Vier Jungs aus der Nähe von Birmingham machen sich im September 2001 auf den Weg nach Pakistan, einer von ihnen will dort seine Hochzeit feiern. Als sie in einer Moschee zur humanitären Hilfe in Afghanistan aufgefordert werden, machen sie sich auf den Weg. Eine Mischung aus Abenteuerlust, Hilfsbereitschaft und Naivität lässt sie die Fahrt nach Afghanistan antreten. Es wird eine Reise sein, von der sie erst nach mehr als zwei Jahren zurückkehren werden.
Die Eltern der Jungen sind Pakistani. In Tipton, dem kleinen Ort in der Nähe von Birmingham, kennt man die Freunde als typische Hänger: Sie haben keinen richtigen Job, sind der Polizei schon als Kleinkriminelle aufgefallen, hängen rum. Niemand kennt sie als religiös oder politisch engagiert. Ihr britischer Pass weist sie als Engländer aus. Ihre kulturellen Wurzeln und viele ihrer Gewohnheiten kennzeichnen sie als Pakistani.
Der Regisseur Michael Winterbottom hat diese Reise nachgestellt: Gestützt auf Archivmaterial und Originalinterviews der drei jungen Männer, angereichert mit inszenierten Passagen und Interviews der Herren Bush, Rumsfield und Blair, erzählt Winterbottom von einem Horror-Trip. Von einer Fahrt durch den "Krieg gegen den Terror" und von ihrem, von den Freunden nicht freiwillig gewählten Ziel: dem Gefängnis in Guantanamo Bay.
Sie fahren in Bussen, auf offenen Pick-ups, steigen häufig um und erleben ein Land, dass sie nicht besser verstehen als das England, aus dem sie kommen. Noch fühlen sie sich wie Touristen und Winterbottom illustriert mit einer Schwindel erregenden Kamera eine anstrengende, exotische Reise, die über die Afghanische Grenze nach Kandahar führt. Es ist die Nacht, in der die ersten Bomben aus amerikanischen Flugzeugen abgeworfen werden.
Wir sehen alte TV-Ausschnitte, sehen bizarre Feuerwerke über ärmlichen Hütten, sehen Leute fliehen, glauben Schreie zu hören. Was nicht Archivmaterial ist, die inszenierten Teile des Films, ist kühl, beobachtend. Winterbottoms Kamera nimmt nicht Partei, bleibt distanziert. Immer noch benehmen sich die Freunde, als seien sie in einer Art Abenteuer-Urlaub.
Als sie in Kabul erkranken, ihr englischer Magen verträgt das örtliche Wasser nicht, die Sehnsucht nach der heimischen Pizza wächst und kann mit afghanischer Küche nicht gestillt werden, wollen sie nichts wie zurück nach Pakistan und von dort nach Hause. Sie sprechen weder Paschtu noch Dari, die Umgangssprachen, erwischen den falschen Bus, landen im Norden, in einer der letzten Taliban-Hochburgen und werden von der "Nordallianz", den Verbündeten der US-Armee, gefangen genommen. Ihr Konvoi wird bombardiert, sie werden getrennt, verwundet, einer von ihnen verschwindet, wird nie wieder auftauchen
Man hat sich zwingen müssen, die Bilder dieser Gefangenschaft anzusehen: Übereinander gestapelt, wie Vieh, werden sie in Containern transportiert, einige ersticken auf der Fahrt. Es wird nicht besser, als die Soldaten der "Nordallianz" sie den US-Streitkräften übergeben: Säcke über den Köpfen der Gefangenen sollen die Orientierung erschweren. Fesseln an Füßen und Händen. Die Verhöre werden grundsätzlich von Schlägen begleitet.
Nur wenig später werden die jungen Männer, die ihre Unschuld beteuern und auf ihre britische Staatsangehörigkeit verweisen, in Lager der US-Truppen in Guantanamo-Bay gebracht. Unterbracht in kleinen Drahtkäfigen, die der deutsche Tierschutzverein keinem Schäferhund zumuten würde, setzt der Weg der drei durch Folter, Demütigung und Verhöre fort.
Sie, wie alle anderen Gefangenen auch, werden mit schwarzen Taucherbrillen blind gemacht und taub mit schalldichten Ohrenschützern. In der Isolierhaft entzieht man ihnen das Tag- und Nachtgefühl, man pisst auf ihr heiliges Buch, den Koran, man schlägt sie, zwingt ihnen Haltungen auf, die unerträgliche Schmerzen verursachen und beschuldigt sie, Osama bin Laden zu kennen.
Frisch geduschte und gebügelte Damen und Herren verhören die Gedemütigten und hundertfach Gefolterten. Der britische Geheimdienst droht ihnen, ihre Familie auszuweisen, es gibt kaum ein illegales Mittel, das nicht angewandt wird, um ihren Willen zu brechen. Nach mehr als zwei Jahren stellt sich ihre Unschuld heraus. Wie viele andere Unschuldige in Guantanamo sitzen, weiß man nicht, was man weiß ist, dass das Lager der Genver Konvention widerspricht.
Am Ende des Films, als die Darsteller, der Regisseur und die drei aus Tipton bei Birmingham auf die Bühne gerufen werden, stehen die 1.700 Gäste im Berlinale-Palast auf und applaudieren, minutenlang.