Manfred Krug hat sich entschuldigt: Er hatte in TV-Spots die T-Aktie empfohlen, jene Aktie, die jetzt unter dem damaligen Ausgabepreis in den Sparstrümpfen der Kleinanleger vor sich hin fault. Das tut ihm heute leid. Dem Krug, der auch schon im Fernsehen Rechtsschutzversicherungen verkauft hat, ist immer hin so etwas wie ein Gewissen zu eigen. Da ist Günther Jauch anders. Ohne für drei Sekunden nachzudenken lieh er der Krombacher Brauerei sein Gesicht in der Kampagne "Saufen für den Regenwald", als er versprach, dass von jedem Kasten verkauften Bieres neue Bäume gepflanzt werden sollten. Manchmal sind die besonders konsequenten Anhänger des Regenwaldes bei den Anonymen Alkoholikern zu finden, andere trifft man in der Nähe von Bahnhöfen. Auch um Jauchs Familie kann man sich Sorgen machen: So oft wie der im Fernsehen irgendetwas anpreist, kann Vater Jauch ja kaum noch zu Hause sein. Der Beton-Industrie, der Bundesbank und natürlich der Süddeutschen Klassen Lotterie (SKL) war und ist der Jauch zu willen. Seine Kinder, so spricht der Herr der Lotterie-TV-Anpreisung "Wer wird Millionär", dürfen selbstverständlich "nur werbefreie Sendungen" sehen.

Dass sich Franz Beckenbauer vor lauter Auftritten nicht auch noch um Pädagogik kümmern kann ist klar: Tütensuppen, Mobiltelefone, Bier, Sportschuhe, diverse Automarken und allerlei anderer Kram wird von ihm beworben. Herr "Schaun-mer-mal" hat alles hinter sich und die Werbung für die Inkontinentenz-Windeln noch vor sich. Immerhin wäre das ein Produkt, bei dem ihm eine gewisse Glaubwürdigkeit attestiert werden könnte, denn die Autos, für die der Freund der Kanzler und Präsidenten geworben hatte, waren für sein Vermögensniveau eindeutig zu billig. Billig ist auch das treffende Wort, wenn man Frau Graf, die Tennisspielerin mit dem schwierigen Vater, für italienische Nudeln werben sieht: Sie kann es nicht, kein Wort wird richtig betont, keine Miene interessant verzogen und sie agiert mit Bewegungen, die in der klinischen Psychiatrie als kataton gelten würden. Die Darstellung mag billig sein, die Honorare sind es nicht. Als die Graf dem Stromausfall-Konzern E.ON ihr Gesicht lieh, um dem damals wenig bekannten Unternehmen einen seriösen Anstrich zu geben, wurde über Zig-Millionen geredet. Dass Frau Grafs Honorar sich auf der Stromrechnung wiederfindet versteht sich, dass Frau Graf als Aushängemäntelchen für die Monopolisierung der Stromindustrie diente, ist nicht ganz so transparent.

Auch wenn uns seit einiger Zeit der König blonder Dummheit, Boris Becker, in TV-Spots erspart geblieben war, ist die IQ-Größe Verona (früher Feldbusch) immer noch für jeden Blubb zu haben. Tatsächlich ist die Dame eine Erfindung des Fernsehens, eine virtuelle Figur, und nicht durch eine wie auch immer geartete Eigenleistung bekannt geworden. Aber das geht, in Abstufungen, auch bei anderen so: Erst zahlen wir mit unseren Fernsehgebühren für die Ausbildung junger Journalisten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, dann bekommen die dort gut bezahlte Jobs, werden bekannt und münzen später ihre von uns gesponserte Popularität in Werbemillionen um. Beispiel Reinhold Beckmann: Er war Werbeträger für einen Konzern, der "private Altersvorsorge" anbietet, diesem Thema widmete er seine Sendung in der ARD und lud dazu Nina Ruge ("Leute heute", die TV-Ausgabe von "Gala") ein, die ganz zufällig auch Werbung für den Konzern macht und entsprechend eingefärbt redete. Dass sich der andere blasse Talk-Master auf ZDF, Kerner, für den Aktienflop der Fluglinie Air-Berlin prostituierte, hat bisher auch noch nicht zu einer Entschuldigung geführt. Nicht jeder verfügt über Charakter.

Fraglos würde es Sinn machen, endlich den Einheitssender zu gründen und das lästige Programm abzuschaffen. Dann könnte die Werbung treibende Industrie sich die Sendeminuten aufteilen, ohne Programm würden die Produktionskosten drastisch gesenkt, die Gebühren fielen weg und das Prekariat könnte Tag und Nacht Werbung für Produkte angucken, die es sich ohnehin nicht leisten kann. Auch Thomas Gottschalk ginge es besser: Er dürfte sich den ganzen Aufwand mit seinem Wetten-das-Langeweiler sparen und seine volle Konzentration den Goldbärchen zuwenden. Es soll inzwischen Kinder geben, die fragen in den Zoos nach dieser Spezies. Der Einheitssender, mit dem ja ungeheuer viel Geld eingespart und zugleich über die Vollzeit-Werbung eingenommen werden könnte, wäre auch die ultimative Lösung für die Gesundheitsreform. All das schöne Geld könnte unmittelbar an die Krankenkassen transferiert werde und Ulla Schmidt, dann endlich arbeitslos, könnte Harald Schmidt ablösen. Natürlich nicht bei dessen TV-Sendung, mit der er sich einen faden Schein von Intellektualität gibt. Die Schmidt sollte den Schmidt bei seinem Werbespot für das Schmerzmittel ablösen bei dessen Präsentation der Herr immer so debil lacht. Bei riesigen Nebenwirkungen fragen Sie sich besser, was Sie gewählt haben und ob Sie das immer wieder tun sollten.

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