Noch rätseln Teile des Parlamentes, ob ein Kongo-Einsatz der Bundeswehr sinnvoll ist. Die Zweifel reichen bis tief in die CDU und die SPD. Sogar der Bundeswehr-Verband hält den den Einsatz "für eine Show, die das Leben deutscher Soldaten nicht wert ist." Da meldet sich der Bundespräsident von Merkels Gnaden, was nicht mit begnadet zu verwechseln ist, und weiss es besser: Ab in den Kongo, empfiehlt er im Vorgriff auf eine Meinungsäußerung des Parlamentes und zeigt sich damit seiner bisherigen, notorischen Kariere würdig.
Denn der Kriegsfreiwillige Köhler ist kein Unbekannter. Enthob er doch, als Staatssekretär im Finanzministerium unter Theo Waigel, den ersten Chef der Treuhand von der "Haftung für grobe Fahrlässigkeit". Diese Liquidation der Haftpflicht mündete dann ziemlich schnell in die Zerschlagung und Verschleuderung der DDR-Wirtschaft zugunsten westdeutscher Konzerne. Mit den bekannten Folgen: Kaputte Wirtschafts-Landschaften im Osten, blühende Profite im Westen.
Auch der Griff in die bundesrepublikanische Rentenkasse zur Finanzierung der deutschen Einheit, rund 300 Milliarden Euro wurden "transferiert", fiel in die Amtszeit des Staatssekretärs Horst Köhler. Unter dieser kalten Enteignung der Beitragszahler leidet die Rentenkasse immer noch. Sie ist, lange bevor die "Generationenlücke" auftauchen wird, der Hauptgrund für die Schieflage des Rentensystems.
Alles nix gegen Köhlers letztes, vorkongolesisches Auslandsengagement. Als der Herr noch Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) war, verpasste der IWF den Argentiniern eine Wirtschafts-"Reform", die das Land in tiefe Armut und Depression stürzte, die erst zu bremsen war, als die argentinische Regierung genau das Gegenteil von dem tat, was Köhler als Rezept verkaufte. Auch in Deutschland weht der Köhlersche IWF-Geist mit den bekannten Folgen: 40 Prozent mehr Dividende für DAX-Unternehmen, 20 Prozent weniger Investitionen und immer weniger Arbeitsplätze.
Wer so denkt und handelt wie Horst der Wirtschaftsexperte, dem applaudiert zur Kongo-Haltung natürlich auch der "Afrika Verein", eine Außenwirtschaftsvereinigung deutscher Unternehmen. Doch anders als Köhler, der seine Haltung mit humanitärem Geschwätz verbrämt, sagt ein Sprecher des Vereins worum es wirklich geht: "Da kann man im großen Stil Geld machen und der Kuchen wird jetzt verteilt."
Der Stilist Köhler kann, wenn die freie Wirtschaft ruft, nicht abseits stehen. Zwar mahnt er, "dass für diesen Einsatz ein politisches Konzept einschließlich einer durchdachten "exit strategy" entwickelt werden sollte. Aber Köhler weiß genau, dass es kein politisches Konzept gibt und dass die Strategie eher auf Exitus denn auf Exit hinausläuft. Auch deshalb kann man nur wünschen, dass der Bundespräsident den Kongo bald besucht.