Konkurrenz belebt das Geschäft. Und da die Konkurrenten gemeinsam auf den Markt treten, mal die eine, mal die andere Seite gewinnt, heilt der Markt sich selbst. Zum Beispiel das Westrüsten zwischen den politischen Blöcken, seligen Angedenkens, brachte immer neuere, schönere tödliche Waffen hervor. Die mehrfache Kapazität die Menschheit auszurotten, konnte geschaffen werden, und Zyniker waren heftig an der Zweitausrottung interessiert: Wie mochte die wohl aussehen. Das ist natürlich nach dem Ende der Blöcke ganz anders geworden. Der Wettbewerb gilt jetzt nicht mehr nur den dicksten, längsten, tödlichsten Bomben und Raketen. Der Markt wird heute mit der Konkurrenz um Rohstoffe belebt.
Öl ist der Stoff aus dem die feuchten Träume des Marktes sind. Nun kann man Öl kaufen. Man kann es natürlich auch anders erwerben. Ein Muster an direkter Nachfrage, ohne sich mit Kaufverhandlungen aufzuhalten, sind die USA. Als den amerikanischen Wirtschaftsstrategen das Ende vom Öl und damit vom Lied "Nur Wachstum macht groß" auffiel, fanden sie einen Präsidenten, der im Ölmangel einen Mangel an Demokratie entdeckte. Nicht in den USA versteht sich. Sondern in anderen, fernen Ländern. Da kam ihm der undemokratische Irak gerade recht, um ein Exempel zu statuieren. Mit einem Mehr an Demokratie sollte auch ein Meer an Öl gefördert und in die richtigen, die demokratischen Hände gebracht werden. Dass die Hände dabei ein wenig blutig wurden war eingerechnet. Dass nach dem amerikanischen Überfall zur Rettung der Demokratie im Irak weniger Öl floss als zuvor, entsprach den Planungen in Washington nicht so ganz.
Neue Quellen wurden gesucht und neue Transportmöglichkeiten gefunden: Die immensen Öl- und Gasmengen rund um das Kaspische Meer warteten geradezu darauf, von den USA betreut zu werden. Leider liegen die bisherigen Pipelines aber nicht unter der Kontrolle der USA. Länder wie Russland und der Iran, die den amero-demokratischen Vorstellungen von Demokratie einfach nicht genügen, stehen dieser Kontrolle entgegen. In den halbfeudalen Staaten wie Turkmenistan, Aserbaidschan und Kasachstan liegen mehr Öl und Gas rum, als die örtlichen Potentaten brauchen können. Also bietet sich schon lange eine Pipeline über Afghanistan an. So lange, wie die aber nicht in Ruhe gebaut werden kann, weil die afghanischen Besitzverhältnisse bisher nicht geklärt sind, so lange herrscht in Afghanistan Krieg. Es ist natürlich ein demokratischer Krieg. Vielleicht haben die Afghanen in einer international kontrollierten Volksabstimmung sich diesen Krieg gewünscht. Und auch die Völker, aus denen die Hilfstruppen der USA kommen, haben sich sicherlich mit Mehrheit für die Pipeline und eine lange militärische Präsenz in einem fremden Land entschieden.
Da diese merkwürdigen Afghanen sich aber den demokratischen Gepflogenheiten ("Wo Öl ist oder transportiert werden kann, sind die USA als Schutzmacht anzuerkennen.") bisher nicht beugen wollen, hat sich die westliche Wertegemeinschaft daran erinnert, dass auch im Iran Öl liegt. Der verkauft das Öl an wen auch immer er will. Sogar an Israel. Diese Sorte Konkurrenz finden die USA keineswegs belebend. Und da man immer noch hofft, die irakische Ölförderung - früher in undemokratischem Besitz, heute unter der Kontrolle amerikanischer Demokratie- wieder in Gang zu bekommen, könnte das irakische Beispiel im Iran Schule machen. Zwar geht es diesmal nicht um Giftgas, aber nicht vorhandene Atombomben wären auch ein guter Grund für eine Invasion in den Iran. Dann brauchten die Israelis iranisches Öl nicht mehr in Rotterdam zu kaufen, als Kriegsteilnehmern stünden den Herren in Tel Aviv sicher Reparation zu.
Deutschland braucht kein Öl. Oder doch nur so viel, wie es seinem demokratischen Engagement in Afghanistan angemessen scheint. Deutschland kauft Uran. So funktioniert der Wettbewerb schon zwischen den Rohstoffen. Atomstrom ist nämlich billiger. Wenn man die paar tausend Jahre Lagerkosten für den radioaktiven Müll und die vom Staat geleisteten Vorkosten in der Forschung rausrechnet. Das kann die Atomindustrie mühelos. Denn diese Kosten trug und trägt der Staat. Es gibt Experten, die behaupten, dass das Plutonium, der Giftabfall aus der Atomwirtschaft, nach mehr als zwanzigtausend Jahren nur noch halb so giftig sein wird. Es gibt keine Versicherungsgesellschaft, die darauf wetten möchte. Es gibt keine Versicherung, die Atomkraftwerke versichert. Manchmal findet eben kein richtiger Wettbewerb statt.
Tatsächlich sind die Welt-Uranreserven schneller erschöpft, als die Welt-Ölreserven. Deshalb kann die Konkurrenz zwischen Uran und Öl das Geschäft nicht ewig beleben. Wer den Aufschwung halten will, der wird seine Armee in Schwung halten müssen. Um die direkte Nachfrage zu sichern und nicht zum umständlichen Kaufweg gezwungen zu werden. Nun sind die Deutschen, von Bombennächten und Verbrennungsöfen gebrannte Kinder, etwas zimperlich geworden. Sie begreifen ihre Armee eher als eine Rückversicherung und nicht als Rohstoff-Eingreif-Truppe. Wie immer, wenn ein Produkt nicht richtig läuft, bedarf es besseren Marketings. Deshalb gibt es demnächst eine Bundeswehr-Werbeveransatltung vor dem Reichstag. Über dem Eingang des Parlamentes steht: "Dem deutschen Volke". Dass die Widmung in "Öl dem Deutschen Volke" geändert werden soll, ist sicher ein Gerücht. Sicher ist, dass Wettbewerb das Geschäft belebt. Todsicher.