Knut: Das war der süße kleine Berliner Eisbär, der lange Monate in allen deutschen Medien gefeiert wurde. Jetzt ist Knut rund 250 Kilo schwer und langsam interessieren sich die bunten Blätter für sein Liebesleben. Er soll was mit einer Bärin namens Gianna haben. Die süße Lena Meyer-Landrut wiegt nur 52 Kilo und diktiert zur Zeit alle Schlagzeilen und auch ihr Liebesleben lädt zur Spekulation ein. Schon ihr Sprechgesang, für den sie in Oslo mit dem Grand Prix ausgezeichnet wurde, gibt Hinweise: "Liebe, oh Liebe. Ich muss dir unbedingt sagen, was ich für dich fühle. Weil ich, oh ich, keine Minute ohne deine Liebe aushalte", singt sie. Da kann Knut nur zustimmend grunzen.
Mitten in der Krise ist Lena der letzte deutsche Lichtblick vor der Fußball-Weltmeisterschaft. Aber dass wir die gewinnen, das scheint doch sehr unwahrscheinlich. Also muss Lena verlängert werden. Noch kann die Bildzeitung behaupten: "Wir sind Song-Meister!". Die Süddeutsche Zeitung textet: "Ein bisschen Wahnsinn", Spiegel-Online jubelt "Deutsche Sensation in Oslo" und das ARD-Kulturmagazin "ttt" staunt vor sich hin: "Sie gilt als wohlerzogene Tochter aus gutem Hause und damit als ideale Identifikationsfigur" und fragt hoffnungsfroh: "Ist hier eine neue Sehnsucht nach Bürgerlichkeit erkennbar?" Doch wie lange wird die neue Bürgerlichkeit die Deutschen beschäftigen können?
Natürlich wird "Das deutsche Fräuleinwunder" (NDR) erstmal von Talkshow zu Talkshow gereicht werden. Lena könnte den Bundespräsidenten besuchen, damit dessen Wunsch nach Bundeswehr-Einsätzen zur Sicherung der Handelswege schnell in Vergessenheit gerät. Auch Angela Merkel könnte ihr ramponiertes Image aufpolieren, wenn Lena zum Kaffee ins Kanzleramt käme. Ob Lenas Image es allerdings aushält dem deutschen Papst eine Audienz zu gewähren, ist noch nicht raus. Sicher ist: Eines schlimmen Tages ist der Oslo-Ruhm verbraucht und die Deutschen könnten in Versuchung geraten, sich wieder mit ihrem tristen Alltag zu beschäftigen. Das darf nicht sein.
Was wäre Brad Pitt ohne Angelina Jolie? Nicht einmal die Hälfte! Zusammen sind sie "Brangelina" die Helden der schönsten Soap, die je eine PR-Agentur ausgedacht hat, das leckerste Medienfutter seit Adolf und Eva, der immerwährende Klatsch-Klimax des Boulevards. Was die amerikanische Unterhaltungsindustrie kann, das können wir schon lange: Lena heiratet Knut! Der Bär wird sofort von seiner italienischen Bärin getrennt. Italien durfte nicht einmal am Eurovision Song Contest teilnehmen, geschweige, dass die Italiener was gewonnen hätten. Und Lena, die mit den preußisch-zackigen Bewegungen beim Tanzen, wird sich doch sicher der Medienpflicht beugen: Frage nicht, was Dein Land für dich tut, frage, was Du für Dein Land tun kannst, liebe Lena.
Es wird die Traumhochzeit des Jahrhunderts werden. Im Berliner Dom zelebriert der Dalai Lama die Trauungszeremonie, die reanimierten Fischer-Chöre singen "Treulich geführt", das Wachbataillon der Bundeswehr schießt Salut, Ex-Bischof Mixa darf die Braut zum Altar führen (sie ist immerhin über achtzehn) und Lena selbst gibt auf der anschließenden Pressekonferenz die Verlobung von Stefan Raab und Guido Westerwelle bekannt: "Ich weiß gar nicht, wo ich hin soll. Ich quatsche einfach noch ein bisschen weiter", wird sie sagen und so bedeutungsvolle Worte wie: "Alles fett, total geil, echt cool." Ein anderer Ausweg aus der Krise ist nicht in Sicht. Außer Lena würde für Ballack in der deutschen Fußball-WM-Mannschaft spielen. Aber das könnte sie nach der Hochzeit ja immer noch.