Durchschnittliche Inkompetenz reicht nicht,
man muss die Dinge auf komplett irre Weise in den Sand setzen.
Warren Buffets, Investor
Nein, der Wirtschafts-Krisengipfel der Bundeskanzlerin findet nicht in einem Puff statt. Obwohl es steuerliche Anreize dafür gäbe: Zum einen gilt die geplante Senkung der Mehrwertsteuer für Beherbergungsbetriebe auf sieben Prozent natürlich auch für Stundenhotels. Zum anderen sind auch die dann geringer gewordenen Kosten immer noch steuerlich absetzbar: Schließlich handelt es sich um ein betrieblich notwendiges Treffen. Da wäre ein Aufenthalt im Hurenhaus der Anmietung eines Saales ähnlich, das akzeptiert die Steuer zu 100 Prozent. Doch Frau Merkel, in deren Dienstwohnung der Krisengipfel stattfindet, ist eine ehrbare Frau und so kostet es die hochmögenden Herren der Wirtschaft gar nichts ihr beizuwohnen. Eher dürften sie noch Geld mitgenommen haben wenn sie das Haus der Merkel verlassen, denn im Rahmen des "Wachstums-Beschleunigungs-Gesetz" will die Kanzlerin die Verklemmtheit auf dem Kreditsektor beenden.
"Billiges Geld, billiges Geld!" rufen die staatlichen Notenbanken seit Beginn der Krise und setzen die Notenpresse in Gang. Da freuen sich die Ackermänner. Denn da bei der Kreditierung einer neuen Fabrik vielleicht sechs Prozent Rendite zu machen sind, kann die Spekulation mit einem der hübschen neuen Derivate gute 15 oder auch mehr Prozente bringen. Da lacht das Spekulantenherz, denn wenn auch diese Blase wieder platzt, ist der Krisengewinnler längst weiter und irgend so eine Mittelstandswitwe sitzt mit einem Haufen Papiere unter dem Weihnachtsbaum mit denen sie gern das Kaminfeuer anzünden darf, das wars dann schon. Und weil der Herr mit der weißen Bankweste sein Geld für Null Prozent Zinsen von der Bundesbank und deren Druckerei erhalten hatte, bekommt dessen Gattin in diesem Jahr keinen Nerz, diesmal ist Zobel angesagt.
Damit sich zum Zobel noch das entzückende kleine Penthaus in der Nähe des New Yorker Central Parks gesellen kann, hat sich die Kanzlerin was ganz Feines ausgedacht, das sie auf den Gabentisch legt, der im Kanzleramt gedeckt ist: Aus dem "Deutschlandsfonds" sollen Garantien für jene faulen Kredite vergeben werden, die von den Banken in ihrem Übereifer diesem oder jenem Unternehmen aufgedrängt worden sind, auch wenn jetzt die Rückzahlung fraglich ist. Dann werden die faulen Forderungen gebündelt, mit dem Bundessiegel für Kreditwürdigkeit versehen und wieder auf den Markt geschleudert. Dass es solche Papiere waren, die jüngst die Krise ausgelöst hatten, macht nichts. Wußte der verehrte Herr Bundespräsident und Über-Ökonom nicht zu sagen: "In jeder Krise steckt auch eine Chance?" Jetzt wissen wir, was er gemeint hat.
Draussen, vor dem Fenster des Kanzleramtes, steht in gehörigem Sicherheitsabstand das Volk. Auch das soll vor Weihnachten nicht ohne gute Nachricht bleiben: Trotz der Wirtschaftskrise gehen die Arbeitslosenzahlen zurück, sagt der Herr aus der Glotze unbewegten Gesichts. Eigentlich hätte er hämisch kichern müssen. Denn wie fast jeder weiß, handelt es sich bei den neuen Zahlen um ein Versteckspiel. Aktuell tauchen all jene Jobsucher, die privat vermittelt werden, nicht mehr auf. Zudem sind diese etwa 200.000 toten Seelen nur ein kleiner Teil jener wunderbaren Inszenierung, mit der Frau Merkel und Herr Westerwelle solange die Wirtschaft beschleunigen wollen bis sie endgültig gegen den Baum gefahren ist.
In der lästigen, offiziellen Arbeitslosenstatistik fehlen die Arbeitslosen in der Weiterbildung (hier werden gern 55-jährige Schweisser zu Konzertpianisten umprofiliert), die 58-Jährigen (denn die bekommen ohnehin nie wieder einen Job, warum sollen sie die Statistik belasten), Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Ja sehen Sie denn nicht , dass der frühere Ingenieur schon ein Jahr lang den Park fegt? Der hat doch Arbeit!), die Ein-Euro-Jobber (Wer einen Euro bekommt, hat doch ein Beschäftigungsverhältnis, oder?) und all jene, die zwar in Kurzarbeit sind, aber nach Ablauf der Massnahme rausfliegen: Also rund zwei Millionen Arbeitslose mehr als ausgewiesen. Warum auch die rund fünf Millionen "geringfügig Beschäftigten" nicht auftauchen? Nun, die zahlen auf ihre höchstens 400 Euro monatlich sogar Steuern und wer Steuern zahlt, der hat Arbeit.
So wie Arbeitslose versteckt werden, so versteckt die Regierung auch gerne, wem die Steuerreform zugute kommen soll. Denn wer, wenn er noch Arbeit hat, wäre nicht froh um ein paar Prozent weniger Steuern? Zwar muss irgendjemand irgendwann für die Kosten der "Reform" in Höhe von rund 70 Milliarden Euro aufkommen. Aber erstmal klingelt es doch nett im Portemonnaie: Wer mit 963 Netto (Verkäuferin) monatlich nach Hause geht, bekommt glatt 1,38 Prozent Steuererleichterung. Wer aber mehr als 3.000 Euro erhält (leitender Angestellter), darf sich über 16 Prozent weniger Steuern freuen. Ganz sicher wird uns das die Regierung mit Leistung erklären, die sich wieder lohnen soll. Was leistet schon so eine Verkäuferin? Aber der Herr Abteilungsleiter, wenn es den nicht mehr gäbe?!
So beschleunigt sich denn das Wachstum der höheren Einkommen beträchtlich, begleitet von dem Wunderglauben, damit würde die ganze Wirtschaft wachsen. Und wenn wir der von wichtigen Wirtschaftsinstituten entwickelten Puff-Cash-Flow-Theorie folgen, gehen wir herrlichen Zeiten entgegen: Der 3.000-Euro Nettoempfänger hat nach der Merkel-Beschleunigung monatlich 480 Euro mehr. Die trägt er ins Bordell. Davon geht ein Teil an die Bordell-Inhaberin. Die lässt den Laden wieder streichen und kurbelt so das Handwerk an. Ein anderer Teil geht an den Zuhälter, der bedient damit die monatlichen Raten für seinen Porsche 911 (mit dem Flügel am Heck) und sichert so Arbeitsplätze in der Automobil-Industrie. Der Arbeitskreis kritischer Steuerberater geht allerdings davon aus, dass die Puffmutter ihren Anstreicher schwarz beschäftigt und der Zuhälter den Porsche auf Bestellung klauen lässt. So wird dann das viele Netto eine einzige nackte Wahrheit ergeben: Die neuen Steuer-Kleider der Westerwelles und Merkels sind von modischer Durchsichtigkeit.