Unter dem beifälligen Kopfnicken solch redlicher Männer wie dem Verteidigungsminister Jung und dem Vizekanzler Frank Kurnaz Steinmeier hat sich US Präsident Obama nun entschlossen, die Zahl der US-Truppen in Afghanistan auf 55.000 Mann aufzustocken: "Al Kaida und die Terroristen vom 11. September sind in Pakistan und Afghanistan." Da muss natürlich aufgeräumt werden. Diese Nachricht hört sich, kurz vor der Afghanistan-Konferenz in Den Haag, nach dem bewährten Rezept "Viel hilft Viel", an. Immerhin sind schon weitere 30 000 ausländische Soldaten im Land stationiert. Auch wenn die ausländischen Truppen fast die Zahl der sowjetischen Truppen der achtziger Jahre erreichen: Es reicht nicht.
Wenn man annimmt, dass von den etwa 28 Millionen Afghanen rund ein Viertel, also etwa 7 Millionen waffenfähige Männer sind - und jeder weiß, wozu der afghanische Mann fähig ist - dann kommen auf einen westlichen Anti-Terror-Kämpfer fast Tausend terroristische Afghanen. Das ist nicht zu bewältigen. Nun mag es den humanitätsduselnden Einwand geben, dass nicht unbedingt jeder männliche Afghane auch zugleich Terrorist ist. Doch ist diese Annahme, nach sieben Jahren fleißigen Tötens unwahrscheinlich: Rund 100.000 Afghanen sind in diesen Jahren gestorben, darunter auch jede Menge Kollateral-Kinder und -Frauen. Und hat der Krieg aufgehört? Na, also.
Es muss doch möglich sein, den neuen Wahlspruch des Präsidenten "Wir werden Euch besiegen", von dem man annimmt, er hat ihn aus dem reichen Zitatenschatz seines Vorgängers entlehnt, endlich zu verwirklichen. Denn wenn die immer noch größte Militärmacht der Welt das kleine Afghanistan nicht besiegen kann, wie sollte sie dann die Chinesen abwehren, wenn die ihr geliehenes Geld zurück haben wollen? Man sieht, es geht um viel mehr als nur um den Hindukush. Es geht um "Das amerikanische Volk", so Obama in seiner Rede, es "soll verstehen, dass wir ein klares Ziel haben".
Woran erkennt man einen Terroristen? Geht man nach den Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen, dann begründet bereits das Mitführen von Flüssigkeiten und das Tragen spitzer Gegenstände einen dringenden Tatverdacht. Auch ein Afghane kommt ohne die genannten Utensilien kaum aus. Dazu trägt er zumeist einen vermummenden Bart, glaubt an den Koran und spricht eine dieser Sprachen mit den vielen Rachenlauten. Der ehrliche Terrorbekämpfer muss zugeben: Jeder von denen in den Straßen von Kabul und auf den Bergpfaden rund um den Khyberpass könnte einer sein. Und tatsächlich handelt die US-Armee in Afghanistan und den grenznahen Gebieten Pakistans schon lange nach dieser Erkenntnis.
Unbemannte Drohnen zerstören dieses oder jenes zerlumpte Dorf, Gebirgsnester werden bombardiert, ohne Ansehen der Personen, die dort wohnen. Patrouillen der US-Armee treiben Ziegenhirten vor sich her und erschießen diesen oder jenen mit hohem Aufwand. Als gäbe es keine Städte! Allein in Kabul leben um fünf Millionen Einwohner. In Kandahar wohnt fast eine halbe Million, und selbst in Kundus, Mazar-e-Scharif oder Herat kann man mehr erreichen, als bei diesem Verzetteln in den einsamen Gegenden. Man muss sich "klare Ziele" stellen. Dazu gehört im ersten Schritt, die Kampfgewichte fair zu verteilen. Sicher, die Afghanen sind schlechter bewaffnet als die Invasionstruppen. Aber um den ausländischen Truppen eine faire Chance zu geben, muss die Zahl der männlichen Afghanen zumindest auf etwa zwei Millionen gesenkt werden.
Jetzt mag mancher Gutmensch einwenden, eine solche Forderung sei unrealistisch. Doch wer zum Kosovo blickt, dessen 2,1 Millionen Einwohner von 7.000 amerikanischen Soldaten bewacht werden, der wird aufmerken: Aus dem Kosovo hört man keinen Piep, alles ruhig und friedlich und wenn doch mal was zu hören ist, dann sind es vereinzelte Schüsse zwischen den Einwohnern. Wir werden leider jeden dritten männlichen Afghanen töten müssen, um diese idyllische kosovarische Situation in Afghanistan herzustellen. Bevorzugt in den Städten, denn die Zeit rennt uns weg. Es gibt noch andere internationale Brennpunkte, in denen die US-Armee agieren muss. Dieser Akt der Fairness würde auch Platz machen. Zum Beispiel für die Palästinenser, die auf israelischem Gebiet doch eher störend wirken. Aber das wäre dann ein neues, "klares Ziel".