Ein Ruch von Frieden breitet sich aus, eine zarte Stimme zirpt aus den Zeilen der "Süddeutschen Zeitung" am Samstag letzter Woche: Antje Vollmer, Mutter Theresa der Grünen, warnt vor einem Vietnam unserer Tage und meint Afghanistan. Es ist viel Richtiges im Artikel der Vollmer zu lesen. Schon der Verweis auf ein mögliches Vietnam scheint eine Kampfansage an die bisherige Grünen-Linie der endlosen Zustimmung zu jedem noch so absurden Afghanistan-Beschluss der Parlamentsmehrheit zu sein.
Richtig ist die Vollmersche Feststellung, dass eine Trennung von Kriegs-und Friedenseinsatz, solange beides in Uniform vor sich geht, nicht möglich ist. Richtig ist ihre Feststellung, dass ein Brückenschlag zwischen Kabul und den Regionen nicht gelungen ist. Auch richtig ist, dass die Zahl der Toten, trotz oder wegen der Einsätze, ständig steigt. Das allerdings kann man beim CSU-Politiker Gauweiler auch und besser nachlesen. In Vorbereitung des Grünen-Sonderparteitages, der über die Afghanistan-Position der einstigen Friedenspartei entscheiden soll, hätte man es von der langjährigen und einflußreichen grünen Bundestagsabgeordneten Vollmer gerne etwas konkreter.
Doch wenn sie sich verbal dem Sonderparteitag der Grünen nähert, wird es eher ungenau: Mit nüchternem Blick solle man die Anträge zum Parteitag lesen, ist ihre Konsequenz aus einer Zustandsbeschreibung, die für Afghanistan kaum Hoffnung sieht. Wer dann tatsächlich die Anträge zum annoncierten Parteitag liest, der reibt sich die Augen: Fünf Anträge und kein einziger, der ein wirkliches Ausstiegsszenario verlangt. Es geht vom Antrag des Vorstandes, der zynisch bittet: "Die Bundesregierung muss nun nachweisen, dass der beantragte Tornado-Einsatz für einen Erfolg von ISAF unverzichtbar ist." Wohl wissend, dass es sich um eine Scheinforderung handelt und man jedem billigen Alibi zustimmen wird. Bis zum Antrag Nummer fünf, der immerhin zaghaft die Umwandlung des Militärischen ins Polizeiliche herbei wünscht. In allen Anträgen geht es um den Rückzug der deutschen Spezialtruppen an der Seite der USA, was sicher ein Zeichen sein soll und ganz sicher eins ist, das der gewöhnliche Afghane nicht versteht. Das alles ist, mit "nüchternem Blick" betrachtet, Augenwischerei.
Wie auch ein Appell von Frau Vollmer, der nicht ihre eigene Rolle beim Ingangsetzen des Bundeswehreinsatzes beleuchet, die beliebten Nebelkerzen wirft: Sie hat damals zugestimmt und erklärt bis heute nicht warum. Frau Vollmer sitzt gerne im Berliner Restaurant "Florian" und kungelt mit dem Mehrheitseinpeitscher der Grünen, Herrn Bütikofer, der über ein dürres Herz und dicke Hüften verfügt und ansonsten den grünen Mangel an intelligentem Personal illustriert. Sie selber stilisiert sich zur Friedensfee, ist aber zwischen den Zeilen ihre Artikels einfach zu durchschauen: Sie unterstützt die Bemühungen der Grünen sich optisch von der Bundesregierung abzusetzen - immerhin ist man in der Opposition - sich aus Afghanistan abzusetzen, das geht ihr dann doch zu weit. So etwas, Frau Vollmer, muss man verschmockt nennen oder, übersetzt, unehrlich.