Doch froh ist unser Sinn,

Ist unser Sinn;

Es braust unser Panzer

Im Sturmwind dahin.
Panzerlied, Oberleutnant Kurt Wiehle, 1933

Bald schickt die Bundesrepublik Deutschland 200 Leopard-Panzer nach Saudi Arabien. Das ist der beste Panzer der Welt, sagt man. Auf der Website des Unternehmens, das den Panzer in alle Welt liefert, heißt es, er sei "Der Kampfpanzer des 21. Jahrhunderts". Etwas bedauernd stellt die Firma KMW fest, dass man "nicht mehr die klaren Fronten des kalten Krieges" habe, sondern nur noch "Asymetrische Bedrohungen, zum Beispiel Terroristen oder Einzelpersonen . . . das stellt die Truppe vor neue Herausforderungen." Ja, wenn so ein 70-Tonnen-Teil auf eine einzelne Person zubrettert, dann ist die ganz schön platt, die fordert dann niemanden mehr heraus.

Die Familie Wegmann, der das Panzerunternehmen KMW gehört, weiß wovon sie schreibt. Ihr Unternehmen hat schon den Nazikrieg mit Panzern beliefert. Aber noch wichtiger war es vor Kriegsbeginn: Es baute den Salonwagen, der im Führersonderzug für den damals allseits geschätzten Adolf Hitler zur Verfügung stand. So konnte der dann später bequem vom idyllischen Obersalzberg zum Bunkersystem der Wolfsschanze reisen, ohne sich durch Umsteigen irritieren zu lassen. Das erfährt man auf der KMW-Seite nicht. Auch nicht den Preis eines einzelnen Panzers, falls man mal einen kaufen möchte, um "friedenserhaltende oder -schaffende Maßnahmen" durchzuführen, so lautet das Verkaufsargument der Firma. Um die drei Millionen pro Stück würde man wohl hinlegen müssen.

Ob die Nordkoreaner wohl genug Geld hätten, um 200 Leopard II zu kaufen? Tatsächlich hat Nordkorea seit Ende der 50er Jahre keinen Krieg mehr geführt. Mit den Lesebrillen der Familie Wegmann oder der Bundeskanzlerin wäre es also sicher eine friedenserhaltende Maßnahme, den Nordkoreanern ein paar Panzer zu verkaufen. Das ist bei den Saudis anders. Sie unterstützten im ersten Golfkrieg, wie auch die USA, den Irak gegen den Iran. Als die USA dann den zweiten Golfkrieg gegen den Irak führten, waren die Saudis wieder dabei. Und auch der nächste Irak-Krieg, jener von Bush Junior, sah das Königreich Saudi Arabien anfänglich wieder auf der Seite der USA. Dass die Saudis den Taliban Waffen besorgten, dass sie im jemenitischen Bürgerkrieg mitspielten und im Frühjahr dieses Jahres Panzer nach Bahrain schickten, weist das Land eindeutig als "Spannungsgebiet" aus, in das nach deutschem Recht eigentlich keine Waffen geliefert werden dürfen. Wer exportiert darf nicht zimperlich sein.

Aber die Innenpolitik der Nordkoreaner, könnte der deutschen Regierung als Export-Hinderungsgrund einfallen: Denn "Sicher ist," schreibt das Außenministerium, "dass die krasse Verletzung von einer Anzahl individueller Menschenrechte wie z.B. Informations-, Presse-, Vereinigungsfreiheit und Meinungsfreiheit systemimmanent ist." Schön und gut, denkt sich anscheinend Frau Merkel, und findet über Saudi Arabien auf der Website des Auswärtigen Amtes folgende Stelle: "Die Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sind stark eingeschränkt. Parteien sind verboten. Politische Aktivisten und Menschenrechtler werden drangsaliert, inhaftiert oder gehen ins Ausland." Folgt man der praktischen Logik der Bundesregierung, dann ist das so: Wer Panzer an Saudi Arabien liefern kann, der kann auch Panzer an Nordkorea liefern. Wenn Kim Jong-il die bezahlen kann. So viel Gerechtigkeit muss sein.