, dass sie beide Heu dreschen. Da weiss man, dass dabei kein Korn herauskommt. Nicht einmal für jene blinden Hühner, deretwegen die beiden Herren Wahlkampflauge zu bedeutenden Gebilden aufblasen.