Hat sich Frau Merkel eigentlich schon für Adolf Hitler entschuldigt? Bei den vielen Opfern seiner Kriege, vielleicht? Denn Hitlers ökonomische Basis lag im Kapitalismus und dessen kriegerischen Marktbesessenheit. Und Frau Merkel ist fraglos eine Sachwalterin des Kapitals. Dankschreiben der Banken sollten vorliegen. Von Präsident Obama bisher kein Wort zum Hinschlachten der nordamerikanischen Indianer, die der Gier des jungen Kapitalismus nach mehr Land und mehr Eisenbahnen zum Opfer fielen. Was ist die ökonomische Substanz der Obama-Politik? Die Rettung des Kapitalismus. Hier steht das Dankschreiben von General Motors noch aus. Auch die englische Regierung hat sich immer noch nicht für die kapitalistisch motivierten Verbrechen in Indien und anderen Kolonialgegenden entschuldigt. Sagt Sarkozy dem Kapitalismus adé, weil er im Gewand französischer Truppen in Algerien gehaust hat wie die sprichwörtliche Sau? Was ist mit Belgien (Massaker im Kongo), mit Holland (blutiger Krieg gegen Aceh, Indonesien) oder Italien (Einsatz von Giftgas im Abessinienkrieg)? Alles Verbrechen, die im Namen und auf Rechnung des kapitalistischen Systems begangen wurden. Von Vietnam bis Afghanistan: Die Reihe der Opfer des Kapitalismus ist endlos.

Nun also Gesine Lötzsch, die Vorsitzende der Linkspartei. Hat sie doch tatsächlich geschrieben: "Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren." Da will sie also hin, zum Kommunismus! Wie schön, dass wir freie Medien haben, die sofort einschreiten. Der "Spiegel" legt die Spur: "Kein Wort verliert sie (Frau Lötzsch) über die Opfer des Kommunismus." Ihm folgt gehorsam der "Tagesspiegel": "Und von den Opfern des Kommunismus wieder kein Wort." Was fällt der "Welt" originelles ein: "Dort (bei Frau Lötzsch) findet sich freilich kein Wort . . . über die Opfer der damit gerechtfertigten Gewaltherrschaften." Die Springer-Zeitung, immer gern auf der rechten Seite, verlangt sogar eine Entschuldigung von Frau Lötzsch. Da kann die CDU nicht hintenan stehen und findet, das, was Frau Lötzsch geschrieben habe, sei ein "Schlag ins Gesicht aller Opfer der menschenverachtenden Ideologie". So weit zur Sprachregelung in einer Demokratie der Meinungsvielfalt.

Kein Zweifel, als wesentlicher Erfinder des Kommunismus gilt allgemein Karl Marx. Zum möglichen Kommunismus hat er viel weniger geschrieben als zum unmöglichen Kapitalismus. Wenn er sich schon mal über den in weiter Ferne liegenden Kommunismus Gedanken machte, dann klang das so: "Während in der kommunistischen Gesellschaft . . . die Gesellschaft die allgemeine Produktion regelt und mir eben dadurch möglich macht, heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe." Dieses Lustprinzip will uns also die Dame Lötzsch aufzwingen. Da muss es ja bei den künftigen Opfern, die im Kommunismus nicht mehr frei über die Arbeitskraft der vielen Anderen verfügen dürften, heftigen Protest geben. Morgens soll die Belegschaft jagen, wenn bei der Volkswagen AG eigentlich die Schicht am Band beginnt? Nach dem Kantinenessen bei der Deutschen Telekom kritisieren? Ja, was denn, das Essen oder den Arbeitsplatzabbau? Wo kämen wir denn dahin, wenn jeder machen könnte was er will. Noch ist das ein Privileg der Bankvorstände, der Bundesminister oder der Deutschen Bahn.

Was Gesine Lötzsch wirklich will, steht natürlich im Kommunistischen Manifest, dem heimlichen Gebetbuch der Kommunisten: "An die Stelle der alten bürgerlichen Gesellschaft . . . tritt eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist". Erst will die Lötzsch diktatorisch unser Tagesprogramm bestimmen, wo doch mancher weder jagen noch fischen mag! Und dann will sie jedem dahergelaufenen Hartzer auch noch eine ähnliche Entwicklung ermöglichen wie zum Beispiel dem Herrn Ackermann. Oder jedem migrierenden Ali die gleiche Freiheit wie meinethalben dem Herrn Sarrazin zugestehen. Das ist eindeutig die Diktatur der Gleichmacherei. Hier soll die Freiheit "eines jeden" der Befreiung aller dienen und keineswegs nur "unsere Freiheit" am Hindukush verteidigt werden. Das ist ein Fall für den Verfassungsschutz! Zwar steht im Grundgesetz "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich". Aber vor einer derart egalitären Auslegung der Verfassung durch Frau Lötzsch muss die Bundesrepublik unbedingt geschützt werden. Also Frau Lötzsch: Entschuldigen Sie sich! Spätestens dann, wenn Merkel, Obama und die anderen sich entschuldigt haben.