Weiße Zähne werden zur weissen Hochzeit führen erzählt ein Blendamed-Werbeeinblendung in einer Pause des "Kerner Spezial" auf SAT 1 aus Afghanistan. Und die makellos weiße Hose des Bundesverteidigungs-Monsters hebt sich unschuldig gegen das gefleckte Grün der Soldaten im Hintergrund ab. Die Weißwäsche einer blutigen Veranstaltung hat den TV-Sender SAT 1 erreicht, und die Unschuld am Tod erreicht eine neue Dimension. Ja, sie bekommen etwa 3.000 Euro monatlich zusätzlich, die Bundeswehr-Söldner, für das Töten von Ziegenhirten und Taliban-Verdächtigen, gesteht das "Spezial" verschämt. Aber um die deutsche Weihnacht herum haben die Soldaten und ihre Angehörigen auch besonders schwer zu leiden: "Wann sind sie zuletzt glücklich gewesen", fragt Kerner einen psychisch lädierten deutschen Soldaten. Ob der afghanische Untermensch, relativ regelmäßig von den Deutschen getötet, glücklich über die Besetzung seines Landes ist, fragt er nicht.

Der glückliche Guttenberg sitzt inmitten der Kameras, keine Einblendung von herausquellenden Eingeweiden, seien es deutsche oder afghanische, befleckt seine Bügelfalten, und willfährige Soldaten erzählen das, was Kerner und das Verteidigungsministerium hören wollen. Für die 3.000-Euro-Zulage prostituieren sich sogar Angehörige vor den Kameras einer perversen TV-Show, die keinen Zweifel an der Käuflichkeit des Privatfernsehens übrig lässt: "Meine größte Angst," sagt eine Soldatenbraut, "ist, dass er Angst hat." Eine Angst, dass ihr Mann unschuldige Menschen töten oder vor einem Kriegsverbrechertribunal landen könnte, treibt sie nicht um. Den Guttenberg treibt gar nichts, außer seiner Karriere: "Der Soldat (in Afghanistan) darf Dank erwarten", tropft ihm aus dem Gesicht. Der Dank des Vaterlandes ist gemeint und seine Frau, die er ins besetzte Land mitgenommen hat, sagt er, "wollte mal die Realität sehen." So ein Jammer, dass die blonde Bismarck-Enkelin keine richtigen Toten hat sehen können. Das hätte der Wirklichkeit ein paar schöne rote Tupfer geben können.

Ob das noch zu topen ist? Der Talk in der Mördergrube, das hochtrabende und zugleich seichte TV-Geschwätz im Bundeswehrhauptquartier in Masar-i-Scharif? Die obszöne Zurschaustellung eines mediengeilen Verteidigungsminister durch einen quotengeilen Johannes Baptist Kerner mitten im Kampfgebiet der postkolonialen Rohstoffsicherung einer Republik? Zwar ist deren Bevölkerung mehrheitlich gegen den Afghanistan-Krieg, aber zu schwach, um die kleinen Potentaten der großen CDU-SPD-GRÜNE-FDP-Kriegs-Koalition abzuwählen. Schön, Kerners Quote auf SAT 1 stagnierte schon lange. Sein Sendeplatz ist akut gefährdet. Und so was kann die Karriere kosten. Und auch dieses schöne Gefühl, populär zu sein, auf den wichtigen Einladungslisten zu stehen, richtig wichtig zu sein. Dass war mit dem bisherigen Kerner-Programm - in dem eine original Sandmalerin einen echten Hellseher ablöste, um dann Spielchen mit Gedächtniskünstlern zu weichen - auf Dauer nicht zu halten. Jetzt also der geölte Guttenberg, jetzt also das Terror-Szenario als Hintergrund für die Selbst-Inszenierung des nassforschen Verfassungsbrechers im Ministeramt.

Ein Jammer, dass die Afghanen kein SAT 1 sehen. Denn deren Zustimmung zu fremden Truppen im eigenen Land sackt ständig. Wie der Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan zugeben musste: "Wir haben alle Fehler gemacht. Wir haben uns alle darin geirrt, wie lange und anstrengend dieser Weg ist". Wir? Wer ist das, außer einer kleinen Clique von Polit-Bürokraten, die den Afghanistankrieg offenkundig für ein Picknick im Tarnanzug gehalten hat. Die jüngste Afghanistan-Umfrage von ARD, ABC, BBC und "Washington Post" kommt zu einem klaren Schluss: "Neun Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes hat das Ansehen des Westens in der afghanischen Bevölkerung ein Allzeittief erreicht. Nicht einmal mehr jeder dritte Afghane bewertet das Engagement von USA und NATO positiv, während zwei Drittel der Bevölkerung den Verbündeten ein negatives Zeugnis ausstellen." Da kommt der SAT 1 -Kommentar gerade recht: "Der Feind ist hinterlistig". So hinterlistig, dass er die fremden Soldaten nicht im Land haben will.

Aber wenn die Eingeborenen uns nicht haben wollen - und der Sympathie-Verlust der Deutschen im Nordosten Afghanistans ist besonders hoch - dann schicken wir den Kerner werden sich die blendenden Strategen im Verteidigungsministerium gedacht haben. Tatsächlich kann man den Afghanen den Krieg kaum totaler erklären, als mit dem Zögling des Jesuiten-Gymnasiums in Bonn-Bad Godesberg. Kerner war schon Krawattenmann des Jahres, ist im Besitz des "Sport-Bild-Award" und des "Bambi". Wahrscheinlich hat er das Bundesverdienstkreuz am Band für seine Marketingkampagne zum Kauf flauer Aktien der "Air Berlin" bekommen. Nun steht ihm also die TV-Nahkampf-Spange für Kriegshetze zu. Die Auszeichnung sollte zu gleichen Teilen an ihn und den amtierenden Kriegsminister gehen.

Kundus kann nicht die letzte Station der tapferen TV-Recken hinter dem Schutzschild der gut armierten Bundeswehr sein. Der nächste Talk sollte unbedingt auf einer Fregatte der Bundesmarine vor der Somalischen Küste stattfinden. Das anschließende lustige Hängen von ein paar Piraten wird der Quote sicher gut tun. Auch eine Sendung zum Organhandel im Kosovo bietet sich an: Präsident Hashimi Thaci könnte, assistiert von Medizinern der Bundeswehr, geschützt von den 2.500 dort stationierten deutschen Soldaten, vor laufender Kamera ein paar Serben die Innereien entnehmen. Als ein leerreiches Beispiel zur Finanzierung des Krieges durch den Feind. Das wäre dann nur noch durch eine ordentliche Massenvergewaltigung im Kongo durch die dortige Soldateska unter dem Schutz von EU-Einheiten zu überbieten. In Afghanistan hätte ein einziger Taliban mit umgeschnallter Bombe in der Kerner-Runde gereicht, um der miesen Kriegspropaganda etwas Würze zu geben.