Wir sind wegen Eric B. in Afghanistan. Ganze 3.500 Soldaten jetzt schon, aber es müssen, wegen Eric B., einfach mehr werden und sie müssen sich auf ein paar Jährchen mehr einrichten. Weil Afghanistan zum »Schutzraum« von Terroristen geworden sei, die von dort aus »ganz große Anschläge vorbereiten könnten« schreibt Frau Ramelsberger im Magazin der »SZ« und weiß außerdem, dass Eric B., ein deutscher Islam-Konvertit, »mit seinem europäischen Aussehen und seinem saarländischen Akzent« leicht Zugang zu den Lagern der deutschen Soldaten finden könne.

Man muss schon sehr arm an Gedanken und sehr korrupt sein, um Lesern den Verbleib deutscher Truppen in Afghanistan mit so dummem Zeugs erklären zu wollen: Weil sich deutsche Truppen in einem fremden Land ohne jedes Recht aufhalten, riskieren sie Anschläge, deshalb bleiben sie lieber noch länger und man muss mehr davon stationieren. Mit einer solch dämlichen Argumentation kann man, mit mehr Grund, weite Teile Pakistans besetzen. Auch ein Einmarsch nach Israel/Palästina bietet sich an, und schließlich würden auch die USA gerne deutsche Truppen im Irak sehen, ganz gewiss ein »Schutzraum« für Terroristen seit dem Einmarsch der Willigen.

Frau Ramelsberger gehört zu jener Kategorie von Kriegsfreiwilligen, die sich an ihren Schreibtischen natürlich nicht die Hände schmutzig machen, die aber von diesen gut dotierten Posten aus immer wieder blutige Strategien für andere erfinden. Die ehemalige Klosterschülerin Ramelsberger gilt, ihres jüngsten Buches wegen ("Der Deutsche Dschihad"), als Terror-Expertin. Manchmal ist der vorgebliche Experte nur Opfer seiner Phobie: "Die Gerüchte gibt es schon lange, Gerüchte über ganze Straßenzüge, in denen Jugendgangs das Sagen haben und nicht die Polizei. Gerüchte über arabische Großfamilien . . ." Zwar sollte die Absolventin einer Journalistenschule, die auch schon für die Nachrichtenagentur Associated Press, den "Spiegel" und die "Berliner Zeitung" gearbeitet hat, wissen, dass Gerüchte noch keine Nachricht sind, aber wenn man "Angst vor Ghettos" produzieren will, dann wird aus dem wiederholten Gerücht fast schon eine Wahrheit.

Verhaltensauffällig wurde die Ramelsberger auch mit einem Jubelartikel über den Staatssekretär August Hanning: "Wie der Chef des Bundesnachrichtendienstes eine Behörde umkrempelt". Dass die Behörde auch und gerade in der Amtszeit Hannings in eine Reihe von Skandalen verwickelt war, dass darunter auch der beschämende Fall Kurnaz war, das schien der in Vilshofen geborenen Dame offenkundig entfallen zu sein. Statt dessen ein epigonaler 007-Trailer: "Die Männer (Steinmeier, Uhrlau, Hanning) kooperieren geräuschlos. So geräuschlos, dass kein Ton aus der kleinen Lage im Kanzleramt dringt". Tatsächlich wurden die deutschen Medien so gründlich angeschwiegen, dass sich die Spur der BND-Skandale langsam verliert. Dass ausgerechnet eine Journalistin eine solche, die Pressefreiheit beschädigende Haltung bejubelt, nimmt sich schon seltsam aus.

In Ihrem Buch, dessen Unterzeile den verkaufsfördernden Titel "Islamisten planen den Anschlag" trägt, stellt sich Ramelsberger hinter Schäubles Forderung nach der Online-Durchsuchung. Ein Interesse an den politischen, kulturellen und sozialen Zusammenhängen, aus denen Terrorismus entsteht, ist der Journalistin nicht zu eigen. Wissend schreibt Sie, dass es in Afghanistan "Sprengstoff in Massen gibt". Und weil ihr zwar kein guter Grund einfällt, warum deutsche Truppen in Afghanistan sind, ist sie um so sicherer: "Ein Rückzug der Truppen wäre allerdings noch viel riskanter, warnen die Sicherheitsexperten." Die extrem unseriösen Blätter des Springer-Verlages zitierten immer gerne den anonymen Taxifahrer, wenn sie die Volksmeinung zu ihren Gunsten umbogen. Frau Ramelsberger benutzt den anonymen Sicherheitsexperten, wenn sie Ängste schüren und die Militarisierung deutscher Außenpolitik rechtfertigen will. Seriöser ist das auch nicht, aber ähnlich perfide.