Waren einst paar kleine Viren
Viren klein und schön gemein.

Krochen schnell auf allen Vieren
in ein großes Schwein hinein.

Impf, impf, was geschah?
Keins ward mehr gesehen , ja
Impf, impf, was geschah?
Keins ward mehr geseh´n.

Volksmundig

Es hätte eine Ratte sein sollen: So ein widerliches Ding, mit nacktem, langen Schwanz, das von den Schiffen aus den fernen Ländern den Pest-Floh mitbrachte und den Menschen diese stinkenden Beulen auf die schlaffe Haut klebte: Tot. Jetzt ist es das rosa, das gemütliche Schwein, nur den Muslimen und den Juden zuwider, uns aber ein schönes, fettes Schnitzel, das den jähen Tod in sich trägt. Ja auf die Vögel - jene nach Hitchcock hinterhältigen Biester, die harmlosen Amerikanern die Auge aushacken und die Hoden auch - auf die waren wir gefasst gewesen. Damals, als die Vogelgrippe die Welt eroberte. Pandemie, Pandämonisch: Als habe der bocksbeinige, ziegenbärtige Flötist doch wieder den Ratten aufgespielt und, statt sie aus dem Städtchen Hameln und dem Rest der bekannten Welt zu entfernen, sie auf die rosige, kindliche Haut der Europäer gehetzt: Mundschutz muss her.

Niesen Sie in ihre Ärmel, schreit der Vorsorge-Prospekt, rotzen Sie auf ihren Arm, schweigen Sie still, fliegen Sie nicht, Reisen vergiftet, Bildung bestürzt, wer was weiß, begibt sich ruhigen Fußes in die Klinik, ein Personal kümmert sich. "Deutsche küssen weniger" schreibt der Boulevard, aus Angst vor der Ansteckung, vor der Grippe. Welch schwache Überschrift: Deutsche sterben aus! hätte sie lauten müssen, denn mit Küssen fängt es an, mit Nachwuchs hört es auf. Alles hört auf, denn : "Die Schweinegrippe hat die Bundesliga erreicht! Betroffen: Hannover 96." Als ginge es um Hannover, es geht um den Fußball. Einige Mittelfeldspieler von Hannover drohen gegnerische Stürmer zu küssen. Schluss mit Bundesliga. Für immer.

Die beschauliche Stadt Peine zählt bereits 49 Fälle von Schweinebegrippten, noch leben sie alle. Aber in der Breite Straße Nr. 60, mitten in Peine, steht ein Haus dessen Giebel die lateinische Inschrift trägt: Spiro Spero" (Solange ich atme, hoffe ich). Als habe der dort vor Zeiten lebende Apotheker die Grippe vorausgesehen. Auch Jo Leinen, der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses der Europäischen Union, richtet seinen Blick in die Zukunft: Im Herbst solle es in Europa eine Million Schweinegrippe-Fälle geben. Und die Schätzung sei, sagt er, konservativ. Immerhin ist er Sozialdemokrat. Das Robert-Koch-Institut, von Amts wegen für Influenzen zuständig, raunt von 5.000 bis 16.000 Toten Deutschen jährlich. Einfach nur wg. normaler Grippe. Ohne ein verstärkendes Schwein in der Gegend. Die Zahlen des Jahres 2003 sprechen von satten 20.000 Grippe-Toten, kein Schwein guckte hin, kein Vogel fiel tot vom Himmel, die Ratten quiekten munter wie immer. Wer will hier was verdunkeln, verharmlosen?

Schon gibt es gefälschtes "Tamiflu" zu kaufen. Natürlich im Internet. Das echte "Tamiflu" wirkt virustatisch, nicht viruzid, es wird also die Viren nicht auslöschen, sondern sie nur hemmen. Rund 600 Millionen Euro soll die für den Herbst erwartete Massenimpfung in Deutschland kosten. Da gibt es Banken, die sind billiger zu haben. Auf den Speisekarten der Gaststätten werden die Schweinerippchen gestrichen, wg. Ansteckungsgefahr. Genau im Herbst, wenn wir vielleicht wählen gehen, kommt die Impfwelle auf uns zu. Für wen werden wir geimpft oder gegen was? Der Dalai Lama sagt der Bildzeitung: "Wieso soll ich mich schützen? Ein starker Geist sorgt dafür, dass der Körper stark ist." Der Umsatz der Zeitung soll rapide gesackt sein. Das könnte sich virustatisch auswirken.

Im Schäuble-Ministerium wird erwogen, die Grenze zur Schweiz zu schließen. Dort wird, bei der Firma Hoffman-La Roche, das Mittel Tamiflu zusammengerührt. Da Schäuble immer etwas erwartet, erwartet er diesmal massenhafte Grenzübergänge von Deutschen, die sich das begehrte Mittel direkt beim Erzeuger abholen wollen. Wie immer hat der Geheimdienst schlampig gearbeitet. Denn Tamiflu wird ursprünglich von der Firma Gilead Sciences Inc. in Foster City, Kalifornien hergestellt. Das biblische Gilead galt als reich an Heilkräutern. Hat sich deshalb der ehemalige Verteidigungsminister der USA, Donald Rumsfeld, an diesem Unternehmen mit geschätzten 25 Millionen beteiligt, wie er im Jahr 2005 dem Ethik-Ausschuss des US-Sentas bekannte, als es um die Vogelgrippe ging? Oder weil der biblische König Saul einer Stadt im Land Gilead Militärhilfe leistete (1.000 v. Chr.)?

Während die Krise immer kleiner wird, wird die Schweinegrippe größer. Falls sie, entgegen allen Erwartungen, doch nicht mehr für die Seite Eins der Nachrichten taugt, wird man eben eine andere Sau durchs Dorf treiben. Zwar ist der Waffenlobbyist Schreiber jetzt, nach einem Jahrzehnt der Mühen, in Deutschland. Und er könnte zum CDU-Spendenskandal aussagen. Aber sicher nicht mehr vor den Wahlen. Und wenn wider Erwarten doch: Die Katzen-Grippe steht noch aus.