Die armen Hohenzollern: Erst hat ihr berühmtester Vorfahr, Kaiser Wilhelm II als Oberster Kriegsherr den Ersten Weltkrieg verloren, dann wurde die hochmögende Familie von ihren Untertanen zur Abdankung gezwungen, und jetzt wollen die Bundesrepublik und das Land Brandenburg nicht mal das Vermögen der Kaiser-Erben geräuschlos rausgeben: Skandalös! Man kann dem regierenden Pöbel eine gewisse Dezenz nicht absprechen: Immerhin hatten die Vertreter des hohen Hauses und der Regierung jahrelang geheime Verhandlungen um die Rückgabe des Hohenzollern-Vermögens geführt und so eine eher ungnädige Öffentlichkeit und deren unqualifizierte Meinung von einer öffentlichen Diskussion ausgeschlossen. Tatsächlich hat die niedrig geborene Kulturstaatsministerin Grütters sogar mitgeteilt, dass die Verhandlungen "mit dem Ziel geführt werden, eine dauerhafte Gesamtlösung für verschiedene Kunst- und Sammlungsgegenstände herbeizuführen“. Aber hat das leidende Kaiserhaus sein schon lange rückgefordertes Schloss Cecilienhof wieder in Besitz nehmen können? Bisher nicht!

Immer noch klebt an der Kaiserfamilie der Vorwurf der Kriegsverbrecherei, den die Siegermächte des Ersten Weltkriegs gegen den nahezu unschuldigen Kaiser Wilhelm erhoben hatten, nur weil dessen Armee Giftgas eingesetzt und 1914 das neutrale Belgien überfallen hatte. Diese Racheverleumdung bekleckert so lange die Ehre der kaiserlichen Familie, so lange deren Vermögen sich noch in den Händen der Nachfolger jener schändlichen November-Revolution befindet, die den tapferen Wilhelm II zur Abdankung getrieben hat. Zwar konnte der brave Finanzminister Christian Görke (Linke), die Wiederaufnahme des Vermögens-Verfahrens vor Gericht erreichen und sogar sagen: „Ich hoffe, dass es dann zu einer endgültigen Klärung dieses unerfreulichen Sachverhaltes kommt“, aber hat die kaiserlicher Familie schon ihr Land und ihre Schlösser wieder? Nein. Auch die Burg Rheinfels bei St. Goar will die aktuelle Justiz nicht rausrücken.

Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen, der Chef des Hauses Hohenzollern, muss sein Leben mit dem Verkauf von Bier der Marke „Preußens“ bestreiten. Zwar besitzt er die beschauliche Prinzeninsel in Plön und andere bescheidene Immobilien. Vor allem aber ist er im Vorstand des Deutsch-Amerikanischen Clubs, ihm zur Seite steht dort Richard Grenell, Trumps Statthalter in Berlin. Auch die BILD-Zeitung ist im Streit um den Besitz unerschütterlich auf der Seite des armen Erben: „Adelige wollen Besitztümer zurück, die vom Adel gebaut … wurden“, lässt das Blatt schreiben. Selbst gebaut! So ist es. Selbst die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ein Profiteur im Gefolge der Novemberrevolution, ist „durchaus verhandlungsbereit“. Aber davon hat das Haus Hohenzollern seine Besitztümer immer noch nicht zurück

Es muss endlich Schluss sein mit der Diskriminierung der Erben stolzer deutscher Geschichte. Als erstes sollte der deutsche Staat den Hohenzollern die vielen Kaiser-Wilhelm-Denkmäler mit den dazu gehörigen Grundstücken übereignen. Denn, wo Kaiser Wilhelm draufsteht, ist auch Hohenzollern drin. Auch müsste die ARD den adligen Darstellern der prächtigen Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen mit Sophie Prinzessin von Isenburg, die in einer dreistündigen Live-Übertragung ausgestrahlt wurde, ein ordentliches Honorar überweisen. Was hier allein an Produktionskosten gespart wurde! Und da solch wunderbare Bilder sonst nur in England zu haben sind, konnten auch beträchtliche Reise-Spesen vermieden werden.

Wie immer bei fundamentalen Fragen der Demokratie hat die BILD-Zeitung das letzte Wort: „Der Ruf, dem Adel Schlösser und Ländereien zu nehmen, erschallt immer wieder. Der Ruf muss nur zu Ende gedacht werden: Es gibt Tausende Familien, nicht nur Adelige, die Vermögen über Generationen halten.“ Genau so ist es. Erst klaut man dem Adel die Schlösser, dann sind die Reihenhäuser der Arbeiter dran, schließlich wird man den Obdachlosen noch die Brücken über ihren Köpfen nehmen. Wehret den Anfängen.

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So eine schöne Satire! Danke.

Lilly Werner
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Ich wohne in der Nähe einer Brücke.
und könnte für das Hohe Haus den Brückenzoll übernehmen.

Lutz Jahoda
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Jene Sippen, die durch Raubzüge und Blutsäuferei vor Zeiten Macht und Reichtum ergaunert haben, der Adel, können sich auch heute noch auf ihre Untertanen verlassen! Kriechen verlernt man nicht.

Des Illusionierter
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Satire gut und schön. Aber zu diesem Thema sollten nicht nur in der Rationalgalerie Zahlen sprechen. Erst der Krieg, für den der Hohenzoller W. II aufgerüstet und ihn dann vom Zaun gebrochen hat mit den Folgen. Als Fußnote: Was war in den 59...

Satire gut und schön. Aber zu diesem Thema sollten nicht nur in der Rationalgalerie Zahlen sprechen. Erst der Krieg, für den der Hohenzoller W. II aufgerüstet und ihn dann vom Zaun gebrochen hat mit den Folgen. Als Fußnote: Was war in den 59 Waggons, die W. II mit nach Holland nahm?

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Gerd Fleischmann
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....beißender Spott, der stark an Ossietzky und Tucholsky erinnern lässt.
Das Geschachere hat nie wirklich aufgehört, der Klüngel zwischen Adel, Kapital und Politik kann wieder dreist, frech und unverschämt die Arie des Kapitalismus ganz ohne...

....beißender Spott, der stark an Ossietzky und Tucholsky erinnern lässt.
Das Geschachere hat nie wirklich aufgehört, der Klüngel zwischen Adel, Kapital und Politik kann wieder dreist, frech und unverschämt die Arie des Kapitalismus ganz ohne Hemmungen singen: Privateigentum über alles !
Das hocken sie wieder, wie immer hinter verschlossenen Türen und warten den Moment ab, wie die Stimmung im Land ist, um dann dem deutschen Michel das Fell über die Ohren zu ziehen.
Klar wollen die ihren Krempel wieder zurück, um den dann in standegemäßen Museen auszustellen, die Knete privat zu kassieren, ein standesgemäßes Leben kostet was, denn von nix kütt nix hab ich gelernt. Hat der Krempel ihnen denn jemals gehört ?
Die Weimarer Republik diente von 1919 bis 1933 der ideologischen, ökonomischen und militaristischen Restauration des gerade geschlagenen deutschen Militarismus. Im Grunde nichts anderes als der Übergang des Kaiserreichs zu Hitlers Großdeutschland, dem "Dritten Reich."
Sie war arbeiterfeindlich im allgemeinen und antikommunistsich im besonderen.
Trotz starker, linker Parlamentsfraktionen blieben die Institutionen, die Mehrheit der Medien, Justiz, Polizei und Bildungswesen allem "Linken" gegenüber feindselig. Die private Aneignung der Produktionsmittel wurde nicht angetastet, Eigentum- und Machtverhältnisse nicht in Frage gestellt und dieses gilt bis heute und hat sie alle wieder aus ihren adeligen Löchern herausgeholt, denn schließlich sitzen wir " in einem Boot" und die liberale verkorkste Stimmung lässt locker zu:
"Gebt dem Kaiser, was des Kaisers" ist, oder so ähnlich.
Dass deren Vorfahren vor dem Faschismus an jeder Unterdrückung des Volkes beteiligt waren zeigt ein Blick in die Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung.
Die Herren der Ruhr entfesselten mit ihren Ludendorffs, Hindenburgs und HOHENZOLLERN ihren ersten Anlauf zur Teilhabe an der Weltherrschaft.
Sie waren zu spät gekommen, andere hatten längt ihren Nationalstaat, die Welt war aufgeteilt.

"Was tun sprach Zeuss, die Götter sind voll Alkohol."
Klauen bedeutet aber Krieg.
Die sozialdemokratischen Führer stimmten den Kriegskrediten zu, damals hießen sie Noske, Scheidemann und Ebert, heute sind die Kriegstreiber, die Kriegsverbrecher die Speichellecker der Rüstungskonzerne, wie die von der Leichen, nun die Knarrenbauer, wieder die sPD, die verkommenen GRÜNEN usw.
Einzig Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg stimmten dagegen. Sie wurden ins Gefängnis geworfen.
Und als die deutsche Revolution den Krieg beendet hatte, wurden Rosa und Karl von führenden Sozialdemokraten dem reaktionären Freicorps zur Abschlachtung freigegeben.
Was hat Deutschlands Politik aus der Geschichte gelernt ?
Merkel und von der Leichen üben den Hofknicks..........
Glühende Hitler Verehrer, wie der vierte Sohn August Wilhelm von Preußen, des abgesetzten Monarchen war Obergruppenführer der SA und hielt glühende Reden auf Wahlveranstaltungen der NSDAP.
Nach dem aus meiner Sicht tragischem Verlust der DDR hatten die nichts eiligeres zu tun um ihre nie beendeten Seilschaften wieder zu aktivieren. Mit großer Sicherheit haben die Hohenzollern Gangster Freunde in den Ministerien, in der Politik und selbstredend in der Wirtschaft.
Die Besitztümer würden nach 1989 beschlagnahmt und solange wurstelt man daran rum, um im geeigneten Augenblick die Enteignung rückgängig zu machen, denn darüber dem Antrag auf Entschädigung wird bis heute vor Gericht gestritten und der Dumme ist wie immer das Volk und darf dann auch noch latzen.
Haus Hohenzollern verlangt nur von Brandenburg 1,2 Millionen, unabhängig von anderen Ansprüchen. Dafür muß ne alte Frau aber ganz lange stricken.
Auch Bismarcks und andere Gangster haben Entschädigungszahlungs Klagen eingereicht.
Das Land Brandenburg stützt sich auf Gutachten von u.a. Peter Brandt (Sohn von Willy)!!!
War ja alles halb so schlimm. Nicht wirklich hat der Adels Haufen den Faschismus unterstützt ist dabei rausgekommen, anderes würde keine Ansprüche zulassen. So wird es eben zurecht geklöppelt, denn Justiz ist Klassenjustiz.
Eine "unendliche Geschichte."

Mehltau liegt über dem Land, wie ein Schleier.
Bis in die Familien hat sich der Neoliberalismus eingenistet und was geht es einen denn an, wenn der immer nur auf Kosten anderer und sich bereichenernder Adel wieder hofieren lässt von Politik und Teilen des Volkes?
Ewig Gestrige dürfen endlich wieder träumen und demnächst im alten Krempel schwelgen und mit dem Eintrittsgeld dafür sorgen, dass der Adel wieder standesgemäß die Türen der privaten Museen öffnet, denn im System muß sich nunmal alles rechnen, besonders für Parasitäten und Schmarotzer.

Kein Widerstandskämpfer hat jemals eine Entschädigungszahlung für erfahrenes Leid erhalten, schlimmer noch, da Tausende ohne Gerichtsurteil weggeschlossen wurden bezog man sich später darauf, dass ohne ein Urteil keine Entschädigungszahlung möglich ist. Nur eine der unfassbaren Schweinereien der Politik und Justiz. Die Faschisten Juristen haben die Gesetze geschrieben, auch nach 1945 und heute noch gelten diese und so sind die Aussichten für die Hohenzollern nicht wirklich schlecht, denn es soll ruhig im Land bleiben, denn Aufmüpfigkeit mag der MSM. die Politik und das Kapital nicht.

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Ullrike Spurgat
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Der letzte Kaiser war übrigens auch Bischof der Preußischen Ev. Landeskirche; evtl. kommen heutige Durchlaucht des Hauses Hohenzollern ja auch noch auf diesen Posten zurück, insbesondere wo doch die geschichtsbelastete Potsdamer Garnisonskirche,...

Der letzte Kaiser war übrigens auch Bischof der Preußischen Ev. Landeskirche; evtl. kommen heutige Durchlaucht des Hauses Hohenzollern ja auch noch auf diesen Posten zurück, insbesondere wo doch die geschichtsbelastete Potsdamer Garnisonskirche, die für Millionen wieder aufgebaut wird, bald wieder zur Verfügung steht

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Axel Biermann
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"schließlich wird man den Obdachlosen noch die Brücken über ihren Köpfen nehmen" Ein fundamentaler Satz, der schlagartig klar macht worum es geht. Man muss die Obdachlosen vor den Feinden des Adels schützen. Denn wir sitzen alle in einem Boot,...

"schließlich wird man den Obdachlosen noch die Brücken über ihren Köpfen nehmen" Ein fundamentaler Satz, der schlagartig klar macht worum es geht. Man muss die Obdachlosen vor den Feinden des Adels schützen. Denn wir sitzen alle in einem Boot, bzw. unter der selben Brücke.

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Peter Cyslak
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Beifall für Ullrike Spurgats notwendigte Ergänzung des Ossietzky-/Tucholsky-Spotts aus der Feder von U. Gellermann.

Paulo H. Bruder
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Wie hieß das doch bei Klaus Staeck, als der noch kritisch war? "Arbeiter, die SPD will Euch Eure Villen im Tessin wegnehmen".

Otto Bismark
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Lieber Gallererist und schreibendes Publikum,

habe mir soeben den Artikel plus Kommentare abgespeichert - gegen Anwandlungen der depremierenden Mutlosigkeit! Gesunder Grim wieder hebt den Blutdruck. Es ist doch auch so: scharfer Spott aus...

Lieber Gallererist und schreibendes Publikum,

habe mir soeben den Artikel plus Kommentare abgespeichert - gegen Anwandlungen der depremierenden Mutlosigkeit! Gesunder Grim wieder hebt den Blutdruck. Es ist doch auch so: scharfer Spott aus traurigen Gründen erfreut, Dank euch allen!

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I. Koschmieder
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