In der deutschen Öffentlichkeit hat eine Jagd auf Wirtschaftsführer begonnen, die zu deren Aussterben führen könnte. Es begann, schon vor der so genannten Krise, mit der Verurteilung des angesehenen Lustreisen-Organisators Hartz, nach dem nicht nur ein populäres Gesetzeswerk benannt wurde, der sich auch persönlich um das Wohlergehen von Betriebsräten kümmerte. Beinahe hätte es den für nichts verantwortlichen Herrn Piech, damals Vorstandschef von VW, auch erwischt, nur weil der ein Vorgesetzter des Herrn Hartz war. Dabei impliziert schon der Begriff Vor-Gesetzter Piechs Unschuld: Der Mann saß vor Hartz, wie hätte er beobachten können, was hinter seinem Rücken passiert?

Hochgebildete Männer, wie Hans-Werner Sinn, Chef des Ifo-Instituts, oder der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff, sagen klar wo die Reise hingeht, wenn so weiter gewühlt wird: Zum Pogrom, zur gezielten Vernichtung einer sensiblen, bedrohten Rasse, der deutschen Manager. Wer erinnert sich nicht, welche verhetzte Stimmung um den Siemens-Vorstand herum erzeugt wurde, nur weil der hie und da, gewiss aus sozialer Verantwortung heraus, diesem oder jenem Geld in die Hand gedrückt hatte. Der berühmte Wirtschafts-Schriftsteller Martin Walser musste seine Stimme erheben, um die Siemens-Manger vor weiterer Diskriminierung zu retten. Die ungerecht Verfolgten müssen bis heute um ihre Abfindung kämpfen und mit lächerlichen Pensionen von ein paar zigtausend ihr Leben fristen.

Längst hat die Stigmatisierung der Manager und der gezielte Rufmord an ihnen, der ja nur die Vorstufe für den eigentlichen Mord ist, auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung erreicht. In jener Zeitung, die lange Jahre als Hege- und Pflegeorgan für die bedrohte Wirtschaftsspezies galt, findet sich ein ungeheuerlicher Angriff auf die Existenz eines der herrlichsten Unternehmen Deutschlands, gegen deren Inhaber und Manager: Auf Porsche. Nicht nur, dass die Produktion des bekannten Autos als medizinisch-therapeutische Maßnahme gelten darf. Denn ein Porschefahrzeug wird von nicht wenigen älteren Herren zu Recht als elegante Penisverlängerung begriffen. Auch steht der Name Porsche, des Mannes, der dem Führer seinen Kraft-durch-Freude-Wagen, später als Volkswagen bekannt, geschenkt hat, für deutsche Wertarbeit. Die FAZ wirft eben diesen Porsches ungesetzliche Marktmanipulation vor!

Sicher, der Paragraph 20a des Wertpapierhandelsgesetzes definiert jene Spekulation, die Porsche gerade mit der VW-Aktie veranstaltet hat, als "Täuschungsmanöver" um "ein künstliches Preisniveau herbeizuführen". Aber muss man den kreativen Umgang mit der Börse nicht eher loben, als sich darüber aufzuregen, mit dem Gesetz drohen und von "Bösartigkeit" schreiben? Immerhin sacken die realen Umsätze von Porsche und VW zur Zeit, die Fahrzeuge liegen auf Halde. Zugleich steigen die Gewinne von Porsche, durch die gelungene Aktienspekulation, weit über das Vorjahrsergebnis hinaus und der Konzern kann seinem Chef-Manager, Wendelin Wiedeking, eine angemessene Gewinnbeteiligung von etwa 77 Millionen Euro zahlen. Da ist es nur folgerichtig, wenn Christian Wulff den gegen jede Kritik in Schutz nimmt: "Ich finde, wenn jemand 40 Millionen Steuern zahlt als Person und Zehntausende Jobs sichert, dann muss sich gegen den hier nicht eine Pogromstimmung entwickeln."

Immerhin ist der Ministerpräsident von Niedersachsen der Vertreter des Staatsanteils am VW-Konzern, den die Porsche-Familie und ihr Manager gerade zurück kaufen, obwohl sie doch, gemeinsam mit Adolf Hitler, die Gründer des Unternehmens waren. Ob Herr Hitler, bzw. dessen Verwandte, auch einen Anteil zurückerhalten, war nicht zu erfahren. Und heute geht es, wie damals, zur Wolfsburger Gründungsphase, um Arbeitsplätze, wie Herr Wulff so richtig formuliert. Arbeitsfront ist eben immer und überall. Wer die vielen frischen Golfs und Passats auf den Parkhalden des VW-Werkes sieht, der weiß, dass man nicht mit den Automanagern und ihrem Börsenhandeln rechten muss, sondern mit dem deutschen Verbraucher, der in dieser schwierigen Situation die Industrie einfach im Stich lässt.

Das Beispiel VW-Porsche beweist nachdrücklich: Wir brauchen ein Öko-Sphären-Reservat, einen geschützten Raum in der Gesellschaft, in dem sich das scheue Wesen der deutschen Wirtschaftsführer ungestört von den Unbilden öffentlicher Urteile oder gar der ökonomischen Krise entwickeln kann. Als ob nur die Banken Geld brauchen würden, um über die Runden zu kommen und ihre Vorstände angemessen zu ernähren. Auch und gerade der Automobilindustrie droht ein harter Winter. Schon als Hans-Werner Sinn eine Parallele zwischen der Managerkritik in der aktuellen Bankenkrise und der Judenverfolgung gezogen hatte, wäre die Regierung am Zug gewesen: Unsere Manager brauchen Schutz, nicht Schmutz, mit dem sie zur Zeit beworfen werden!

Wenn Frau Merkel, wenn die Herren Steinbrück und Glos ihrer Verantwortung gerecht werden wollten, dann müssten sie umgehend zur Sicherung der Manager-Art-Erhaltung Maßnahmen treffen. An erster Stelle stünde eine staatliche Garantie der Managergehälter und der Boni, wie der tapfere Minister Tiefensee sie jüngst bei den Vorständen der Deutschen Bahn vorgesehen hatte. Schritte zur gesetzlichen Bilanzkorrektur, wie die Übernahme von Schulden und die Auszahlung neuer Gewinne an die Aktionäre für alle Unternehmen, sollten unmittelbar folgen. Wenn nicht sofort gehandelt wird, könnte der deutsche Manager aussterben. Und was würden zum Beispiel die VW-Arbeiter an ihren Montage-Bändern machen, wenn es keine Manager mehr gäbe? Wahrscheinlich würden sie alle weinend nach Hause laufen, die Produktion stünde auf ewig still und die verkarstete Manager-Mangel-Gesellschaft würde sich von Wolfsburg über die ganze Welt ausbreiten, so dass die Klimakatastrophe ein Dreck dagegen wäre.

Kommentare (2)

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Vielleicht ließe sich das Öko-Sphären-Reservat auch auf Politker ausweiten: Mit einem hohen Zaum drumherum könnte niemand von denen ausbrechen und Sonntags wären sie, vom durchfahrenden Auto aus, zur Beichtigung freigegeben.

Volker Mayer
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Man sollte Eintritt nehmen.

Uli Gellermann
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