An der Klausner Straße, auf dem Campus der Universität Tel Aviv, befindet sich das "Museum des jüdischen Volkes". Dort existiert eine Datenbank, die rund 300 000 Proben "jüdischer" DNA aufbewahrt. Nirgendwo sonst ist das zweifelhafte Bekenntnis des israelischen Staates zu einer jüdischen Rasse klarer zu erkennen als eben dort. Nur ein paar Jahrzehnte nach den Nürnberger Rassegesetzen der Nazis - kaum zwei Generationen nach der verbrecherischen Justifizierung einer jüdischen Rasse - erlebt ein scheinbar wissenschaftlicher Rassismus seine Wiedergeburt. Auf einen Schlag wurden damals Millionen Deutsche oder Polen oder wo sonst der deutsche Stiefel hintrat, ob sie in die Synagogen gingen oder nicht, zu "den Anderen", zur "fremden Rasse" zum Feind des "eigenen Blutes" erklärt.

Es sind keine Millionen, die zur Zeit in den Straßen von Tel Aviv demonstrieren. Und sie sind auch nicht vom Tod bedroht. Aber der Staat Israel nennt sie "Mistanenim, Eindringlinge". An ihrer Hautfarbe ist zumeist zu erkennen wo sie herkommen: Aus afrikanischen Staaten, deren Repressionen sie entkommen sind. Über 50.000 von ihnen leben inzwischen in Israel. Sie wollen als politische Flüchtlinge anerkannt werden. Ihre Chancen stehen schlecht: Der israelische Staat hat seit seiner Gründung im Jahr 1948 weniger als 160 Flüchtlinge als Asylbewerber anerkannt. Obwohl nicht wenige Flüchtlinge eine Arbeit haben - natürlich illegal in Hotels und Restaurants, als billige Küchenhilfen oder Putzkräfte - sollen sie, wohin auch immer, "rückgeführt" werden. Und damit sie möglichst freiwillig gehen, hat man für sie Lager eingerichtet. Ähnlich wie "Holot", jenes in der Negev-Wüste liegende "offene Gefängnis", aus dem viele der Demonstrierenden kamen. Man plant mehr Lager. Denn ein neues "Eindringlingsgesetz" sieht vor, Asylsuchende bis zu einem Jahr im Gefängnis und danach sogar auf unbegrenzte Zeit in "Holot" zu inhaftieren.

Es ist nicht so, dass Israel grundsätzlich kein Interesse an einer Einwanderung hätte: Zeitweilig waren es mehr als 50.000 Menschen jährlich, die aus der Sowjetunion oder deren Nachfolgestaaten nach Israel einwanderten. Aber im Unterschied zu den farbigen Asylanten konnten die eine jüdische Mutter nachweisen, waren also "rasserein". Nicht wenige von ihnen findet man inzwischen in jenen Siedlungen wieder, die im Westjordanland auf Palästinensergebiet ein privilegiertes Dasein führen: Sie dürfen alles, die ursprünglichen Einwohner wenig bis nichts. Doch schon in der Gründungsgeschichte des "jüdischen Staates" wurde das "gelobte Land" als Raum ohne Volk betrachtet. Auch die rund 25 Prozent Israelis, die weder dem jüdischen Glauben anhängen noch solche Vorfahren nachweisen können oder wollen, werden im israelischen Gottesstaat ignoriert, genauer: Diskriminiert.

Jüngst war US-Außenminister John Kerry mal wieder in Israel. Zu den afrikanischen Demonstranten, die sich in großer Zahl vor der US-Botschaft in Tel Aviv versammelt hatten, kein Wort. Die Exil-Afrikaner wussten genau, warum sie vor dieser Botschaft demonstrierten: Ohne amerikanisches Geld, ohne amerikanische Waffen und amerikanische Hegemonie könnte Israel seine rassistische Politik keine drei Tage aufrecht erhalten. Doch Kerry war nicht wegen der Afrikaner in Israel, er wollte erneut ein Abkommen zwischen den Israelis und den Palästinensern auf den Weg bringen. Während seines Besuchs fuhr der israelische Innenminister Gideon Saar demonstrativ zu einer symbolischen Grundsteinlegung in einer neuen jüdischen Siedlung im palästinensischen Jordantal. Dort wußte er zu sagen, dass "unsere Präsenz hier im Jordantal . . . nicht vorübergehend ist."

Es scheint, dass die Hoffnungen der Palästinenser auf Kerrys Vermittlungsbemühungen vergeblich sind. Aber es bliebe ihnen ein Ausweg: Im schweizerischen Ort Baar wartet eine Chance für diejenigen, die falscher Abkunft sind: Die "iGENEA AG" bietet Gentests an und ist spezialisiert auf die Frage "Sind Sie Jude? Haben Sie jüdische Wurzeln? Sind Sie Aschkenase oder Sepharde? Sind Sie ein Levi oder ein Cohen?". Die Tests kosten zwischen 199 Euro (Basic) und 1.999 Euro (Expert). Unklar ist, ob der teurere Test den Probanden vielleicht zu einem besseren Juden macht als der billige Basis-Tarif. Sicher ist, dass zum Beispiel Anja Pfeiffer aus Deutschland hochzufrieden war: "Letztendlich kam tatsächlich eine jüdische Abstammung mütterlicherseits heraus", verkündet sie auf der Website des Rasse-Unternehmens. So besteht auch für die Deutschen endlich eine Möglichkeit aus der Rolle der Täter in die Haut der Opfer zu schlüpfen. Man muss nur Geld auf den Tisch legen.

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Ihr Artikel ist infam. Sie verurteilen Israel ohne sich mit den Fakten auseinanderzusetzen. Das Land hat etwa 8 Millionen Einwohner, wie soll es dann mit 50. 000 Flüchtlingen fertig werden? Wer das berücksichtigt, der weiß, dass Sie nichts...

Ihr Artikel ist infam. Sie verurteilen Israel ohne sich mit den Fakten auseinanderzusetzen. Das Land hat etwa 8 Millionen Einwohner, wie soll es dann mit 50. 000 Flüchtlingen fertig werden? Wer das berücksichtigt, der weiß, dass Sie nichts anderes betreiben als antisemitische Propaganda.

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Gerrit Paulsen
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Einmal nach Jordanien schauen: 6,4 Millionen Einwohner, mehrere hunderttausend Flüchtlinge.

Uli Gellermann
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Einfach nur genial, ich muß den Hut vor diesem Mann ziehen, wie er Gerechtigkeit gnadenlos über die political Correctness stellt denn gerade bei diesem Thema fängt die finanzierte Doppelmoral allerorts an zu schimmeln. Menschlichkeit ist ein...

Einfach nur genial, ich muß den Hut vor diesem Mann ziehen, wie er Gerechtigkeit gnadenlos über die political Correctness stellt denn gerade bei diesem Thema fängt die finanzierte Doppelmoral allerorts an zu schimmeln. Menschlichkeit ist ein rares Gut doch der universelle kollektive Charakter allen jetzigen Mainsream-Miteinanders verlagert scheinbar seine schmutzigen Kehrseiten nur auf andere Territorien und predigt stets das effektivste Gedankengift speziell für jede ortsspezifische Agenda, doch ohne dabei Moral oder Bewusstsein anzustreben, auch diese Werkzeuge verteilt man nur wenn man aufbauen will, für versklavte Regionen genügen Schuld, Brot und Spiele, bis jegliche physische und geistige Ressourcen aufgefressen sind, danach braucht der Mensch wieder billigen ideologischen Tatendrang, statt endlich einmal das elende kriecherische Konzept des jetzigen Kapitalismus und seine Folgen in der Verkümmerung des universellen kollektiven Geistes anzugehen, das uns rund um den Erdball von der natürlichen Bestimmung weg treibt und in den nächsten bestialischen Abgrund reißt.. Doch bleiben Täter und Opfer auf dem Schachbrett, wie Gut und Böse als Definitionen, als Straffelder im Monopolyspiel, wo der Logenbruder nicht drauf treten darf, oder er muß ne Runde aussitzen. Kluge Spieler bleiben komplett moralfrei in der Anonymität und kassieren richtig ab und wer mit schlechten Karten geboren wird, für den wird noch ein medienverträgliches Ableben erfunden, eine neue Krankheit, ein Unfall in fullHD. Wohl dem der auf dem richtigen Feld steht denn das alte Spiel ändert nur Name und Symbolik...

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Dirculez
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Du traust dich aber was - Respekt. Ich denke du wirst mit der allgegenwaertigen Keule bald plattgemacht und in Grund und Boden getreten. Das der Staat deutlichste Zuege eines Apartheidregimes hat ist ohne Zweifel, schade das man aus der Erfahrung...

Du traust dich aber was - Respekt. Ich denke du wirst mit der allgegenwaertigen Keule bald plattgemacht und in Grund und Boden getreten. Das der Staat deutlichste Zuege eines Apartheidregimes hat ist ohne Zweifel, schade das man aus der Erfahrung absolut nichts gelernt hat. Wenn es mir noch erlaubt sei, ein Zitat von David Ben Gurion:

"Let us not ignore the truth among ourselves ... politically we are the aggressors and they defend themselves... The country is theirs, because they inhabit it, whereas we want to come here and settle down, and in their view we want to take away from them their country."
-- David Ben Gurion, quoted on pp 91-2 of Chomsky´s Fateful Triangle, which appears in Simha Flapan´s "Zionism and the Palestinians pp 141-2 citing a 1938 speech.
 

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Joe Bildstein
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Israel ist umstellt von Feinden - dem Libanon, Syrien, Ägypten - wer in dieser Situation verlangt, dass der Staat Israel Flüchtlinge aus Afrika aufnimmt, der will die einzige Hoffnung der Juden in der Welt destabilisieren. Da stehen Sie in der...

Israel ist umstellt von Feinden - dem Libanon, Syrien, Ägypten - wer in dieser Situation verlangt, dass der Staat Israel Flüchtlinge aus Afrika aufnimmt, der will die einzige Hoffnung der Juden in der Welt destabilisieren. Da stehen Sie in der unseligen Tradition der Deutschen und können sich nicht rausreden: Antisemit bleibt Antisemit.

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Miriam Steinfeld
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Libanon: Ein kaputtes, auch von den Israelis demontiertes Land. Syrien: Zerrissen vom Bürgerkrieg, in Teilen (Golan-Höhen) seit mehr als 40 Jahren besetzt. Ägypten, beherrscht von einer mit Israel kooperierenden Militär-Junta. Da können Sie sich...

Libanon: Ein kaputtes, auch von den Israelis demontiertes Land. Syrien: Zerrissen vom Bürgerkrieg, in Teilen (Golan-Höhen) seit mehr als 40 Jahren besetzt. Ägypten, beherrscht von einer mit Israel kooperierenden Militär-Junta. Da können Sie sich nicht rausreden: Israel ist die einzige Atom-Macht in dieser Gegend.

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Uli Gellermann
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"It would be my greatest sadness to see Zionists (Jews) do to Palestinian Arabs and others much of what Nazis did to Jews."
Albert Einstein

Herbert Thelen
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Bitte nehmen Sie mich umgehend aus Ihrem Verteiler.

Michael Augustin
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Ja - Respekt und Dank für Ihren Beitrag! 
"Israelischer Gottesstaat", "rassistische Politik" zu ergänzen um "völkerrechtswidrige Okkupation und Landraub begleitet von Terrorisierung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung", diese...

Ja - Respekt und Dank für Ihren Beitrag! 
"Israelischer Gottesstaat", "rassistische Politik" zu ergänzen um "völkerrechtswidrige Okkupation und Landraub begleitet von Terrorisierung und Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung", diese Politik wird nicht nur - wie Sie zu Recht schreiben - durch die USA gedeckt und finanziert, ebenso sind die EU und dabei nicht zuletzt die BRD und F, jene selbsternannten Vorkämpfer der Menschenrechte weltweit, seine wichtigsten Unterstützer. Deshalb sollte der Widerstand HIER beginnen.

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Prof.Dr.John P.Neelsen
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"Ich habe es versucht", steht auf dem Grabstein von Abie Nathan. Das Wort "es" steht für unermüdliche Bemühungen um Frieden zwischen Israel und den arabischen Nachbarn, für Hilfsaktionen in Afrika und Asien, für direkte Einflussnahme auf...

"Ich habe es versucht", steht auf dem Grabstein von Abie Nathan. Das Wort "es" steht für unermüdliche Bemühungen um Frieden zwischen Israel und den arabischen Nachbarn, für Hilfsaktionen in Afrika und Asien, für direkte Einflussnahme auf israelische Regierungspolitik. Abie Nathan, 1927 in Abadan in Persien geboren und später in Indien aufgewachsen, war ein Friedensaktivist, wie es nicht viele gegeben hat. Er war ein Womanizer und Bohemien mit politischen Überzeugungen, für die er ins Gefängnis gegangen ist und für die er mit zwei Hungerstreiks sein Leben aufs Spiel gesetzt hat. In den 60er-, 70er- und 80er-Jahren gehörte Abie Nathan zu den populärsten Figuren im Nahen Osten, 2008 ist er im Alter von 81 Jahren völlig verarmt in einem Altersheim in Tel Aviv gestorben. Abie Nathan war 20 Jahre lang die Stimme des Friedens und so heißt auch der Dokumentarfilm, den Eric Friedler über Abie Nathan gedreht hat: "The Voice Of Peace" (http://www.abendblatt.de/kultur-live/article123612710/Abie-Nathan-die-Stimme-des-Friedens.html).

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Ulrich Boje
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Ich finde den Artikel mutig, korrekt und möchte meine Anerkennung aussprechen. Er hat nicht das Geringste mit Antisemitismus zu tun. Aber mit der Antisemitismuskeule wird halt auf alles eingeschlagen, was sachlich-ktitisch zur unsäglichen...

Ich finde den Artikel mutig, korrekt und möchte meine Anerkennung aussprechen. Er hat nicht das Geringste mit Antisemitismus zu tun. Aber mit der Antisemitismuskeule wird halt auf alles eingeschlagen, was sachlich-ktitisch zur unsäglichen israelischen Politik geäußert wird. Das ist inverser Antisemitismus: Juden sind etwas Besonderes und damit der Kritik Enthobenes und nicht wie die Menschen sonst zu beurteilen. Lassen Sie sich nicht entmutigen!.

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Helmut Penschinski
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Respekt und meine Zustimmung für Ihre glasklare
Positionierung.
Neben „Gaza" wird mit „Holot" nun ein
weiteres Gefangenenlager installiert.
Die Krake der „Antisemitismus!" -Lautschreier hat
reflexartig ihre Tentakel ausgefahren.

Wolfgang Heger
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