Man kann dem "Handelsblatt", der relativ seriösen Zeitung der Kapitalsanbeter, schwerlich Panikmache vorwerfen. Ginge es um die linke Gefahr, oder auch um den leichten Hauch von Mindestlöhnen, da wären die Handelsblättler vielleicht versucht, die Gefahren für Leib und Leben des Kapitalmarktes leise zu übertreiben. Aber nun dies, im Zentralorgan der Profitmacher und Beutelschneider: "Die deutschen Banken stehen am Rand des Abgrunds", schreibt dort ein Robert Landgraf. Während Merkel und Steinbrück öffentlich fröhlich pfeifen, die allgemeinen Nachrichten sich nur noch mit Jesus Obama beschäftigen und im südlichen Deutschland der Karneval demnächst alle Sorgen fortschwemmen wird, spricht die Bundesregierung, hinter vorgehaltener Hand, versteht sich, vom "toxischen Wertpapieren" und der "Bad Bank".

Die Bad Bank, die schlechte Bank, so schreiben das die Wirtschaftsredakteure mit Andacht, ist die Lösung des finanziellen Welträtsels und die Quadratur des Geldkreislaufs. Denn eine solche schlechte Bank würde all die faulen Kredite einsammeln, die all die total seriösen Banken in den letzten Jahren aus Gutmütigkeit angehäuft haben. Denn wenn in jenen Jahren dieser oder jener, der einen Kredit ab einer Million aufwärts brauchte aber gerade keine Sicherheiten anbieten konnte, dann haben die treuen Ackermänner beide Augen zugedrückt. Hauptsache der Zinssatz stimmte, über die Rückzahlung sollten sich doch andere Gedanken machen. Die Rede ist von mindestens 200 Milliarden allein bei deutschen Banken. Wenn jetzt der Staat, so die Rechnung der höchstbezahlten Milchmädchen in den Bankvorständen, diese Gift-Kredite übernähme, also eine Bad Bank gründete, dann könnten die entgifteten Banken ihre bekannte Mildtätigkeit fortsetzen und wieder Kredite an Bittsteller aus Industrie und Handel vergeben.

Mir leuchtet die Idee einer Bad Bank ein. Seit Jahren schleppe ich einen Kredit mit mir herum, den ich auch ziemlich schlecht finde. Monat für Monat zahle ich ihn ab und so vergiftet er mein Leben. Wenn jetzt so eine Schlecht-Bank gegründet würde, könnte ich dort sicher auch meinen Kredit los werden und würde dann einen neuen aufnehmen und so fort. Energisch setzte ich den Finanzkreislauf in Bewegung und wann immer ich eine Bank beträte und jemand sich erfrechte nach meinen Sicherheiten zu fragen, würde ich knapp aber deutlich sagen: Merkel! Nun dementieren Frau Merkel und Herr Steinbrück seit Tagen, dass sie so eine Bank gründen wollen. Dazu sagt das Handelsblatt: "Wenn alle anderen wichtigen Industriestaaten ihren Kreditinstituten den Wertpapierschrott auf die eine oder andere Art abnehmen oder versichern, darf Deutschland nicht zurückstehen." Dazu sage ich: Richtig! Ich könnte meinen Kredit ja auch der US-Bad-Bank anbieten, dann müsste Deutschland aber zurückstehen!

Zudem: Die Bundesregierung hat schon so manches dementiert. Zum Beispiel, dass in Afghanistan ein Krieg geführt würde. Oder dass die IKB gefährdet wäre. Sogar, dass die Hypo Real Estate noch mehr Geld braucht, wurde mehrfach von ihr verneint. Wer auch nur ein wenig gebildet ist, der weiß, dass "Dementi" mit dem Wort "Demenz" verwandt ist. Deshalb weiß die "Süddeutsche Zeitung" in der Debatte um die Bad Bank, dass die Bundesregierung darüber nachdenkt, "die Auslagerung fauler Wertpapiere in Sonderfonds zu ermöglichen." Und der "Focus", die Zeitung für den kleinen intellektuellen Hunger, weiß nicht nur, dass "Risiken in Höhe von einer Billion Euro noch in den Bilanzen der Banken schlummern". Der "Focus" weiß auch, dass die Bundesregierung eine "Bad Bank light" plant: Zero Rückzahlung, zero staatliche Beteiligung und es wäre auch zero Dementi des Dementi nötig. Denn "light", das weiß doch jeder, ist gesund.

Es geht um die Gesundung der deutschen Wirtschaft. Nur eine gute Regierung kann die Banken vor dem Abgrund bewahren. Und eine gute Regierung, darin sind sich alle Experten einig, gründet deshalb schnell eine schlechte Bank. Damit die Banken wieder gut sein können. Und damit Herr Ackermann nicht in den Abgrund springt. Was daran gut sein soll, ist mir gerade entfallen.