"USA knöpfen sich den Jemen vor" titelte jüngst die Zeitung "taz" und setzt sich so an die deutsche Spitze des Anti-Terror-Kampfes: Diese jeminitischen Burschen knöpfen wir uns mal vor denkt das grün inspirierte Blatt und recht hat es. Schließlich hat der amerikanische Luftschlag - wahrscheinlich als vorbeugende Antwort auf einen Anschlag, der nicht stattgefunden hat von einem Nigerianer, der mal im Jemen war - im jemenitischen Dorf al Maajala jede Menge Kinder und Frauen erwischt. Dort, so sagte uns die CIA, deren saubere Quellen schon prima Begründungen für den Krieg im Irak geliefert hatten, saß die Al Kaida. Jetzt aber nicht mehr, soll der Vorknöpfer der "taz" triumphierend festgestellt haben.
Schon lange hat die deutsche Bundeswehr begriffen, dass Al Kaida letztlich überall ist und sendete deshalb schon vor Jahren die Fregatte "Lübeck" zu einem Sondierungsbesuch nach Aden, dem wichtigsten Tiefwasserhafen im Jemen, von dem aus diese Al Kaida-Dörfer in Somalia, Saudi Arabien, Sudan und dem Iran prima mit Cruise Missiles zu erreichen sind. Schon vorher hatten unsere blauen Jungs von der Fregatte "Karlsruhe" ein gemeinsames Seemanöver mit jemenitischen Seestreitkräften durchgeführt. Denn die Al Kaida ist nicht nur im Dorf, sie kann auch im Boot stecken. Leider waren die USA schneller als wir: Bereits seit 2003 schießen sie mit ferngesteuerten Predator-Flugdrohnen, die von gegenüber, aus Dschibuti, starten, auf jeden Al-Kaidaisten, den sie kriegen können. Auch wenn nur eine der Raketen schon erhebliche 58.000 Dollar kostet, lohnt es sich doch, denn mit dem Al Kaida-Mann sterben immer ein paar mehr Kollateral-Jeminiten. Und wer weiß schon, ob die Frauen nicht die nächsten Kämpfer geboren hätten.
In den 60er Jahren garantierten britische Soldaten noch eine ordentliche Stabiltät im Jemen: Die Engländer hatte einen Teil des Jemens vor Jahrzehnten von den osmanischen Türken übernommen, schließlich konnte von dort aus der Suez-Kanal und der Golf von Aden kontrolliert werden. Gegenüber, in Dschibuti, lag die französische Fremdenlegion im Camp Lemonier, so dass die beiden alten Kolonialmächte immer ein Auge auf ihre Wasserstrasse und die merkwürdigen Eingeborenen haben konnten. Diese hatten im Südjemen, dort wo die Engländer ihr wohltätiges Regime ausübten, doch tatsächlich die Vorstellung, das Land gehöre ihnen, sie könnten einen eigenen Staat aufbauen. In blutigen Kämpfen drängten sie die Engländer aus dem Land, das die so lange und so sorgfältig verwaltet hatten. Doch als die Sowjetunion, ein zeitweiliger Verbündeter, den Südjemen nicht mehr stützte, gelang 1990 eine Wiedervereinigung von Nord-und Südjemen, die im heutigen Einparteienstaat mündete.
"Die Instabilität im Jemen ist eine Bedrohung der regionalen Stabilität und sogar der globalen Stabilität", versicherte die US-Außenministerin Hillary Clinton der Weltöffentlichkeit. Obwohl die letzten Wahlergebnisse, 96,3 Prozent für Präsident Salih, eigentlich von demokratischer Stabilität sprechen und 70 Millionen Dollar aus den USA allein für die Ausbildung der jemenitische Armee auch für stabile Waffenexporte stehen, bleibt die Al Kaida virulent. Wer hier einen Zusammenhang zwischen US-Präsenz und Gegenwehr herstellen will, versteht nichts von Außen- und Militärpolitik: In diesem öden Land sollte jede Drohne, die über die Köpfe der gelangweilten Araber fliegt, doch eine willkommene Abwechslung sein.
Da sich das amerikanische Konzept, politische Probleme militärisch zu lösen, bereits in Afghanistan so unglaublich erfolgreich gezeigt hat, kann Deutschland nicht zurückstehen: Berlin unterstützt das jemenitische Regime beim Ausbau der Küstenwache, trainiert die Polizei und hat eine "Beratergruppe" der Bundeswehr zu den jemenitischen Streitkräften abkommandiert. "Irak," sagt der US-Senator Joe Lieberman, " ist der Krieg von gestern, Afghanistan der heutige Krieg. Und Jemen droht der nächste Kriegsschauplatz zu werden." Wenn Lieberman von Drohung spricht, dann meint er das auch so. Wer jetzt behauptet, dass Präsident Obama der erste Friedensnobelpreisträger ist, der seine Kriegsverbrechen noch während der Preisverleihung verübte, nur weil die Bombardierung von al Maajala am selben Tag stattfand, versteht nichts von der Welt: "Wir sind eine Nation im Krieg", erklärte der US-Präsident in Oslo, "Einige werden töten. Andere werden getötet." Nach diesen weisen Worten kann die Besetzung des Jemen doch nicht mehr so schwer fallen.