Nun ist er tatsächlich und endlich auch angekommen im US-amerikanischen und somit auch im westlichen Establishment, der bisher so sehr gescholtene Unhold, Frauenverächter und noch Schlimmeres, der den American Dream „all is possible“ wörtlich genommen und sich den ameri- kanischen Präsidententhron mit dem Einsatz einer größeren Geldsumme gekauft hat. Allerdings gehörte er nicht zu der Mannschaft, die so etwas auch durfte und so wurde der „Neue“ erst ein- mal rund um die Uhr und wochen-, ja monatelang in allen „wichtigen“ Medien der westlichen Welt zur Sau gemacht. Aber das ist nun vorbei. Nun hat er bewiesen, dass er verstanden hat, wie das Spiel laufen soll. Anders als sein Vorgänger, der, vielleicht durch den vorschnell verliehenen Friedensnobelpreis etwas gebremst, die Umsetzung der Regime-Change-Strategie für Syrien sträflich vernachlässigte und sich lediglich auf anonyme Drohnenmorde konzentrierte. Dabei war doch bereits ein ähnlicher Anlass für einen militärischen Angriff mit Hilfe des türkischen Geheimdienstes konstruiert worden, den der Friedensnobelpreisträger aber versäumte. Der Regime Change in Syrien war übrigens bereits Anfang der 90er Jahre von Paul Wolfowitz in Aussicht gestellt worden.
Nun stehen nicht nur die amerikanischen Friedensfreunde um McCain, sondern auch alle west- europäischen Spitzenpolitiker, einschließlich der deutschen, endlich wieder geschlossen hinter dem amerikanischen Präsidenten. Die Welt ist also wieder in Ordnung. Und auch Saudi Arabien, über dessen Kriegsverbrechen im Jemen erst vor wenigen Tagen Spiegel online berichtete, des- sen bisheriges, äußerst fragwürdiges Engagement im Syrienkonflikt aber auch nicht vergessen werden sollte, hält den Raketenangriff auf Syrien für eine „mutige Aktion“. Auch der israelische Ministerpräsident unterstützt diese Entscheidung völlig, lässt er doch gleichfalls syrische Einrichtungen bombardieren. Und das polnische Parlament erklärte sogar ganz aktuell die USA zum Garanten des Weltfriedens.
Wie kommt es nun zu dieser nahezu radikalen Kehrtwendung in der internationalen Einschätzung des Donald Trump? Wenn wir uns die Liste der in den verschiedenen US-amerikanischen Strategieschmieden agierenden politischen Strippenzieher ansehen, ist der Name Trump dort nicht zu finden. Die in den maßgeblichen Think-Tanks wie „The Project for the New American - Century“ oder „American Enterprise Institute (AEI)“ entscheidend agierenden Figuren sind ganz andere. Ihre Namen sind Dick Cheney, Donald Rumsfeld, Paul Wolfowitz, Richard Perle, Jeb Bush oder Robert Kagan, um nur einige zu nennen. Sie hatten es wahrscheinlich nicht so gern, dass sich dieser Außenseiter in ihr Spiel drängte. Immerhin hatten sie ja schließlich die hegemo- niale Politik der USA für die nächsten Jahrzehnte unter dem Aspekt des „American Exceptiona- lism“ strukturiert und wollten sich das einträgliche Geschäft nicht kaputt machen lassen. (Obama hatte dieses Glaubensbekenntnis am 28. Mai 2014 vor Kadetten der Militärakademie West Point ziemlich präzise definiert:
„Ich glaube an den amerikanischen Exzeptionalismus mit jeder Faser meines Seins. Was uns jedoch exzeptionell macht, ist nicht unsere Fähigkeit, uns über internationale Normen und den Rechtsstaat hinwegzusetzen, es ist unsere Bereitschaft, die- se mit unseren Handlungen zu bekräftigen“ (Quelle: commondreams.org/news/2014/14/2015/))
Schon 1991 hatte Paul Wolfowitz, ehemaliger Vize-Verteidigungsminister, ehemaliger Präsident der Weltbank, Chefstratege der Bush-Regierung und Vordenker der neuen Weltordnung, im gerade ablaufenden 1. US-Krieg im Irak in einem Gespräch mit dem US-General Wesley Clark er- klärt, dass dieser Krieg gezeigt hätte, „dass wir unsere Truppen in der Region des Nahen Osten einsetzen können und die Sowjets werden uns nicht mehr stoppen.“ Nun hätten die USA „ungefähr fünf oder zehn Jahre Zeit bekommen, um all die sowjetischen Klientel-Regime zu beseitigen: Syrien, den Iran, den Irak, bevor die nächste große Supermacht uns herausfordert.“
(Qelle: http://library.fora.tv/2007/10/03/Wesley_Clark_A_Time_to_Lead)
Warum eigentlich eine Neuordnung der Welt? Warum eine Neuordnung des Nahen Ostens? War- um dieses permanente Regime-Change-Programm? Warum müssen die USA unbedingt die uni- laterale Macht sein, die nichts und niemanden neben sich duldet, wie das Paul Wolfowitz in ei- nem Essay für das konservative Blatt „The National Interest“ schreibt, wo er sogleich auch droht: „Unsere Freunde werden beschützt werden, unsere Feinde bestraft. Und jene, die Unter- stützung verweigern, werden bedauern, so gehandelt zu haben.“
Der Einblick in Dick Cheneys Karriere, den uns Wikipedia übermittelt, gibt einen gewissen Aufschluss über die wirklichen Triebkräfte, die sich hinter der so schön aufgebauten Kulisse vom „Schutz der Menschenrechte“, der versprochenen „Freiheit“ und der gerühmten „westlichen Werte“ verbergen.
1969 startete Cheney seine politische Laufbahn als Mitarbeiter der Nixon-Regierung. Er wurde persönlicher Assistent von Donald Rumsfeld. Präsident Gerald Ford machte ihn zu seinem Assistenten und zum Stabschef des Weißen Hauses und Bush senior zum Verteidigungsminister. In diese Zeit fallen der erste Irak-Krieg sowie die amerikanischen Interventionen in Somalia und Panama. In seinem politischen Amt veranlasste Cheney eine entscheidende Änderung im Logis- tics Civil Augmentation Program. Die US-Army ließ bis dahin nämlich weltweite Infrastrukturprojekte, wie den Bau von Flughäfen und Gefängnissen und die Verpflegung der Soldaten von immer unterschiedlichen zivilen Firmen ausführen. Cheney aber wollte, dass diese Aufträge künftig an nur eine Firma vergeben werden. Er beauftragte die Haliburton-Tochter Kellogg - Brown & Root, die Plausibilität einer solchen Entscheidung zu prüfen, was dazu führte, dass die- ses Unternehmen dann auch die alles entscheidende Ausschreibung gewann. Und Cheney wurde 1995 Aufsichtsratsvorsitzender und CEO dieses Großunternehmens.
In den fünf Jahren seiner Tätigkeit für Halliburton, in die auch der Balkan-Krieg mit umfangreichen Regierungsaufträgen für Halliburton sowie lukrativen Aufträgen im Zusammenhang mit dem „Oil-for-Food“-Programm für Irak fällt, stieg der Auftragswert der Projekte für die Regie- rung von 1,2 Milliarden auf 2,3 Milliarden US-Dollar. Halliburtons Kerngeschäft ist nämlich auch der Handel mit Erdöl und die Energieversorgung und -förderung.
1997 gründete Cheney mit Donald Rumsfeld die Denkfabrik „Project for the New American Century“. Diese Denkfabrik lehnt eine multipolare Welt ab, statt dessen wird eine unipolare Welt unter US-amerikanischer Führerschaft angestrebt, die durch dauerhaft weltweite Militärstütz- punkte und dem Einsatz aller Mittel, einschließlich der militärischen, gesichert und auch ohne Absprache oder Rücksichtnahme auf Verbündete, die UNO, Verträge und sonstige Rechtsverbindlichkeiten durchgesetzt werden soll.
Im Januar 2001 wurde Dick Cheney Vizepräsident unter George W. Bush, wo ihm eine energische Amtsführung mit großer Einflussnahme auf die Regierungsentscheidungen nachgesagt wird. Während seiner Vizepräsidentschaft wurde Halliburton im Rahmen des Restore Iraqi Oil - Programms mit Arbeiten im Wert von etwa 2 Milliarden US-Dollar beauftragt, ohne dass eine Ausschreibung der Regierung stattgefunden hatte. Zwar trat Cheney, nachdem er für das Amt des Vizepräsidenten aufgestellt worden war, offiziell als CEO von Halliburton zurück und verkaufte einen großen Teil seiner Anteile, doch erhielt er noch im Juli 2004 Abfindungszahlungen von Halliburton, die auch für den Wiederaufbau im Irak hoch dotierte Aufträge der US-Regierung bekommen hatten.
Cheneys Beispiel, der mit seinem gleichzeitigen Engagement in den wichtigsten Strategie- schmieden (seine Frau Lynn ist maßgeblich bei AEI tätig), in den unterschiedlichen, hohen politischen Ämtern und in der Führung eines weltweit agierenden Unternehmen beeindruckend das herrschende System verkörpert, scheint die Frage zu beantworten, warum die US-amerikanische Politik so aussieht, wie sie aussieht. Und Cheney ist nur einer aus einer verschworenen Gemein- schaft, die an den entscheidenden Stellen sitzen oder gesessen habe und an den entsprechenden Strippen ziehen. Vielleicht, so denke ich mir, haben die natürlich weiterhin funktionierenden Mechanismen der jahrzehntelang eingespielten Machtstruktur dem neuen, bisher ungeliebten Präsidenten mittlerweile klar gemacht, wie das Spiel zu spielen ist. Die Gewinne, die aus den kriegerischen Abenteuern zu ziehen sind, dürfen nämlich nicht geschmälert werden. Trump hat also Nachholebedarf, er muss nun liefern. Der Raketenangriff auf Syrien ist der Beweis, dass er offensichtlich verstanden hat. Ich frage mich nun besorgt, was wohl seine nächste Aktion sein wird.
Übrigens sind alle hier aufgeführten Informationen problemlos für jeden im Internet zu finden.