Daniel wer? Herr Daniel Schwammenthal war bis zu seinem jüngsten Auftritt bei Sabine Christiansen nur Fachleuten bekannt. Der politische Kommentator des »Wall Street Journal«, der Zeitung für die deutlich besser Verdienenden, wird dort als Wadenbeißer gehalten. Schon lange hält er Deutschland für einen »Musterfall eines abschreckenden Beispiels«. Wenn er nicht gerade die Deutschen ankläfft, stärkt er George W. Bush den Rücken, den er zum Beispiel als »ehrlichen Makler« für den nahen Osten bezeichnet. Es ist schon eine Schande, wie der Berufsstand der Makler von manchen Schreibern in den Dreck gezogen wird.
Nun sitzt unser Daniel zwar nicht in der Löwengrube - es gibt Leute, die das »Wall Street Journal« eher für den Heuschrecken-Käfig halten - aber ein guter Resonanzboden für öffentlichen Krawall ist das »Journal« eher nicht. Wenn einer, den kaum einer kennt, also von dort auf sich aufmerksam machen will, muss er schon laut brüllen.
Schwammenthal hat das mit ziemlichem Erfolg versucht, als er den Europäern anlässlich des Besuch der amerikanischen Außenministerin »gespielte Entrüstung« vorwarf und die arme Frau Rice mit folgender Sentenz anschleimte: »Wäre die Außenministerin nicht so diplomatisch«, schrieb er in der Europa-Ausgabe des Journals, »hätte sie ihre Reise abgesagt und verkündet, dass sie erst wieder kommt, wenn die Politiker des Kontinents sich entschieden haben, erwachsen zu werden.«
Man muss Frau Merkel und die wenigen anderen europäische Politiker, die aus einer gebeugten Haltung heraus und mit verhaltener Stimme gefragt haben könnten, ob die Amerikaner vielleicht mit CIA-Flugzeugen die Folter nach Europa exportiert haben oder doch eher nicht, wirklich gegen jeden Anti-Bushismus-Vorwurf verteidigen: Sie haben es mit einer lästigen Öffentlichkeit zu tun, die diese blöde Frage nach der nationalen Souveränität stellt und die man manchmal einfach beruhigen muss.
Und gerade um diese Öffentlichkeit macht sich Schwammenthal große Sorgen, er glaubt nämlich, dass man besonders in Deutschland, »keine ordentliche Diskussion über den Kampf gegen den Terrorismus führen kann: »Da werden aggressive Verhörmethoden sofort als Folter abgetan.«
Das ist wirklich ein Jammer: Den Kopf bis zum Kollaps unter Wasser halten, Dunkelhaft bis zum psychischen Zusammenbruch, ein paar kleine Elektroden an den Genitalien, all diese mühsame Arbeit von Verhörspezialisten zur Wahrheitsfindung wird einfach abgetan, missachtet. Als ob das für die Jungs vom CIA so einfach wäre: Erst müssen die Terror-Verdächtigen von der Straße weggefangen werden. Dann bekommen diese optionalen Terroristen auch noch Luxusflüge in exotische Länder um später, bei freier Kost und Logis, intensives Entertainment genießen zu können. Da würde sich mancher Pauschaltourist die Finger nach lecken.
Es ist schwer zu entscheiden, wer unappetitlicher ist, Sabine Christiansen, die ihre Talkshows so zusammensetzt und moderiert, dass ein gewünschtes Ergebnis bereits vorher feststeht, oder solche Kolumnisten wie Schwammenthal, der sich mit seinem Mantra zum deutschen »Anti-Amerikanismus« in die Show reinschreibt. Ich habe mich diesmal, schweren Herzens, für Daniel Schwammenthal entschieden, den kleinen Meister der Kurzschlüssigkeit, der zu gerne eine wirklich ordentliche Debatte über den Terrorismus führen würde.