Etwa 30.000 Menschen werden jährlich in Kolumbien ermordet. Das lateinamerikanische Land dürfte somit an der Welt-Spitze der Gewaltkriminalität liegen. Nicht weit dahinter taucht Venezuela auf: Allein in Caracas gibt es 100 Morde auf 100.000 Einwohner. An jedem Wochenende werden dort an die 50 Menschen umgebracht. Am letzten Jahreswechsel stieg die Mord-Rate auf 157 Menschen an einem einzigen Tag. Denkt man an die großen Städte Brasiliens und Argentiniens, dann hat man Morde ohne Ende vor Augen. All diese Länder haben eines gemein: Mehr als 90 Prozent der Einwohner sind katholisch. Mit einer zur Zeit sehr beliebten Statistikmethode könnten wir also mit vollem Recht behaupten: Katholiken sind gewaltbereiter als Menschen anderer Religionen.
Wer sich die Gefängnisrate der USA anschaut - 66,7 Prozent der Insassen sind Schwarze, immer noch 27,8 Prozent sind Latinos, nur 9,4 Prozent der Gefangenen sind weiß - der könnte zur festen Überzeugung kommen, dass Farbige eine stärkere Neigung zur Kriminalität haben. Natürlich liegt auch die Rate der Gewaltkriminalität bei den Schwarzen höher als bei den Weißen. Als schönes Beispiel darf das Städtchen Belleville in Illinois gelten: Die Einwohner des Örtchens sind weiß, mehrheitlich katholisch und deutscher Abstammung, die Gewalt-Kriminalitätsrate tendiert dort gegen Null. Gleich gegenüber von Belleville liegt East St. Louis. Dort sind 98 Prozent der Einwohner schwarz. Jeden Tag werden dort Menschen überfallen, ausgeraubt und mißhandelt. Mit 60 Toten auf 40 000 Einwohner hatte East St. Louis im letzten Jahr die höchste Pro-Kopf-Mordrate Amerikas. Es versteht sich, dass sich die Weißen aus Belleville jetzt, zur Abwehr schwarzer Gewalt, mit einem eigenen Stadttor schützen.
Ob so ein eigenes Tor, mit der dazu gehörenden Ummauerung, wohl auch in Berlin-Neukölln helfen würde? Oder in Köln-Ehrenfeld? In solchen Quartieren, in denen es einen hohen Anteil an Muslimen gibt? Eine neue Studie des Innenministeriums in Zusammenarbeit mit dem "Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen" legt das nahe. In deren Statistik werden die "sehr religiösen" jugendlichen Christen mit nur 4,3 Prozent Gewaltbereitschaft ausgewiesen, während "sehr religiöse" junge Muslime eine Gewaltquote von 10,2 Prozent erreichen. Mehr als doppelt so viel wir die gleichaltrigen Christen. Die Methode ist die selbe wie bei der "statistischen" Ermittlung gewaltbereiter Katholiken oder Farbiger: Alle denkbaren anderen Faktoren ausblenden, auf einen Faktor fokussieren und schon klappt es. Mit dieser Methode könnte man auch einen höheren Anteil von Rothaarigen an den Mördern ermitteln, wenn man die Erhebung in Irland vornähme.
Während der deutsche Journalismus in den letzten Jahren mühsam gelernt hat, dass es soziale und politische Ursachen für die höhere Kriminalitätsrate der Farbigen in den USA gibt, während er eine Erklärung von Gewalt in Lateinamerika aus Gründen der Religionszugehörigkeit empört zurückweisen würde, steht der Islam gerne im Generalverdacht: Die Süddeutsche Zeitung widmet der "Studie" eine halbe Seite ohne kritischen Kommentar. Der Sender "ntv" sendet unkommentiert folgenden Quatsch: "Bei evangelischen und katholischen Jugendlichen zeigte sich eine gegenläufige Tendenz: Wer seinen Glauben lebt, begeht seltener jugendtypische Straftaten." Die Financial Times Deutschland darf ungestraft feststellen: "Eine neue Studie hat eine besorgniserregende Entwicklung unter jungen Muslimen festgestellt." Und so fort. Hätte man die Zahlen vor 1960 im selben Statistik-Gebiet erhoben, als es dort noch keine Türken gab, wäre die schlichte Wahrheit geblieben, dass die höchste Gewaltbereitschaft bei Unterschichten-Jugendlichen festzustellen ist. Und die waren damals alle katholisch oder evangelisch.
Für den schändlich oberflächlichen deutschen Journalismus ein kleiner, historisch-statistischer Nachtrag: Die höchste deutsche Gewaltrate gegen Zivilisten gab es zwischen 1933 und 1945. Die Täter waren zumeist katholisch oder evangelisch. Die Opfer gehörten einer anderen Religion an. Die Zahl der zivilen Morde belief sich auf etwa sechs Millionen. Das war und ist, mit immerhin 500.000 Toten pro Jahr, bisher die weltweit höchste Mordrate.