Die BERLINALE ist die wahrscheinlich größte internationale Kulturveranstaltung der Bundesrepublik: Mehr als 220.000 Besucher werden in diesem Jahr erwartet. Fast 400 Filme erwarten die Besucher. Wir berichten regelmäßig.
"War nicht schlecht mit den Jungs", sagt die 14-jährige Hailee Steinfeld zur Arbeit an "True Grit", dem neuesten Film der Coen-Brüder. Und so ähnlich wird es dem Zuschauer (außer er hat eine schwere Western-Phobie) am Ende des Films auch gehen. Die Jungs: Joel und Ethan Coen (Regie), Jeff Bridges (Marshal Rooster Cogburn), Matt Damon (Texas Ranger) und Josh Brolin (Bösewicht) machen das nicht schlecht, das Remake eines Films mit John Wayne aus dem Jahr 1969. Der Film eröffnete die Berlinale 2011.
Der Vater der Farmerstochter Mattie (Hailee Steinfeld) ist ermordet worden. Und weil die kleine Mattie von der Auge-um-Auge-Gebiss-um-Gebiss-Ideologie jener Zeit in Amerika durchdrungen ist, macht sie sich auf den Weg. den Mörder ihrerseits zu erlegen. Mattie kommandiert sie alle rum: Den Mann, dem sie das Geld zur Verfolgung des Vater-Mörders abknöpft und auch den alten, versoffenen Marshal Rooster Cogburn, der eigentliche keine Lust hat auf Mörder-Jagd zu gehen, jedenfalls nicht mit der Göre, der lästigen. Jeff Bridges in der Cogburn-Rolle ist noch einäugiger, noch schmallippiger, als John Wayne es damals war. Aber Bridges verneint auch nicht, sich den Film zum Beispiel genommen zu haben. Die Coen-Brüder erzählen, sie hätten nur die literarische Vorlage umgesetzt, den alten Film aber nie, nie und nimmer genutzt.
Wie es einem Western zukommt, haben die True-Grit-Männer jede Menge Haare im Gesicht, im Film wird heftig geschossen und häufig gestorben, der Pferde sind mehr als Menschen und der flotte Spruch ersetzt das Gespräch. Das ist bei den Coen Brüdern, deren feine Intelligenz, beißende Ironie und überraschende Sichten man sonst gerne lobte, auch nicht anders. Fraglos wollen sie den alten Wayne-Film, den Henry Hathaway schon mit ziemlich viel Gefühl in Szene setzte, nicht einfach kopieren. Deshalb gaben sie ihm von Beginn an eine gewisse Portion Ironie mit auf den Weg. Schon in einer der ersten Szenen, ein paar Verbrecher werden gerade gehenkt, gebe die Brüder den Ton an: Alle Todeskandidaten dürfen ein paar letzte Worte sagen, nur dem Indianer wird die schwarze Kapuze so schnell über den Kopf gezogen, dass ihm die letzten Worte tatsächlich im gewürgten Hals stecken bleiben. "Achtung" zwinkert hier der Zaunpfahl, "es ist alles nicht so ernst gemeint."
Der Marshal bekommt Konkurrenz bei der Jagd, ein deutlich jüngerer Texas Ranger (Matt Damon) ist auch auf die Kopfprämie scharf. Und während der 69er Film der Konkurrenz der Männer auch eine ganz kleine Männer-Frauen-Note gibt, beide Menschenjäger balzen vor der kleinen Mattie, ist im aktuellen Film die Möglichkeit der Flirts ausgeschlossen. Das lässt natürlich mehr Platz für die Ironie, jenes klimaneutrale Lachgas, das die Coen-Brüder in ihrem Film bis zum Ende verwenden: Jeff Bridges kokettiert mit der Suff-Rolle, Matt Damon mit seiner Jugend, nur Hailee Steinfeld spielt sich selbst: Das energische Wunderkind.
Eröffnungsfilme sind immer ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Das Festival wird reich mit Prominenz beschenkt, der Film-Verleih bekommt, rechtzeitig vor dem Kino-Start, jede Menge TV-Sendezeit, Zeilen und Hörfunk-Minuten, also kostenloses Marketing. Das Geschäft dieses Jahres ist so schlecht nicht.