Joschka Fischer? War das nicht der nette junge Politiker mit den Turnschuhen zum Anzug, der unerschrocken und durchaus folgerichtig einen Bundestagsvizepräsidenten als "Arschloch" titulierte? Doch, das war er. Aber wir werden alle älter. Nach vier gescheiterten Ehen, nach dem zehnten Dreiteiler von Armani und nachdem er sein frisch gefertigtes Wappen in die "Rhein-Main-Wappen-Rolle" hat eintragen lassen, entgleiten dem früher produktiven Unruhestifter nun andere Töne: "Afghanistan", schreibt der Ex-Außenminister in der "Süddeutschen Zeitung", ist als Schlachtfeld der regionalen Interessen und Brutstätte des islamischen Terrorismus viel zu gefährlich, um vom Westen ignoriert werden zu können." So ein Wappen hat Einfluss auf die Wortwahl, sie wird feudal, verschleiernd. Der Fischersche Klartext heißt: Die internationalen Truppen müssen unbedingt in Afghanistan bleiben.

Nun ist Fischer fraglos ein echter Terrorismus-Experte. Sein Auto hatte er schon mal an Leute verliehen, die an der Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers beteiligt waren. Ob er selbst Molotow Cocktails geworfen hat, ist schon deshalb nicht mehr festzustellen, weil die betreffende Staatsschutz-Akte im Büro des hessischen Ministerpräsidenten verloren ging, als der den Fischer zum Umweltminister machte. Auch zum Terror der Mullahs im Iran hatte er, in einem Artikel für die Zeitung "Pflasterstrand" eine eigentümliche Meinung: "Es tritt mehr und mehr wieder etwas Wesentliches in unserem Leben in den Vordergrund, das auch in der persischen Revolution eine elementare Bedeutung besitzt. Ich meine die Religion und das Heilige." Später, in einer Bundestagsrede 1986, stärkte er den "Mudjahedin", zu denen natürlich auch die Taliban gehören, den Rücken. Er hielt die Position "den Mudjahedin pauschal einen undemokratischen und antiemanzipatorischen Charakter zu unterstellen, für borniert, kurzsichtig und ideologisch einäugig."

Wenn Fischer heute eine Religion hat, dann hat sie mit der RWE AG (einem der vier großen deutschen Stromerzeuger und AKW-Betreiber) zu tun. Mit der RWE und deren österreichischem Partner schloss der ehemalige Außenminister einen Beratervertrag für das Projekt "Nabucco-Pipeline". Diese lange Leitung soll Erdgas aus Aserbeidschan, Turkmenistan und dem Iran nach Europa bringen. Und wie immer, wenn Energiekonzerne ihr Geschäft machen wollen, brauchen sie Ruhe in der Region. Da stört ein nicht befriedetes Afghanistan sehr: "Wenn die USA und die NATO aber Afghanistan sich selbst überlassen . . . dann spricht alles dafür, dass nach relativ kurzer Zeit die islamistische Gefahr noch größer werden wird" schreibt Fischer und steht damit in bester deutscher Politiker-Tradition. Hier kannte man schon die gelbe und die jüdische Gefahr. Anderen Religionen und Rassen ist eben nicht zu trauen, solange deutsche Waffen nicht für Ordnung sorgen und deutsche Interessen nicht geschützt sind.

Ein Federbusch ziert den Helm auf dem Wappen Fischers. Zwei Fleischerbeile auf dem Wappenschild erinnern an die Generationen von Metzgern, die von den Fischers hervorgebracht wurden, ein silberner Fisch steht als redendes Zeichen für den Namen des Wappenträgers. Es ist ein Gerücht, dass es Bestrebungen gibt, die Heraldik zu ändern: Der Fisch sollte durch einen Aal ersetzt werden, der für die kalte Glätte des Berufsopportunisten stünde, der ritterliche Turnierhelm könnte dem NATO-Stahhelm weichen und die Federbüsche müssten dringend durch einen Strauß Geldscheine aus dem Milliarden-Pipeline-Geschäft ersetzt werden. Nur die Beile, vielleicht mit herab tropfendem Blut verziert, könnten gut und gerne bleiben. Denn darum geht es, wenn Fischer "Regionale Stabilität" fordert: Um das Blut, dass für die wirtschaftlichen Interessen des Westens in Afghanistan vergossen wird. Ein Wahlspruch sollte das Wappen des Hauses Fischer sinnvoll ergänzen: "Blut für Gas - wie gut tut das".