Die Merkelei zeigt erste Konturen: Zum Staatsminister für Kultur hat die Kanzlerin den Landesvorsitzenden der Bremer CDU, Bernd Otto Neumann, ernannt. Und so wie der Bock gerne in Gärten arbeitet, so ist auch Neumann in seltener Weise für seinen neuen Job qualifiziert.
Ende der 70er tauchte an Bremer Schulen ein nicht sehr gescheites Gedicht von Erich Fried zum Vergleich der RAF-Verfolgung und der Nazi-Bewältigung auf. In der politischen Diskussion um dieses Gedicht meinte Neumann »so etwas würde ich lieber gleich verbrannt sehen."
Eine wirklich geschmackvolle Bemerkung einem Menschen gegenüber, der durch den Einmarsch der Nazis in Österreich »aus einem österreichischen Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelt« wurde (Erich Fried). Viele Verwandte von Fried hatten, von den Tagen der Pogromnacht bis zu den Öfen von Auschwitz, mit dem besonders deutschen Feuer Bekanntschaft machen müssen.
Nun könnte man ja sagen, dass die Äußerung von Neumann schon lange her und in der Hitze einer politischen Debatte geäußert worden ist. Wirklich spannend ist immer was so einer sagt, wenn die Äußerung raus ist und er merkt, dass sie seiner Karriere nicht dienlich war: »Ich gebe zu, dass diese Äußerungen zu Missverständnissen Anlass gibt. Mir aber zu unterstellen, ich habe der Bücherverbrennung das Wort geredet, ist absurd« (Bernd Otto Neumann). Nicht Neumann hat sich missverständlich, genauer gesagt unanständig ausgedrückt, die ihn zitieren sind es: Nicht der Dieb ist schuld, sonder die `haltet ihn´ rufen.
Immerhin hat der Herr Neumann schon mal was von der Bücherverbrennung gehört. Wohl deshalb ist der neue Staatsminister auch ein Freund des geplanten Vertriebenen-Zentrums in Berlin. Denn die Verbrennung der Bücher war für die Nazis nur eine billige Ersatzhandlung, die Schriftsteller standen zum Verbrennen nicht mehr zur Verfügung, die hatte man bereits vertrieben. So wird also demnächst, unter dem Patronat von Bernd Otto Neumann, in Berlin ein Zentrum des Exils entstehen, in dem an die Vertreibung und Flucht der Manns, der Feuchtwangers, der Seeghers, der Brechts und der vielen anderen erinnert wird.
Mag sein, dass diese Äußerung von mir zu Missverständnissen Anlass gibt. Mir aber zu unterstellen, ich habe den Herrn Neumann ein unverbesserliches Arschloch genannt, ist absurd.