Wie, Sie wollen aus Ihrem Taubenzüchter-Verein austreten? Geht nicht, es gibt keine Austrittsklausel! Was, Sie wollen Ihre Bank wechseln? Von Wechsel steht nichts im Vertrag. Haben Sie mal Ihre Heiratsurkunde gelesen? Steht da was von Scheidung drin? Also: Bis zum Tode, Sie Trottel! Mit dieser minderbemittelten Argumentation versucht die EU-Kommission zur Zeit prophylaktisch einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone zu verhindern: In den EU- und Euro-Verträgen sei nirgendwo vom Austritt die Rede. Und wenn dazu nix drin stünde, dann gäbe es auch keinen Austritt.

Die EU-Kommission, ein klandestines Gremium aus 28 Ländervertretern, angeführt vom bei den Konzernen beliebten Steuervermeidungs-Gehilfen Jean-Claude Juncker, ist nie und nirgendwo gewählt worden. Man ist dorthin entsendet, es gibt für diese Funktionäre keine demokratische Legitimation. Also schwätzen sie haltlos daher und berufen sich in der Euro-Austrittsfrage auf ein erbärmliches juristisches Konstrukt: Zum einen auf den Artikel 140 des EU-Vertrages, in dem der Kurs des Euro zur Währung der Beitrittsländer "unwiderruflich" festgelegt sei. Und als einem der EU-Behelfsjuristen auffiel, dass der Währungs-Kurs noch nichts über eine "Unwiderruflichkeit" des Verbleibs im Euro-System besagt, kam dann die Steht-Ja-Nix-Zum-Austritt-Drin-Klausel" zum Zuge: Sie haben freiwillig die Anstalt betreten und bleiben jetzt solange im Irrenhaus wie Doktor Juncker das will! Ist das klar?

"Die Eurokrise ist beendet! Jetzt keine Eurokrise mehr. Eurokrise? Vorbei!" Schon damals, im letzten Jahr, wussten die Merkels, die Schäubles und die angeschlossenen Medien, dass sie Lügen erzählten. Jetzt erlebt ein zunehmend asthmatisches Publikum, wie die bunten Betrugs-Ballons einer nach dem anderen zerplatzen. Auch der mit "alternativlos" bemalte Ballon wird von der Kanzlerin runtergeholt: Über den SPIEGEL lässt sie zwischen zusammengekniffenen Lippen mitteilen, sie halte einen Austritt Griechenlands aus der EU für "verkraftbar". Der Austritt galt bisher als Verbrechen gegen die Marktwirtschaft, also als Todsünde und Merkel-Lästerung.

Die für die Völker Europas nur schwer verkraftbare Merkel pokert hoch: Immerhin ginge es beim Austritt Griechenlands aus dem Euro um 322 Milliarden Euro griechischer Schulden, das macht mehr als 175 Prozent der Wirtschaftsleistung Griechenlands aus. Und wenn die Griechen zurück zur Drachme wechselten, wäre die Rückzahlung in dieser Währung bei den Gläubigern einem Totalverlust gleichzusetzen. Das beträfe auch die Bundesrepublik Deutschland, bei der die Griechen 76 Milliarden Euro Schulden haben. Hatten die selben, die eine Fortführung der Euro-Krise rigoros verneint hatten nicht auch behauptet, der deutschen Steuerzahler würde nie und nimmer für Verluste aus der fatalen EU-Politik haften? Na klar haben sie das behauptet. Doppelt gelogen hält besser, das ist Berliner Regierungslogik.

Der Schuldner Griechenland liegt in den letzten Zügen. Das verdankt er natürlich auch seinen korrupten Regierungen, auch den prima deutschen Waffenlieferungen zu Höchstpreisen. Doch den letzten Kick gab ihm die Würgepolitik einer von Merkel angeführten EU. Die Wirtschaftspolitik der Marke Merkel verordnete einem verhungernden Land noch mehr Hunger zur Gesundung. Historisch bewanderte Griechen sagen: Lass es uns doch so machen wie die Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg. Die hatte sich mit der Währungsreform 1948 alle Inlands-Schuldner vom Hals geschafft. Um dann auf der Londoner Schulden-Konferenz von 1953, die noch ausstehenden 30 Milliarden Mark (damals deutlich mehr als der Bundeshaushalt) zu halbieren und die Rück-Zahlungen auf die lange Bank zu schieben. Aber das wollten die West-Alliierten damals so , denn die Bundesrepublik sollte zum Bollwerk gegen die Sowjetunion ausgebaut werden. Für Griechenland ist keine Bollwerksfunktion in Sicht.

Ob der IQ der merkeligen EU-Bestimmer ausreicht zu erkennen, dass ein toter Schuldner ein schlechter Schuldner ist, weiß keiner. Doch es gibt noch einen Tipp aus der deutschen Geschichte: In den dreieinhalb deutschen Besatzungsjahren von 1941 - 44 wurden rund 130.000 griechische Zivilisten exekutiert, darunter Frauen, Kinder und Greise - meist als "Sühnemaßnahmen“ für Partisanenangriffe. 70 000 griechische Juden wurden in die Konzentrationsläger verschleppt. 300 000 Griechen erfroren und verhungerten, weil die Deutschen Lebensmittel und Brennstoffe konfisziert hatten. 500 000 Wohnungen, 50 Prozent der Industrie und 75 Prozent des Straßen- und Schienennetzes wurden zerstört. Hinzu kämen weitere 54 Milliarden für einen Zwangskredit bei der Bank von Griechenland, mit dem die Deutschen den Griechen auch noch die Kosten für die Verpflegung und den Sold der Besatzungssoldaten aufbürdeten. Alles in allem liegt die deutsche Schuld ohne Verzinsung in den inzwischen 70 Jahren deutscher Vergesslichkeit bei 300 Milliarden Euro. Mit dem verzinsten Geld könnten die Griechen nicht nur ihre Schulden bezahlen, sie hätten noch Geld für Investitionen.