Sie wurden beide mit goldenen Löffeln im Mund geboren: Maria-Elisabeth Schaeffler (geb. Kurssa), deren Urgroßvater zu den Begründern der Skoda-Werke gehörte und der 24 Jahre ältere Georg Schaeffler, der in einem Schloss in Lothringen aufwuchs, und den die heutige Witwe Schaeffler, die Dame mit der Continental-Übernahme, 1963 geheiratet hatte. Das soll man ihnen nicht neiden, aber aufhören soll man mit dem Gerede von den risikobereiten Unternehmern, die ihre Erfolge aus dem Nichts filtern. Vor allem dann, wenn das vorgebliche unternehmerische Risiko im Zweifelsfall vom Steuerzahler getragen werden soll nachdem Frau Schaeffler, durch die feindliche, aber in der Politik beklatschte Übernahme der Continental AG durch ihre Schaeffler KG, über 20 Milliarden Schulden angehäuft hat und jetzt ihren Duz-Freund, den Wirtschaftsminister Glos, um Staatsknete anbettelt.

"Unser Vermögen steckt im Unternehmen. Wir haben Gewinne immer in das Unternehmen investiert", sagt Frau Schaeffler, wenn man sie nach der eigenen Verantwortung fragt und nach ihrem Privatvermögen, das mit seinen 5 Milliarden ungefähr der vermuteten, aktuellen Deckungslücke entspricht. Zu diesem Vermögen, das angeblich immer in das Unternehmen gesteckt wurde, gehört auch ein üppiges Anwesen in Kitzbuehl: In der Nachbarschaft des Daimler-Chrysler-Geldversenkers Jürgen Schrempp und des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer könnte sie sicherlich ein gutes Gespräch über die deutsche Neidgesellschaft finden. Dass die Dame Schaeffler mit dem Privatjet nach Kitzbuehl fliegt, gilt in diesen Kreisen als selbstverständlich.

Wie immer, wenn man an den ein wenig älteren Vermögen kratzt, findet man auch im Falle Schaeffler Erstaunliches. Dass die Schaefflers sich dem Zugriff der russischen Besatzungstruppen entzogen und mit einem Teil der Produktionsmittel (zusammen mehr als vierzig Waggons voller Material und Maschinen) in die US-amerikanische Besatzungszone wechselten, gilt als normal. Doch obwohl die Brüder Georg und Wilhelm in die Produktion von Ersatzteilen für das US-Militär eingestiegen waren, wurde Wilhelm 1946 von den US-Militäradministration verhaftet und an die polnischen Behörden überstellt, die diesen Schaeffler-Gründer wegen Nazi-Verbechen suchten. Er saß dann auch fünf Jahre im Gefängnis. In der geschriebenen Firmengeschichte ist davon nichts zu finden.

Was man findet, ist die überreiche Dekoration der Maria-Elisabeth mit Orden und Ehrenzeichen. Die Spekulantin erhielt selbstverständlich schon 2001 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland, 2003 dann den Bayerische Verdienstorden und 2007 musste das Verdienstkreuz I. Klasse der Bundesrepublik Deutschland das Dekolleté zusätzlich garnieren. Damit sie auch wirklich gut geschmückt die Galas besuchen konnte, bekam sie 2008 noch das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Spötter meinten damals, sie sei nun endgültig aus der Metall- in die Edelmetallbranche aufgestiegen. Was sich auf der Firmen-Website auch findet, es ist Pseudo-Philosophie: "In einer Welt, die sich immer schneller entwickelt und in der die Halbwertszeit von Prognosen immer kürzer wird, bekennen wir uns als Familienunternehmen zu der Verantwortung, nicht mit Stillstand zu reagieren."

Diese angekündigte Bewegung brachte das Unternehmen dann auf die Idee, mit geliehenem Geld den Reifenhersteller Continental AG zu kaufen. Niemand sollte dem damit verbundenen Marketing-Geschwätz von den "Synergie-Effekten" glauben: Die Schaefflers fertigen im wesentlichen Kugellager, das hat mit der Reifenherstellung so viel zu tun wie mit der Glasfertigung: Beide Produkte findet man auch in Autos. Die Schaeffler-Family hat das Maul bei einem Finanzgeschäft weit aufgerissen und sich verschluckt: "Die Börse spielt verrückt. Das trifft alle Firmen", erzählt Frau Schaeffler jetzt wenn sie gefragt wird, so als ob sie nichts mit den riskanten Spekulationen zu tun hätte, die das Börsen-Spiel anheizten. Wenn sie sich doch an die eigene Aussage über die "Halbwertszeit von Prognosen" erinnern könnte. Doch Maria-Elisabeth setzt auf Alzheimer, nicht auf den eigenen, sondern auf den der Öffentlichkeit.

Zwar hat die Kanzlerin bereits ein "Nein" zur staatlichen Hilfe für die Schaeffler-Conti-Fusion formuliert, aber ein Nein aus der Merkelei hat eine noch geringere Halbwertszeiten als eine Schaeffler-Prognose: Es zerfällt von Tag zu Tag, von der privaten Hypo Real Estate zur staatlichen Hypo Real Estate, zum Beispiel. Regierungssprecher Thomas Steg bestätigte sogar, dass der Bund Wirtschaftsprüfer beauftragt hat, die finanziellen Verhältnisse der Schaeffler-Gruppe zu prüfen. Wer prüft will zahlen. Zwischenzeitlich hat die Schaeffler einen neuen Job übernommen: Sie wird Vorsitzende des "Frankfurter Zukunftsrates", einer Vereinigung, die Konzepte zur Globalisierung erarbeiten soll. Dort denkt sie dann gemeinsam mit so ehrenwerten Herren wie dem Unternehmensberater Roland Berger, dem CDU-Grünen Oswald Metzger und dem SPD-Befreiungsdenker Wolfgang Clement über solche "Aufgabenstellungen und Ziele" nach: "Soziale Gerechtigkeit wird in Deutschland als Verteilungsgerechtigkeit definiert und nicht auf der Basis von Leistung und Wettbewerb". Nach der Auffassung der Franfkurter Räte und ihrer neuen Vorsitzenden wird es gerecht sein, wenn Frau Schaeffler eine grobe Fehl-Leistung hinlegt, dafür aber bei der Verteilung von Staatsknete ausreichend berücksichtigt wird. Verschmockter geht´s nimmer.