Als Günther Beckstein noch im »Christlichen Verein Junger Männer« Funktionär war, galt er als eher zurückhaltend und unscheinbar. Auch in seiner Amtszeit als Staatssekretär bei Edmund Stoiber war nicht viel von ihm zu hören und zu sehen. Zumal er in dieser Zeit tief gebeugt durch die Gänge schlich: Sein Herrchen hätte ihn sehen können., da wollte er lieber eine devote Haltung einnehmen. Aus der Rolle des unscheinbaren Duckmäusers fiel Beckstein erst, als er den Terrorismus entdeckte. Nicht, dass Beckstein wirklich an all das glaubt, was er zum Terrorismus erzählt. Aber er hat die islamische Gefahr als Vehikel für seine Karriere entdeckt: Je größer das Gespenst des Terrorismus, um so bedeutender wird der Anti-Terrorist.

Erst jüngst quoll ihm mal wieder eine ernsthafte Bedrohung aus dem Mund. Keine Fakten, keine Hintergründe, nur Kulisse: »Wir dürfen nicht erst warten, bis ein verheerender Anschlag auf Deutschland verübt wird.« Deshalb sollen wir seine Vorschläge zur Verheerung der deutschen Demokratie unterstützen, den Einsatz der Bundeswehr im Inneren und die Online-Durchsuchung von Computern. Schon vor Jahren prophezeite der bayerische Innenminister, dass der »Anschlag kommt«. Der Prophet des Terrors kennt sich natürlich bei Muslimen blendend aus, deshalb weiß er auch, »dass bei einem liberalen, toleranten Moslem die Religionszugehörigkeit nicht in die (Verdächtigen-) Datei aufgenommen wird, bei den anderen dagegen schon.«

Es ist die kranke Phantasie eines Minderbegabten, die den Beckstein zum zähesten deutschen Terror-Spezialisten werden ließ. Der Jurist, der eine Doktorarbeit zum Thema "Gewissenstäter im Straf- und Prozessrecht" abgeliefert hat, wusste damals noch um mildernde Umstände: Als in den Fünfzigern die katholische Jugend den Film »Die Sünderin« in den Kinos gestört hat, war das zwar dem Doktoranden Beckstein nicht recht, aber ein klammheimliche Billigung musste er doch konstatieren. Dieser verengte Blick auf christliches Gewese, diese Sorgen vor ein paar Zentimetern nackter Haut der Knef, diese volksdümmliche Hinterwaldpolitik braucht die Projektion auf den Feind, den fremden, bösen Moslem. Und der Minister erkennt sie auch sofort: »Es gibt Leute, denen sieht man an, dass es eine Sünde wäre, sie nicht zu kontrollieren.”


»Heute war deine Krawatte schief und außerdem warst Du nicht gekämmt«, würde seine Frau manchmal nach seinen Auftritten sagen, deshalb, so Beckstein, sei sie seine größte Kritikerin. Das Frauenbild des designierten bayerischen Ministerpräsidenten ist von dem fundamentalistischer Muslime so weit nicht entfernt. Er sieht Frauen lieber zu Hause, an Heim und Herd. Möglicherweise liegt hier der zweite Grund seiner Besessenheit im »Kampf gegen den Terror«. Verwandte hasst man immer mehr als Fremde.