Trillionen, Trilliarden, Quadrillionen: Als kämen die Nachrichten aus dem Geldspeicher des alten Duck, im Zentrum von Entenhausen, dort wo die Scheine jeden Tag mit der Heugabel gewendet werden müssen, so hört sich das an, was zur Zeit aus den Glotzen quillt. Mal sind es Schulden, die eine Bank oder ein Unternehmen hat, dann wieder sind es staatliche Hilfen, die zur Verfügung gestellt werden "müssen", wie der Sprecher mit dunklem, vertrauenswürdigem Timbre in der Stimme erklärt. Als wüsste er Bescheid. Als wüssten sie alle was, die lahmen Enten in den Sendern und auf den Regierungsbänken. Opel? Wird verstaatlicht! Opel? Wird nicht verstaatlicht? Opel? Wo ist Opel?
Völlig unklar ist dem Publikum, wo denn eigentlich die Panzerknackerbande sitzt. Saßen die Räuber in Entenhausen traditionell entweder hinter Gittern oder im Geldspeicher des alten Dagobert, sitzen in der neuen Inszenierung offenkundig in den Bankvorständen. Waren es in den Micky Maus-Heften die Panzerknacker, die sich die Taschen mit fremden Geld vollstopften, sind es in der Tagesschau garantiert seriöse Wertpapier-Händler, die bedauernd erklären, dass nun alles alle sei, das Geld. Wo aber sind sie jetzt, die Quinquillionen? Gestern war sie doch noch da, flossen sie durch nicht stinkende Kanäle mal in dieses, mal in jenes Luftschloss, zuweilen sogar in die reale Wirtschaft. Gibt es ein schwarzes Loch, eine Art monetärer Antimaterie?
Auch die Besetzung der Star-Rollen in der neuen Micky-Show mutet sonderbar an: Angie Duck (alias Daisy Merkel), von der jeder weiss, dass sie nichts, absolut gar nichts von Geld versteht, darf jeden Tag mitreden: "Das werden wir ernsthaft prüfen - Unserer Verantwortung werden wir gerecht - Auf europäischer Ebene - Keiner kann uns nachsagen, dass! - Die Zukunft, meine Damen und Herren, bleibt die Zukunft." Und während das heitere Parlando der Kanzlerin von den Lippen tropft, quakt Peer Gans: "Das ist alles durchgerechnet - Wir wissen was wir gesagt hätten - Kommen Sie mir nicht so - Als ob wir was wüssten, wenn es was zu wissen gäbe." Idealerweise sieht Minister Primus von Gans so aus wie ein glitschig gegelter Kokain-Dealer, also wie einer, der von Schatten-Wirtschaft wirklich Ahnung hat.
In den guten alten Geschichten aus Entenhausen gab es allerdings das "V"-Wörtchen nie und nimmer. Alles, alles war privat und einen Staat gab es nur am Rande. Jetzt plötzlich sagt jeder zweite das "V"-Wort: Es fängt mit "ver" an und hört mit "staatlicht" auf. Da zucken die Knaben Tick, Trick und Track, denen die Rolle des Publikums zugewiesen worden ist, zusammen, es schüttelt sie. Doch naht der Retter in der Not: Guido Düsentrieb, der Erfinder der Selbstverantwortung. Erst jüngst, sprach er beim christlichen Wirtschaftsrat vor: Alle Enten werden Brüder, soll er gesagt haben. Und der Guido wußte auch, dass der Sozialismus, jene Situation, in der die fetten Gänse Federn lassen müssen, nicht "von jetzt auf gleich" komme, "sondern immer schleichend".
Denn darum geht es: Eine Bank, weniger wert als Entengrütze, soll vielleicht, oder auch nicht, vielleicht doch, enteignet werden. Schon jetzt wird etwa ein Drittel des Staatshaushaltes in diese Bank gepumpt. Um dieses arme Geldinstitut herum schleichen jetzt Angie Duck und Peer Gans, um sie, wie Guido sagt, in eine Art "DDR-light" zu überführen. So viel "Neidreform" wird Guido Düsentrieb nicht zulassen. Denn er will "eine andere Republik." Guido spielt mit in der Micky Show, in der in Wahrheit nichts sozialisiert wird, er weiß es. Erst werden die alten Pantoffeln des Kapitals in den staatlichen Reparatur-Betrieben geflickt. Dann bekommen die alten Eigner ihre Latschen, mit ein paar Fantastrillionen gut angewärmt, wieder zurück. Die Steuerzahler können sich dann schleichen. Nicht wer zahlt. wird König von Entenhausen, nur wer nimmt.