Er sieht irgendwie nett aus, der Ressortleiter bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Joachim Käppner. Ein rundliches Gesicht, ein vages, durchaus sympathisches Lächeln, nicht mehr so viel Haare, eher ein deutscher Durchschnittsmann. Käppner ist im gemütlichen Bonn geboren, hat im beschaulichen Bonn studiert und wenn er keinen Hund hat, dann hat er eben eine Katze. Seine journalistischen Lebensstationen lesen sich wie aus dem Who-is-Who der gut bürgerlichen deutschen Blätter: Vom Bonner Generalanzeiger über das ZEIT-Magazin und das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt bis eben zur SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. So einer kann kein Faschist sein.

Denn ein Faschist, der überfällt doch kaltblütig anderer Leute Länder. Der hält sich und seine Rasse anderen Leuten gegenüber für überlegen, der liebt den Krieg und den Überfall, dem sind Tote scheißegal, der findet Gewalt geil, der wichst auf Bilder von Soldaten, die gerade einen Bauch aufschlitzen. Der gehorcht auf´s Wort wenn sein Chef sagt "sitz!" und wenn er selbst treten kann, dann tritt er. Kräftig in den Arsch. Diesem oder jenem Bimbo. Obwohl der moderne Faschist politisch viel zu korrekt ist, um so ein Wort in den lächelnden Mund zu nehmen. Also, der Joachim Käppner, der kann doch nie im Leben ein Faschist sein. Oder?

Jüngst philosophierte Käppner - unter Philosophie tut es der gewöhnliche Ressortleiter nicht mehr - in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über die "Zukunft des Krieges". Denn, da ist sich der Mann mit dem Lächeln sicher, der Krieg hat Perspektive. Und so ein wenig Speichel tropft ihm schon aus dem Mund, wenn er beschreibt, wie die Taliban bei Kunduz aus den Dörfern gedrängt wurden: "US-Spezialkommandos suchten nachts nach Taliban-Führern, starke Bodentruppen sicherten das Erreichte durch ein Netz neuer Stützpunkte". Ein "asymetrischer Krieg" schreibt der tapfere Mann, nur von seinem Schreibtisch geschützt, kann nur "mit boots on the ground . . . erfolgreich geführt werden". Hah, wenn er nur abkömmlich wäre in seiner Redaktion, er wurde seine Stiefel aber auf diesen oder jenen Boden stellen und den Kanaken in den diversen Ausländern mal zeigen was eine deutsche Harke ist.

Und er macht sich Sorgen, der SZ-Schreiber, sogar über die Drohnenkampagne der USA. Nicht, dass er sie für mörderisch, hinterhältig und irregulär hielte. Nein, sie sei ein "Beispiel für allzu viel Technikgläubigkeit". Zwar merkt er schon an, dass die Drohne auch das Leben Unbeteiligter kosten kann. Die seien dann eben "Opfer einer Technologie, die nur so gut sein kann wie die militärische Strategie, der sie dient." Man muss den neuen Mörder-Sprech übersetzen: Gäbe es präzisere Drohnen, wäre auch der Krieg besser. Und weil unser besorgter Stratege militärisch mitdenkt, will er die "Bevölkerung gewinnen". Dafür seien "Bodentruppen notwendig, und besser nicht zu wenige." Merkt er es? Merkt er, dass ihm der Krieg in anderer Leute Länder völlig selbstverständlich erscheint? Falls er es merkt, ist es ihm scheißegal, eben so, wie ein Faschist beschaffen ist.

Und weil er dem gewöhnlichen Faschisten auch in seiner Kriegspropaganda ähnlich sein will, lügt er frech, um vor seinen Lesern den Krieg zu rechtfertigen: "Nach 9/11 ist die NATO ja nicht aus Abenteuerlust an den Hindukusch gezogen, sondern weil die al Qaida dort ihre Terrorbasis errichtet hatte." Die 9/11-Täter kamen nicht aus Afghanistan, zumeist waren es Saudis. Osama bin Laden war im Land der Taliban isoliert und die USA verhandelten bis fünf Tage vor dem NATO-Überfall auf Afghanistan mit ihren alten Taliban-Freunden aus dem Krieg gegen die Sowjetunion über die Auslieferung bin Ladens. Sie hatten nur nicht genug Geduld oder wollten keine Geduld haben.

Der nette Joachim Käppner hat in seinem Lebenslauf zwei Stationen, die widersprüchlich erscheinen: Im Jahr 1984 studierte er ein Sommersemester lang an der Hebräischen Universität in Jerusalem und hatte im selben Jahr ein Praktikum bei der FINANCIAL MAIL im südafrikanischen Johannesburg. Wie kommt ein damals 23-jähriger auf die Idee ein Praktikum im Südafrika der Apartheid, der Folter, des täglichen Terrors zu machen? Wo er doch im allgemein als demokratisch geltenden Israel ein Semester lang studieren konnte. Wusste er von den guten Beziehungen Israels zur afrikanischen Diktatur? Liebäugelte er mit ihr?

Käppner ist natürlich inzwischen nichts anderes als ein Beispiel von vielen. In einem Land, in dem der Mehrheits-Journalismus einem Kanzler sein mangelndes "Engagement" im Irak-Krieg übelnimmt, in einem Land, in dem die Medien den Libyen-Krieg herbeischreiben und einen Dichter schriftlich lynchen, der vor einem Krieg warnt, ist Käppner wohlgelitten. Auch der kräftige mediale und politische Beifall für diesen oder jenen Bürgerkrieg kann den Mann nur in seiner festen Haltung unterstützen. Vielleicht bewirbt er sich mit solchen Kommentaren um einen Chefredakteursposten. Vielleicht will er unbedingt Redenschreiber bei Gauck oder von der Leyen werden. Vielleicht merkt er in seiner Gewöhnlichkeit gar nicht mehr, dass er faschistisches Gedankengut verbreitet.

Mehr Schmöcke gibt es hier:

http://www.amazon.de/Der-Schmock-Das-bekannte-Unwesen/dp/3844276165

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Wollen Sie mit dem neuen Schmock etwa andeuten, dass unser Land faschistisch sei?

Sarah Steinbrück
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Nein.

Uli Gellermann
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Ein kleiner Blick auf Wiki lueftet das Geheimnis

http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_K%C3%A4ppner

Im Leben des Herrn tauch in fast jeder Zeile taucht etwas mit "Holocaust, Nazi, Krieg" auf, sprich der Mann hat eine tiefen "Wir sind Schuld...

Ein kleiner Blick auf Wiki lueftet das Geheimnis

http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_K%C3%A4ppner

Im Leben des Herrn tauch in fast jeder Zeile taucht etwas mit "Holocaust, Nazi, Krieg" auf, sprich der Mann hat eine tiefen "Wir sind Schuld Komplex"..... den kann nur mit mehr Krieg heilen und sich "alternativlos" mit den Opfern solidarisieren, koste es was es wolle - bis zu eigenen Hirnvergewaltigung.

Aber es zeigt wohin unser Mainstream Media geht. Schade um die SDZ - hab sie immer gerne gelesen. Aber mein alter Kaefer (BJ 1963) braucht immer Papier fuer unter die Fussmatten, wenn es feucht wird.

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Joe Bildstein
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Gerade heute wieder in der Süddeutschen Zeitung: Stefan Kornelius entdeckt einen alten "Russischen Reflex", das sei der von "Reiz und Reaktion". Putin solle sich doch nicht so haben, der "schwadroniere" doch nur "vom Aufmarsch der Braunhemden",...

Gerade heute wieder in der Süddeutschen Zeitung: Stefan Kornelius entdeckt einen alten "Russischen Reflex", das sei der von "Reiz und Reaktion". Putin solle sich doch nicht so haben, der "schwadroniere" doch nur "vom Aufmarsch der Braunhemden", ja, des ukrainisch Parlament habe "im Rausch des Erfolgs Russisch als Amtssprache verboten" aber die Russen sollten doch gefälligst das "Freund-Feind-Schema" überwinden. Geschmeidig will er die berichtigte Sorge der Russen wegen der Osterweiterung der EU und der NATO kleinschreiben. Wie würden die USA reagieren, wenn Mexiko einen Militärpakt mit Russland abschliessen würde? Auf diesen "Reiz" hin würde die amerikanische Flotte vor den Küsten Mexikos paradieren und einen "Systemwechsel" einleiten, wegen der Freiheit der Mexikaner wahrscheinlich. Die SZ wird leider zunehmend zum Zentralorgan des deutschen Bellizismus.

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Fred Schnitter
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Ich kann ja Ihre Wut verstehen, aber den Käppner und seine Militärphantasien als faschistisch zu bezeichnen, das geht zu weit.

Markus Gärtner
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Danke Uli. Wie in Mainstream Medien eigentlich längst überholtes Gedankengut immer wieder propagiert wird oder naiv als selbstverständlich vorausgesetzt wird, wird in dem Artikel genüsslich ausgeführt und vorgeführt.

Das finstere Mittelalter ist...

Danke Uli. Wie in Mainstream Medien eigentlich längst überholtes Gedankengut immer wieder propagiert wird oder naiv als selbstverständlich vorausgesetzt wird, wird in dem Artikel genüsslich ausgeführt und vorgeführt.

Das finstere Mittelalter ist 2014 halt immer noch nicht ganz vorbei.

Dabei hat wohl die Sonne nach all dieser Zeit der Erde noch nie gesagt: "Du schuldest mir etwas."

Und die Menschheit ist eben immer noch nicht in der Lage, zu erkennen, dass unsere derzeitigen Strukturen von Menschen gemacht und veränderbar sind, und dass es an der Zeit ist, Wirtschaft und Gesellschaft frei von Schuld und Sühne und Krieg zu organisieren.

Da ist ein Joachim Käppner wahrlich in illustrer Gesellschaft. Schon Einstein hatte gesagt: "gesunder Menschenverstand: eigentlich nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."

Ich denke es ist lohnend, sich an dieser Erkenntnis zu orientieren: "Selbst nach all dieser Zeit hat die Sonne der Erde nie gesagt: "Du schuldest mir etwas."

Die Erde - die Natur - stellt uns Menschen genug zu Verfügung, wenn wir Wirtschaft nach ihren Gesetzen orientieren und nicht nach der geplanten Mangelsituation eines auf Schulden basierenden Geldsystems in dem wenige Reiche immer reicher werden auf Kosten der verarmenden Mehrheit..

Und auf dem Weg dahin ist es wohl unerlässlich, die Widersprüche und propagandamäßigen Manipulationen der immer noch Herrschenden aufzuzeigen und ihre Lächerlichkeit deutlich zu machen.

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Rainald Irmscher
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Sind Sie sicher, dass Ihre Antwort an Sarah Steinbrück richtig ist? Warum wird eigentlich die Quelle des Faschismus im Nazi-System verortet? Namensgeber für den Faschismus war doch die Partei Mussolinis und deren Verbrüderung mit dem Kapital...

Sind Sie sicher, dass Ihre Antwort an Sarah Steinbrück richtig ist? Warum wird eigentlich die Quelle des Faschismus im Nazi-System verortet? Namensgeber für den Faschismus war doch die Partei Mussolinis und deren Verbrüderung mit dem Kapital gegen das Volk und das bereits vor der Verbrüderung mit Hitler.
Und wen ich mir unser politisches System so anschaue, ist es doch näher am Faschismus als an einer Demokratie, denn regiert wird mit und für das Kapital und gegen das Volk.

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Gert Flegelskamp
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Das Land in dem wir leben ist nicht faschistisch: Es existiert kein staatlicher Rassismus, die Linke sitzt nicht in KZ´s, niemand wird in den Kriegsdienst gepresst und was der Nazi-Merkmale mehr sind. Was es allerdings gibt ist eine zunehmende...

Das Land in dem wir leben ist nicht faschistisch: Es existiert kein staatlicher Rassismus, die Linke sitzt nicht in KZ´s, niemand wird in den Kriegsdienst gepresst und was der Nazi-Merkmale mehr sind. Was es allerdings gibt ist eine zunehmende öffentliche Kriegsbereitschaft. Um die geht es wenn ich dem Käppner die Verbreitung von "faschistisches Gedankengut" vorwerfe.

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Uli Gellermann
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Habe mich schon gefragt, wann diese Kolportagen in der Buchhandlung zu finden sind. Seit dem frühen Enzensberger hat da nur Daniela Dahn ein wenig die Lücke gefüllt.

Dario Fo
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Schmachtend liege ich Ihnen wieder einmal zu Füßen ob dieses köstlichen Schmocks, verehrter Herr Gellermann! Besonders herzlichen Dank dafür, dass Sie nicht vor dem bösen F...-Wort zurückschreckten und Tacheles geschrieben haben. Ihre kleine...

Schmachtend liege ich Ihnen wieder einmal zu Füßen ob dieses köstlichen Schmocks, verehrter Herr Gellermann! Besonders herzlichen Dank dafür, dass Sie nicht vor dem bösen F...-Wort zurückschreckten und Tacheles geschrieben haben. Ihre kleine Abhandlung über den allgemeinen Faschismus ist ein (Alb-)Traum! Jeder Satz ist in seiner ekelhaften Wahrheit eine willkommene Kotzhilfe.
Selbstverständlich ist Joachim Käppner ein Schreibtisch-Faschist. Und es ist wichtig, das genau so zu benennen. Und ich frage mich wieder einmal, was in einer solchen Biografie schief gegangen sein muss, die eine derartig menschenverachtende Haltung generiert? Hey, und der Sack schreibt für ein sich als Qualitätsmedium schimpfendes Drecks-Blatt! Einfach unglaublich. Ich frage mich eh, woher die SZ diesen merkwürdigen Ruf herhat, ein angeblich liberales Blatt zu sein? Das muss vor meiner Zeit hier gewesen sein. Bloß wegen ihrer traditionell kritischen Distanz zur CSU? Das ist doch lächerlich. Außer den hausinternen Feigenblättern wie Prantl und Leyendecker kann ich weit und breit nichts erkennen, was diesen Ruf rechtfertigte. Und auch Prantl und Leyendecker sind mit Vorsicht zu genießen. Das Blatt wird doch hauptsächlich von Figuren wie dem neoliberalen Wirtschafts-Schweinchen Marc Beise (er sieht wirklich so aus), dem pathologischen Chefbellizisten-Bubi Stefan Kornelius und solchen Typen wie seinem Faktotum Käppner dominiert.

Und nochmals besonderen Dank für einen so deutlichen, kraftvollen Satz wie diesen: „Der Faschist...wichst auf Bilder von Soldaten, die gerade einen Bauch aufschlitzen“! Ausnahmsweise einmal nicht, weil ich eh eine Präferenz für diese Ausdrucksweise pflege, sondern weil er schlicht, ich wiederhole mich, die ganze eklig-hässliche Wahrheit ausdrückt.

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Reyes Carrillo
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Den Käppner hatte ich mir ohnehin für meinen Symposiums-Beitrag "man muss zum Krieg planvoll erziehen" vorgenommen.

Deshalb danke für Deine klaren Worte!

Klaus-Jürgen Bruder
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Da sitzt jedes Wort. Bedenkt man, das die Süddeutsche die Tageszeitung mit der höchsten verkauften Auflage ist, gerne auch von den eher gebildeteren Schichten gelesen wird, und rechnet man die Leserschaft des eigentlichen Zentralorgans von...

Da sitzt jedes Wort. Bedenkt man, das die Süddeutsche die Tageszeitung mit der höchsten verkauften Auflage ist, gerne auch von den eher gebildeteren Schichten gelesen wird, und rechnet man die Leserschaft des eigentlichen Zentralorgans von Atlantis, der ZEIT, hinzu, dann weiß man, warum dieses Land auch nach dem Verschwinden jeder Interessenübereinstimmung mit den USA noch so tickt, wie es tickt.
Dem jetzigen Redenschreiber des Bundespräsidenten kann Käppner jedoch nicht das Wasser reichen: Thomas-Kleine Brockhoff, direkt aus der Washingtoner Zentrale des German Marshall Fund abgeordnet, zuvor ZEIT-Redakteur, wie seine Kollegin Constanze Stelzenmüller, die das Berliner Büro des GMF bewacht. Wie sagt Karl Valentins Buchbinder Wanninger nach seiner vergeblichen Telefon-Odyssee? Saubande, dreckerte.

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Jochen Scholz
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