Da saßen sie vor ein paar Tagen in der Plenartagung des Europäischen Parlamentes, all die Vertreter von Staaten, die sich der ekligen Flecken auf ihren frisch gebügelten Freiheits-Westen nicht bewusst sein wollten: Nahezu alle dort versammelten Staaten hatten sich mal widerrechtlich in Afghanistan rumgetrieben oder treiben es dort immer noch. Nicht wenige von ihnen hatten den Tod in den Irak getragen. Um die 50.000 Menschen wurden von Engländern und Franzosen in Libyen umgebracht. Einige von ihnen waren schon tapfer in Jugoslawien dabei gewesen, als Belgrad munter bombardiert wurde. Als sie gemeinsam mit der durch Drogenschmuggel finanzierten UCK (`Befreiungsarmee des Kosovo´) den Staat Kosovo ausriefen, dessen Autonomie nicht mal durch eine Volksabstimmung gedeckt war.

Jetzt aber ging es im EU-Parlament darum, einer Volksabstimmung schon vorab jede Legitimität abzusprechen: Der Abstimmung der Krim-Bevölkerung darüber, wie sie ihre alte Autonomie wiedererlangen könnte. Es ist jene Autonomie, die bereits in der Krim-Verfassung von 1992 garantiert und in einem Referendum 1994 von gut zwei Dritteln der Bevölkerung bestätigt wurde. Nun wird sie erneut von einer erkennbaren Mehrheit verlangt. Demokratie? Referendum? Wegen solch demokratischer Anstrengungen wurde schon mal ein griechischer Ministeräsident von der EU zurückgetreten, bevor die Griechen das Wort Volksabstimmung auch nur hätten aussprechen können. Und jetzt wollten die Krim-Russen das Veto der EU einfach ignorieren? Nein, schrie das EU-Parlament, das sei ja "die Aggression Russlands in Form der Invasion der Krim", und das Vorgehen Russlands stelle eine Bedrohung für die Sicherheit der EU dar. Merke: Wenn eine Bevölkerung abstimmen will, wird die Sicherheit der EU bedroht. Deshalb müsse das Krim-Referendum als "illegal" gewertet werden.

Schaum brandete auf vor den Mündern der Parlamentsmehrheit. Wenn jetzt der Putin in der Parlaments-Manege gewesen wäre, Löwen hätten sie losgelassen, dann hätte er mal sehen können, der neue Zar, wie echte Demokraten zubeissen können. Statt der Löwen kamen die grünen Clowns des EU-Parlamentes: Sie stolperten, fielen wieder hin, standen auf, wedelten mit kleine Tröten in den Händen. Die Rebcca Harms hatte eine rote Nase, der weißgeschminkte Dany Cohn-Bendit trug eine dieser absolut komischen Glatzen-Perücken. Sie hielten sich an den Händen und sangen: "Putin ist doof, Schröder aber auch, Putin ist doof, und der Schröder auch." Auf den Rängen des EU-Parlamentes ging das Entsetzen um. Zwei Irre sprachen das aus, was die Mehrheit denkt und will: Einen Maulkorb für Schröder. Der soll nicht mehr sagen dürfen, dass Deutschland im Verein mit den USA im Kosovo-Fall das Völkerrecht gebrochen hat. Klammheimlich darf man das denken. Aber sagen? Da geht doch der ganze Lack von Meinungsfreiheit und Demokratie ab! Vorhang! Vorhang!

Und während die Clowns in Brüssel noch Purzelbäume schlugen, organisierte Andrij Wolodymyrowytsch Parubij in Kiew die neue "Nationalgarde". Parubij ist der Mitbegründer der rechtsextremen Sozial-Nationalen Partei der Ukraine, des Vorläufers der heutigen Swoboda-Partei. Er ist als "Kommandeur des Maidan" bekannt und ein guter Freud des "Rechten Nazi-Sektors". Nun also soll neben der regulären Armee, eine private, paramilitärische Truppe von bis zu 60.000 Mann formiert werden. Parubij ist Chef des ukrainischen "Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates" und seine neue "Nationalgarde" ist natürlich ein Instrument des Bürgerkrieges. Denn in der regulären ukrainischen Armee gibt es Soldaten mit Zweifeln an der Legitimität der Putschregierung. Derweil drängen die US-amerikanischen Republikaner auf Waffenlieferungen an die Ukraine. Das Muster ist bekannt. Mit dieser Privatarmee lassen sich die Großdemonstrationen für Autonomie in der Ostukraine, in Charkow, Odessa und Donezk niederschlagen. Zumindest der Bürgerkrieg wird vorbereitet. Und wo ein Bürgerkrieg ist, das weiß man spätestens aus Libyen, da ist die NATO nicht weit.

*MELDUNGEN VON DER KRIM

Am Referendum auf der Krim nahmen mehr als 80 Prozent der wahlberechtigten Krim-Einwohner teil. Nach vorläufigen Angaben sprachen sich 93 Prozent der Teilnehmer am Referendum für einen Anschluss der Krim an Russland aus. - Wenn sich das Ergebnis erhärtet, haben nicht nur die Russen der Krim sondern auch Wähler aus den Minderheiten der Krim-Ukrainer und Krim-Tataren für den Anschluss an Russland gestimmt.

Entgegen irreführender anderslautender Meldungen deutscher Mehrheitsmedien gab es natürlich auch die Möglichkeit gegen einen Beitritt zu Russland zu stimmen, der nur nicht den Status vor der Unabhängigkeitserklärung, sondern eine Rückkehr zu einer früheren Verfassung bedeutet hätte – ebenfalls mit größerer Autonomie der Halbinsel.

Die Ukraine will in den nächsten Tagen Tausende Menschen zur Nationalgarde einberufen, teilte der Interims-Innenminister Arsen Awakow (Inhaber der "Basis-Bank" und diverser regionaler TV-Sender) mit.

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Ihre Parteinahme wird Ihnen noch leid tun, Sie Putin-Knecht!

Hajo Neumann
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Hmmm... und unsere glorreichen "Demokratie-Vereidigungs-Dingens" schauen in die völlig falsche Richtung! Südlich von uns "schmiert" gerade Venedig ab! Ist aber wohl nicht weiter wichtig - Unsere "Qualitätsmedien" berichten darüber gar nicht!
Ciao...

Hmmm... und unsere glorreichen "Demokratie-Vereidigungs-Dingens" schauen in die völlig falsche Richtung! Südlich von uns "schmiert" gerade Venedig ab! Ist aber wohl nicht weiter wichtig - Unsere "Qualitätsmedien" berichten darüber gar nicht!
Ciao Venezia !!!

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Tilo Schönberg
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Ich kann Herrn Schönberg nur Recht geben: Vom 16. bis 21. März findet in der Region Venetien ein Referendum über die Abspaltung von Italien statt. Die Bürger sollen auf die einzige Frage antworten: „Willst du, dass die Region Venetien eine...

Ich kann Herrn Schönberg nur Recht geben: Vom 16. bis 21. März findet in der Region Venetien ein Referendum über die Abspaltung von Italien statt. Die Bürger sollen auf die einzige Frage antworten: „Willst du, dass die Region Venetien eine unabhängige und souveräne Republik wird?“ Marschiert dort jetzt die NATO ein?

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Jenny Oberhaus
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Bitte löschen Sie mich von Ihrer Liste der Abo-Leser. Ihre Positionen sind mir zumTeil unerträglich.

Dr. Hans Ulrich Kühl
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Lieber Herr Dr. Kühl, es ist immer schwer erträglich mit der Wahrheit zu leben.

Eva Jablonski
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Super Kommentar ! Kann mich nur vollständig anschließen.
Wenn ich Rationalgalerie lese, wird mir immer sehr schön klar, wie sehr wir doch offiziell eingenordet werden sollen, eine bestimmte Suchtweise einzunehmen, nämlich die geopolitische Sicht...

Super Kommentar ! Kann mich nur vollständig anschließen.
Wenn ich Rationalgalerie lese, wird mir immer sehr schön klar, wie sehr wir doch offiziell eingenordet werden sollen, eine bestimmte Suchtweise einzunehmen, nämlich die geopolitische Sicht der USA.

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Dirk Görtz
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@Hajo Neumann:
Derartige Drohungen sprechen ja für sich, Herr Neumann. Und sie zeigen, wes Geistes Kind Sie sind. Argumentieren Sie doch einfach! Oder ist das zu anstrengend?

Max Kinski
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Lieber Autor, Sie schreiben so toll, mit einem klaren Standpunkt, den man bei westlichen Kriminellen vergeblich suchen sollte. Wie recht auch Max Kinski hat mit seiner Meinung zu Herrn Neumann. Ein BILD-Gestörter kann nicht argumentieren, das ist...

Lieber Autor, Sie schreiben so toll, mit einem klaren Standpunkt, den man bei westlichen Kriminellen vergeblich suchen sollte. Wie recht auch Max Kinski hat mit seiner Meinung zu Herrn Neumann. Ein BILD-Gestörter kann nicht argumentieren, das ist erwiesen. Im Übrigen: Wer sich nicht einmal bemüht, nach mehr Wahrheit zu forschen, ist selbst ein Opfer der kriminellen Handlungen der westlichen Welt. Ist es wieder soweit, dass geistig amputierte Leute jubelnd - wie damals vor dem Überfall auf die Sowjetunion - in den Krieg ziehen würden? Gellermann und zahlreiche linke Medien - die man natürlich oft nur online lesen kann - schreiben gegen die zunehmende Verdummung an. Neumann ermutigt, auch mich: Weiter so!!!

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Harry Popow
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Die Rolle der GRÜNEN ist da viel zu humoresk dargestellt. In der Liste fehlen noch einige Pappnasen: Da ist noch so ein merkwürdiger Abgeordneter, namens Werner Schulz, den eigentlich keiner kennt, der regelmäßig die trüben Tassen, bekannt unter...

Die Rolle der GRÜNEN ist da viel zu humoresk dargestellt. In der Liste fehlen noch einige Pappnasen: Da ist noch so ein merkwürdiger Abgeordneter, namens Werner Schulz, den eigentlich keiner kennt, der regelmäßig die trüben Tassen, bekannt unter "Pussy Riot", für den Sacharow-Preis und Luther Preis vorgeschlagen hat.

Auf der Website von Rebecca Harms berichtet diese stolz, dass sie mit Werner in Charkiw Julia Timoschenko im Krankenhaus besuchen durfte. Sogar der CDU-Mißfelder hat Timoschenko als Kriminelle bezeichnet.

Zu diesem europäischen Trio Infernal stößt noch die Spezialistin für Betroffenheit und Bestürzung, Claudia Roth, die den IOC-Präsidenten Thomas Bach scharf kritisiert hat: "Dass Bach jetzt als Herr des IOC bei der Eröffnung der Paralympics mit Putin Champagner trinkt, das ist für mich unerträglich", sagte die Grünen-Politikerin der "Saarbrücker Zeitung" und sprach von einer "Verhöhnung der Opfer auf dem Maidan. Und auch der Menschen, die weltweit in der jetzigen Situation Angst haben".

Antje Vollmer hat über Rebbecca Harms in der Berliner Zeitung geschrieben: Sie hat zweifellos seit den Zeiten von Tschernobyl enge Freunde in Kiew. Die Zuspitzung der grünen Position durch sie und Marie-Louise Beck (die hat den anderen Strolch Chodorkowski im Adlon besucht - Anmerkung von mir) halte ich jedoch für verheerend. Plötzlich finden sich die Grünen rechts von Egon Bahr, Henry Kissinger und Helmut Kohl. Grüne Politik begann immer damit, Bomben und Feindbilder im eigenen Kopf zu entschärfen und Auswege aus Konfrontationen zu suchen, die die andere Seite auch realistisch gehen kann.

Ich schlage vor, die GRÜNEN zum Schmock des Jahrzehnts zu benennen.

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Friedemann Wehr
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Verteidigung eines sozialistischen Genossen von einem Anarchisten
Wir Anarchisten lieben keine Staaten. Wir sehen auch nicht, dass Referenden eine permanente, demokratische Rätestruktur mit imperativen Mandaten ersetzen kann. Auch Parlamente...

Verteidigung eines sozialistischen Genossen von einem Anarchisten
Wir Anarchisten lieben keine Staaten. Wir sehen auch nicht, dass Referenden eine permanente, demokratische Rätestruktur mit imperativen Mandaten ersetzen kann. Auch Parlamente können dies nicht.
Aber auch Anarchisten kennen die gängigen Imperialismustheorien und die Geschichte der Arbeiterbewegung. Hier insbesondere die Frage einer Unterstützung für nationale Interessen, die 1914 von der SPD mit der Zustimmung zu Kaisers Kriegskrediten beantwortet wurde.
Schon damals war nicht erkennbar wie denn ein Krieg den Interessen der Lohnabhängigen dienen soll. Ob Frankreich oder Deutschland Erzgruben im Elsass ausbeuten, kann Minenarbeitern egal sein.
Lange Zeit konnte die Wirtschaft der UdSSR nicht imperialistisch sein. Dort gab es kein Paradies der Lohnabhängigen oder gar der Bauern. Aber wenigstens blieb der erwirtschafte Gewinn im Land. Seit 1989 erst gehört Russland wieder ins Konzert des Imperialismus. Dabei geht es um Mitgliedschaften in G8 oder WTO und nicht um den Säufer Jelzin oder den Technokraten Putin.
Es ist auch leicht, gegen Schwulenhasser wie Robert Mugabe oder Wladimir Putin zu polemisieren. Nur beantwortet es nicht die Frage von Lohnabhängigen.
Müsste ich in Moskau leben, würde ich bei Pussy Riot nachfragen, wie ich denn gesellschaftliche Veränderungen unterstützen kann. Als Bürger der EU kann ich nur danach fragen, wie sich die Ukraine dem Griff eines Europas des Kapitals entziehen kann. Auffällig ist nur, das lediglich die Ostukraine mit den Rohstoffen aus dem Donezkbecken IWF-Krediten bezahlen kann. Ruinen wie Tschernobyl taugen dafür nicht.
Der Rationalgalerie danke ich für die wesentlichen Fragen und auch für Infos. Wenn Uli Gellermann heute als Putin-Freund beschimpft wird, dann wäre er 1914 ein Franzosenfreund gewesen und ich achte ihn sehr.

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Dario Vo
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