Bei Kidnapping weiß jeder, was er zu tun hat: Er ruft die Polizei, den Staatsanwalt, die Gerichte, kurz: Den ganzen Staatsapparat, denn Eile ist geboten und Verbrechen sollte sich nicht lohnen sondern bestraft werden. Bei Money-Napping sieht die Sache völlig anders aus: Seit Monaten halten die Banken Milliarden-Euro-Summen gefangen, weil sie den anderen Banken nicht trauen und um Verluste fürchten. Sie verstecken das Geld bei der Europäischen Zentralbank und geben es nicht raus, blockieren so den wirtschaftlichen Kreislauf und riskieren mit diesem Verbrechen den Kollaps der Volkswirtschaften. Obwohl alle staatlichen Stellen wissen, wohin das Geld beiseite geschafft worden ist, kommt kein Polizei-Kommando, um es zu befreien, kein Staatsanwalt klagt an, kein Gericht tritt zusammen und erst recht sitzt kein Bankvorstand in U-Haft.

Doch die Verbrechen sind nicht auf Entführung von Euros beschränkt: Der amerikanische Investor Warren Buffet bezeichnete Derivate, jene brandgefährlichen Termingeschäfte, die längst die wesentlichen Marktpreise bestimmen - als "Massenvernichtungswaffen". Kein Staat der Welt würde solche Waffen privat handeln lassen. Aber diese Finanz-Vernichtungswaffen, die Derivate, die vor allem im Rohstoffhandel über Hunger und Tod entscheiden, die ganze Staaten in die soziale und ökonomische Vernichtung stoßen können, jene mörderischen Transaktionsvereinbarungen werden nicht einmal an der Börse gehandelt, wo sie einer gewissen Kontrolle unterliegen. Sowas Feines handeln die Banken untereinander. Im scheinbar vornehmen Wirtschaftsenglisch heißt das „Over-the-counter-Handel“ sollte aber lieber Unter-dem-Ladentisch-Deal genannt werden oder auch gern Schwarzhandel. 570 Billionen Dollar werden auf diesem schwarzen Markt bewegt.

Was fast jeder wußte, hat Angela Merkel jüngst bestätigt: Natürlich steht der Europäische Rettungsschirm, der dem Wahlvolk gern als Staaten-Schirm verkauft wird, den Banken zur "Rekapitalisierung" zur Verfügung. Will heissen: Wie schon zwischen 2007 und 2009 haben sich die Banken verzockt und wie damals sollen die Bürger den armen Bänkern aus dieser kleinen, vorübergehenden Verlegenheit helfen. Inzwischen könnten Regierungen gelernt haben: Hilft man den Banken einmal, kommen sie alle paar Jahre wieder und halten die Hand auf. Preiswerter können die Ackermänner ihre Pleiten nicht sanieren. Da muss man einfach zum Wiederholungstäter werden. Wie die belgisch-französische DEXIA-Bank, die 2008 schon mal flotte 6,4 Milliarden Euro von den Staaten bekam, damit sie überleben konnte und jetzt wohl den zweiten Tod stirbt, wenn die zweifelhaften Euro-Regierungen nicht erneut dem Steuerzahler in die Tasche greifen. Dass der Chef der DEXIA mit einem Jahresgehalt von 1,2 Millionen Euro und einem Bonus von 600.000 ebenso wenig haftet wie die Aktionäre, versteht sich.

Denn natürlich haben wir es wieder mit "systemrelevanten" Baken zu tun. Die sind einfach, behaupten sie, "Too big to fail", zu groß, um sie scheitern zu lassen und erpressen so die Staaten und ihre Bürger um einen horrenden Betrag, von dem man jetzt schon wissen kann, dass der zu etwa gleichen Teilen in hoch riskante Spekulationen und in völlig risikofreie Boni wandern wird. Nach Money-Napping, nach dem Gebrauch von Finanzvernichtungswaffen nun auch noch Staats-Kapital-Erpressung: Es ist für die normale Mafia fast eine Beleidigung, die Banken als gewöhnliche kriminelle Vereinigung zu bezeichnen. Deshalb muss für die Banken endlich das gelten, was für andere Schwerstkriminelle auch gilt: Die Todesstrafe, was im Banken-Fall die Verstaatlichung bedeutet. Wer die Chance des Momentes, in dem die Großbanken mal wieder viel, viel Geld haben wollen, um überleben zu können, nicht nutzt, die Zentren der Finanz-Verschwörung gegen die Bürger an die Staats-Kette zu legen, macht sich mitschuldig. Solche Parteien sollten bei den nächsten Wahlen mindestens so bestraft werden wie die FPD schon heute.

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Nun wollen Sie also die Banken verstaatlichen. Als ob wir das nicht aus der DDR kennen würden. Wo das hingeführt hat, ist sattsam bekannt. Schlechte Autos aber prima Mauern. Nein, Danke.

Andreas Kellermaier
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Bei näherem Hinsehen werden Sie feststellen: Die Staaten pumpen so viel Geld in die Banken, dass die längst verstaatlicht sind.

Uli Gellermann
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Wo Sie recht haben: Diese Verbrechen lohnen sich nicht nur, es wird auch keiner belangt!

Robert Hallwagen
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Ihr Ruf nach dem Staat ist doch nur ein müder, linker Reflex. Als ob der Staat (siehe Landesbanken) irgendetwas besser machen würde.

Peer Johannsen
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Der Staat kann auch alles falsch machen. Aber er ist, durch Wahlen und Wähler, auch und gerade durch Bewegungen außerhalb des Parlamentes zu kontrollieren und zu beeinflussen.

Uli Gellermann
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