Das Wissenschaftsblatt NATURE macht sich Sorgen. Nur weil die Müllberge wachsen und wachsen. Statt sich zu freuen, dass die durch das Gletscher-Schmelzen kleiner werdenden Alpen einen Ausgleich durch Müll erfahren, jammern die Wissenschaftler darüber, dass sich die Müllproduktion von einst weltweit etwa 300.000 Tonnen Müll pro Tag (1900) auf sechs Millionen täglicher Tonnen im Jahr 2025 entwickeln wird. Zudem lamentieren sie noch über die Zusammensetzung des Mülls: "Den Wohlstand eines Landes", ist in NATURE zu lesen "kann man auch an der Zahl der weggeworfenen Handys ablesen." Um dann den modernen Müll als "toxisch" zu beschimpfen, statt ihn als neue Rohstoffquelle zu begreifen.

Ganz anders Discounter und Getränke-Hersteller. Die haben sich jüngst zum "Bund Getränkeverpackungen der Zukunft (BGVZ)" zusammengeschlossen. Sie wollen die Dose retten, jenes kleine runde Ding, dass uns allen doch ein täglicher Begleiter sein kann: Handlich für Camping und Reise, bequem mitzuführen und schnell wegzuwerfen. Und so gerät dem neuen Bund der Kampf für die Dose auch zu einem Kampf für das Menschenrecht auf Müll: "Eine Diskriminierung von Einweggetränkeverpackungen darf es nicht geben”, erklärte BGVZ-Geschäftsführer Wolfgang Burgard. Es sind große Namen, die sich dem Kampf für den Müll verschrieben haben. An der Spitze liest man Handels-Marken wie Aldi und Lidl. Beides Unternehmen, die für den Fortschritt der Menschheit stehen, die mit immer weniger Personal immer größere Umsätze erzielen. Unternehmen, die rückschrittliche Einrichtungen wie Gewerkschaften und Betriebsräte konsequent zurückdrängen, um der Freiheit des Handels eine Bresche zu schlagen.

Auch in der zweiten Reihe des Lobby-Verbandes stehen Antidiskriminierungskämpfer von hohem Rang. Zum Beispiel Pepsi-Cola: Der hohe Anteil von Phosphorsäure in der Brause schwächt vor allem bei Frauen den Knochenaufbau. Das macht die Damen flexibler, letztlich eleganter. Auch der gewaltige Zuckeranteil von 110 Gramm auf den Liter Pepsi ist zu loben: Die Energiezufuhr wird erhöht und so kann die Dose schneller und weiter geworfen werden. Zum Beispiel Red Bull: Der Zuckeranteil dieses Getränks steht dem von Pepsi kaum nach. Zudem bereichert das Unternehmen die Welt durch seine Teilnahme an den Formel-1-Rennen. Runde um Runde ziehen die Boliden ihre Bahn und erzählen so die wunderbare Geschichte vom Wachstum: Immer schneller dreht sich das Renn-Karussell, um an Ende dort anzukommen, wo man begonnen hat. Unter höchstmöglichem Einsatz von Benzin. Auch deshalb wollen Mediziner den bekannten Drehwurm demnächst in Vettel-Schwindel umtaufen.

Es ist ein Akt der Demokratie, die Wirtschaft von hinderlichen Diskriminierungen zu befreien. Ob man dazu unbedingt einen Bund gründen muss ist zweifelhaft. Wie uns gerade ein großer Automobilhersteller bewiesen hat, reicht eine 690.000-Euro-Spende an die Merkel-Partei, um lästige Umweltvorschriften zu verhindern. Wenn die Kanzlerin außerdem dafür gewonnen werden könnte, ihr Handy wegzuwerfen, würden zugleich Sicherheits- wie Rohstoffprobleme gelöst werden.