Endlich! Herr Doktor Schäuble! Endlich legen Sie eine Briefmarke für die Bundeswehr vor! Und darauf steht: "Bundeswehr - Im Einsatz für Deutschland". So ist es. Tarngefleckt in Braun und Grün tummeln sich unsere Kameraden auf der Marke in einer Landschaft, die überall sein könnte. Kühn und hoffnungsfroh weht Schwarz-Rot-Gold oben in der rechten Ecke. Und alles ist so schön impressionistisch hingemalt, dass man einen echten Eindruck kriegen kann: Deutschland! Wenn nicht über alles, so doch überall. Dies, Doktor Schäuble, kann ja nur der Anfang sein. Es wird doch sicher eine ganze Serie von Wehr-Marken folgen. Solche, die den deutschen Briefmarken-Lecker auch von anderen Seiten der Bundeswehr überzeugen kann.
Was ganz sicher fehlt, sind Export-Marken: Jene bunten Bilder, die von den "Einsätzen der Bundeswehr im Ausland" handeln, die Sie zur Vorstellung dieser Marke preisen. Die hässliche Fratze des Terroristen auf dem Postwertzeichen zum Beispiel, der wie immer heimtückisch in seinem eigenen Land hinter einem Felsen lauert, um unsere Kameraden, die nichts anderes als internationale Hilfe bringen wollen, um irgendeine Ecke zu bringen. Auch das Sanitätsmädel, sorgend über einen verwundeten Kameraden gebeugt, sollte einen Markenplatz bekommen. Stimmungsvolle Sonnenuntergänge über Soldatengräbern könnten dem Heldentod einen romantischen Zug um den verzerrten Mund verleihen. Ganz sicher müsste zu Neujahr eine Marke mit Leuchtspur-Geschossen auf den Markt kommen und zu Weihnachten eine mit Schnee auf den Waffen.
Fraglos könnten auch Sondermarken mit Zuschlag herausgegeben werden. Auf die normale 58er Marke würde dann ein ordentliches Extrageld erhoben. Zum Beispiel bei der Serie "Drohnen für Deutschland". Hier kann man sich die unterschiedlichsten, attraktiven Motive vorstellen: Drohnen beim Anflug auf Menschenansammlungen, Drohnen, die zielgenau die Feinde Deutschlands zermantschen und Drohnen, die durch die Fenster feindlicher Häuser sehen, um unserer Truppe einen Wissensvorsprung zu verschaffen: Baden Islamisten regelmäßig oder nicht? Der Haupteffekt dieser Serie läge im erhobenen Zuschlag, der sofort in der Kasse des Kriegsministeriums landen würde. So könnte auch dem angeschlagenen de Maizière geholfen werden, der seine Haushaltslöcher und vielleicht sogar seine Löcher im Gehirn mit dem Geld aus den Zuschlägen stopfen könnte.
Einmal mit dem Verdienen angefangen, ist dann die Serie "Deutsche Waffen" fällig. Ganz sicher würde die deutsche Rüstungsindustrie für die Abbildung ihrer stolzen Kriegswerkzeuge auf diversen Briefmarken einiges locker machen: Der Kampfpanzer Leopard, in voller Fahrt im Häuserkampf zum Beispiel, braucht allerdings eine großformatige Marke. Das beliebte Standardgewehr von "Heckler und Koch" könnte in den verschiedensten Situationen abgebildet werden: Vom Einsatz gegen Demonstranten bis zur standrechtlichen Erschießung ist alles denkbar. Ja, Doktor Schäuble, das siegreiche Lecken für Deutschland könnte so endlich beginnen. Sie mich übrigens auch.