Köpfe schauen Dich an. Über den Köpfen der Anzeige schwebt die Zeile: Angela Merkel soll Kanzlerin bleiben. Weil, sagt der Text daneben im schönsten CDU-Deutsch: "Wir brauchen weiterhin eine Bundeskanzlerin, die unser Land voran bringt." Das sagt Dir zum Beispiele Uschi Gas glatt ins Gesicht. Denn Uschi Glas, die Älteren werden sich noch erinnern, spielte mal Film, dann aber war sie die Erfinderin von Schönheitstinkturen. Viele Leute fühlten sich von Frau Glas verletzt. Nein, nicht die, deren Haut unter Uschis Salben gelitten hatten, es waren eher jene, deren ästhetisches Empfinden von der maskenstarren Glätte der Gesichter im Ergebnis der Rezepturen schwer gestört wurde. Nun also glatt CDU.
Auch Ludwig Güttler, ein hervorragender Trompeter, will die Kanzlerin zum Bleiben auffordern. Güttler hat sich in beiden deutschen Staaten bewährt: In der DDR bekam er den Nationalpreis und durfte auch den letzten Festakt der Staatsführung beblasen, am 7. Oktober 1989. Von Köhler, dem Bundespräsidenten, nahm er gerne "Das große Verdienstkreuz des Verdienstordens" entgegen. Güttler hatte mal mit dem Vorwurf zu tun, er sei Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit gewesen. Nun hat die Staatssicherheit auch viel Unsinn aufgeschrieben. Aber Güttlers Entgegnung, dass er nach seinen "handschriftlichen Unterlagen" zu den in der Akte erwähnten Terminen ganz woanders gewesen wäre, toppt den Stasi-Unsinn erheblich. Dass Güttler ein Blechinstrument spielt, könnte dazu verführen, seine CDU-Wahlempfehlung als Blech zu bezeichnen. Das träfe sich dann mit dem emaillierten Blech an seiner Brust aufs Schönste.
Geheimnisvoll sind bei Isa Gräfin von Hardenberg nur ihre Einladungslisten. Denn vom Einladen lebt die mit einem Bänker verheiratete Society-Lady. Mit ihrer Agentur "Hardenberg Concept", ein Laden, der auf scheinbar glanzvolle Feste spezialisiert ist, verdient sie ganz nett Geld. Auf den kostbaren Listen stehen solch bedeutende Prominente wie der Friseur Udo Walz. Ohne Walz, der auch schon die Haare von Frau Merkel und Frau Christiansen unter seiner Fuchtel hatte, ist in Berlin kein Fest denkbar. Dass Frau Hardenberg ihren Prominenten Scheine in die Hand drückt, damit sie festliche Feste ihrer Kunden wie BMW, Burda oder die Springer AG adeln, ist ein Gerücht. Es sind ausschließlich Umschläge. Wären in den Umschlägen Scheine drin, hätte die Gräfin schon die Kompetenz zur Wahlempfehlung von Angela Merkel. Die hat jüngst jede Menge davon drucken lassen, um diese oder jene Bank zu retten. Ob der Mann von Frau Hardenberg was davon abbekommen hat, ist unbekannt.
Ähnlich nahe am Geld gebaut hat auch Beate Wedekind mit ihrer Beate-Wedekind-GmbH, immer gut für einen Event, wenn er denn Umsatz generiert. Zur Zeit ist sie, als bezahlte Protokollantin der Kanzlerin, mit auf deren "Deutschlandreise". Das muss man gelesen haben: "Die Kanzlerin geht von Tisch zu Tisch, . . . . ist gut gelaunt und sieht immer noch frisch aus, sogar die Haare sitzen noch. Sie scheint ein gutes Makeup und ein gutes Haarspray zu benutzen." Ob es wohl Drei-Wetter-Taft war? Das hätte sie uns doch mitteilen können, und es wäre noch ein bisschen mehr Knete rausgesprungen. Dass im selben Deutschland-Zug auch der schriftstellernde Dandy Stuckrad-Barre saß und die Werhahn-Adenauer-Sippe, zeigt die Bandbreite der Merkel-Unterstützer: Von den gescheiterten Intellektuellen bis zum Großkapital. Eine richtige Überraschung ist das nicht.
Dass der anerkannt schlechte Schauspieler Sascha Hehn zu den Merkel-Aufrufern gehören darf, verwundert nur jene, die ihn aus seinen Billig-Rollen in Schmuddel-Filmen wie "Schulmädchenreport" oder "Mädchen beim Frauenarzt" kennen. Damals war Hehn jung und brauchte das Geld. Später avancierte er dann in der TV-Serie "Schwarzwaldklinik" zum Arzt Dr. Udo Brinkmann und hörte mit dem Fummeln auf, um mit dem Stethoskop zu posieren. Konsequent setzte er seine TV-Karriere in "Frauenarzt Dr. Markus Merthin" fort, um dann später im Film "Das Musikhotel am Wolfgangsee" zu versinken. Selbst Hehn wußte über diesen Kitsch zu sagen, dass der Film billig produziert sei, ein Hartz-IV-Programm und unprofessionell ausgeführt. Lieber würde er für 15 Euro irgendwem den Rasen mähen, als seinen Beruf lächerlich zu machen. Sein nicht unbeträchtliches Honorar hat er der ARD nicht zurückgegeben. Dass Hehn in einem künftigen Merkel-Kabinett Gesundheitsminister werden soll, wurde bisher nicht dementiert.
So ist denn nicht auszuschließen, dass die Köpfe aus der Wahlkampfanzeige der Merkel uns demnächst auf Ministerfotos wieder begegnen: Ezard Hausmann als Pressesprecher, Wolfgang Joop als Bekleidungsminister, Volker Schlöndorff als Kulturstaatssekretär und Oliver Bierhoff als Sportminister. Dass Heiner Lauterbach gar nicht anders konnte, als Angela Merkel willig zu stützen, ist einem Irrtum zu verdanken, den er einst dem "Stern" gegenüber geäußert hatte: "Wer im Monat mehr als 30.000 Mark verdient, der kann nicht SPD wählen." Dass dies ein schweres Missverständnis ist, würde ihm Peer Steinbrück jederzeit vorrechnen. Aber vielleicht weiß Lauterbach das bereits und wir erleben in der Anzeige nur den Vorgriff auf eine erneute große Koalition und mit ihr das Gruselkabinett der Dr. Merkel.