Welch ein schaler Triumph: Merkels Mann in Kiew, Petro Poroschenko hat irgendwie die Wahl gewonnen. Gut, es war nicht völlig überraschend, hatte doch die Bundeskanzlerin schon bei ihrem Kiewer Instruktionsbesuch im August 500 Millionen Euro aus deutschen Steuergeldern auf seinen Tisch gelegt. Ein Teil davon hatte der arme Oligarch gleich in Streubomben angelegt, aber dieser oder jener Cent floss auch in den aktiven Wahlkampf für den "Petro-Poroschenko-Block", jene Partei, deren Spitzenkandidat Vitali Klitschko hieß und der auf ein energisches "Sitz!" aus der Konrad-Adenauer-Stiftung seine eigen Partei "Faust" nur noch in der Tasche ballen darf. Aber damit ein annehmbares Wahlergebnis gesichert werden konnte, hat "Pjotr Poroschenko Krwawy“ (Peter der Blutige), wie man ihn gern und treffend in der Ost-Ukraine nennt, von seiner Berliner Chefin rechtzeitig vor den Wahlen weitere drei Milliarden "Brückenfinanzierung" geschenkt bekommen.

"Es gibt eine Notwendigkeit einer gewissen Brückenfinanzierung", sagte die Merkel jüngst in ihrem unnachahmlichen Deutsch auf dem letzten EU-Gipfel. Das sind die drei Milliarden der immer noch offenen, von den Russen bisher gestundeten Gasrechnung. Denn wenn die nicht endlich bezahlt wird, kann es in Kiew sehr, sehr kalt werden. Und Wähler, die Angst vor dem Frost haben, die könnten was Falsches wählen. Also ergab sich eine gewisse Notwendigkeit. Während zum Beispiel die Griechen höchst gern eine solche Brücke gebaut sehen würden, immerhin gehörten sie lange Zeit doch zu den besten Kunden der deutschen Waffenindustrie, denkt Angela Merkel weiter: Der neue ukrainische Markt ist ihr die Zukunft. Auch deshalb wusste die Haus-Nachrichten-Sendung der Kanzlerin, die "Tagesschau", schon Tage vor der Wahl: "Ukraine: EU-Wahlbeobachter rechnen mit freier Wahl".

Etwa zwei Millionen der Wähler in den nach wie vor umkämpften Gebieten der Ost-Ukraine haben an der Wahl nicht teilgenommen. Oppositionelle Parlamentarier wurden verprügelt, mit dem Tode bedroht, ihre Parteibüros verwüstet, in Brand gesteckt, die Kommunistische Partei soll sogar verboten werden, aber die ARD rechnete, auf EU-Wahlbeobachter gestützt, mit einer "freien Wahl". So waren denn viele Ukrainer tatsächlich so frei den Wahlen fernzubleiben: Kaum mehr als die die Hälfte der Wähler stimmte über ein Parlament ab, das für sich in Anspruch nimmt, auch über jenen Teil der Ost-Ukraine zu entscheiden, der sich nach wie vor im Bürgerkrieg befindet. Das hindert den EU-Wahlbeobachter Joachim Zeller (CDU) nicht daran, vorab die Richtung anzugeben: "Und nun wird es davon abhängen, dass das neu gewählte Parlament bald zu einer stabilen Regierungsbildung kommt, damit die Probleme des Landes - die immens sind - angegangen werden können."

Stabil, im Sinne einer Mehrheit für eine Poroshenko-Merkel-Regierung, kann es nur dann werden, wenn sich Poroschenko (20 Prozent) auf einen Freund der Merkel-Freundin Timoschenko stützt: Auf den bisherigen Ministerpräsidenten Arsenij Jazenjuk und dessen Partei "Völkische Front" (20 Prozent), die einen zweiten Platz erreicht hat. In deren "Militärrat" sitzt der Führer des faschistischen Bataillons Asow- als Mordbrenner aus der Ost-Ukraine bekannt. Von Jazenjuk selbst stammt dieses Nazi-Zitat: "Sie (in der Ost-Ukraine gefallene Regierungs-Soldaten) verloren ihr Leben, weil sie Männer und Frauen, Kinder und Alte verteidigten, die sich der Gefahr ausgesetzt sahen, von Eindringlingen getötet zu werden, welche von Untermenschen gesponsert werden. Zuallererst werden wir dadurch der Helden gedenken, indem wir die auslöschen, die sie töteten, und dann, indem wir das Land von dem Bösen reinigen werden."

Wahrscheinlich wird dieser Reinigungsprozess auch von der Partei "Selbsthilfe" (12 Prozent) unterstützt werden. Sie wird vom Lemberger Bürgermeister Andrij Sadowyj geführt. In der Lemberger Region stehen rund 30 Denkmäler des Faschisten Stepan Bandera. Kritik an diesem Nazi-Kult ist vom Lemberger Bürgermeister nicht bekannt. Auch der Gedenkmarsch für die SS-Division Galizien durch Lemberg fand offenkundig seine Billigung. Da auf der Wahlliste des Bürgermeisters auch der Kommandeur des Freiwilligen-Batallions "Donbass", Semen Sementchenko, stand, ist deren christlicher Anstrich eher Tarnfarbe. Im September wurde Sementchenko vom ukrainischen Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk mit dem Bogdan-Chmelnizki-Orden dritter Klasse behängt. Für seine "Verdienste" im Kampf gegen die Separatisten. Und natürlich war der brave Mann auch schon in Washington. Sementschenko schrieb hierzu auf seiner Facebook-Seite: "Wir haben mit unseren amerikanischen Freunden über Anti-Panzer-Waffen, Radar, Drohnen und viele andere nützliche Dinge zur Verteidigung unseres Landes gesprochen. In Washington versteht man, was unser Ziel ist.“

Deutsche Medien kommentieren die Wahlen als einen "Sieg pro-europäischer Kräfte". Da weiß man, was der Mainstream für europäisch hält. So wird die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland zum Partner einer mit Nazis gespickten Regierung werden. Und wer sich darüber wundern sollte, der muss sich nur daran erinnern, dass der Außenminister der Merkel, Frank-Walter Steinmeier, schon damals auf dem Majdan mit Faschisten verhandelt hat und aktiv an einem Regime-Change beteiligt war. Mancher Triumph hat eben seinen Preis.

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Mein Kompliment: Sie liegen mit Ihrer Ukraine-Wahlberichterstattung deutlich vor allen anderen Medien. Nur die "Neue Zürcher Zeitung" war ähnlich schnell. Allerdings mit dieser Überschrift: "Ukraine stimmt für Europa - Reformkräfte gewinnen die...

Mein Kompliment: Sie liegen mit Ihrer Ukraine-Wahlberichterstattung deutlich vor allen anderen Medien. Nur die "Neue Zürcher Zeitung" war ähnlich schnell. Allerdings mit dieser Überschrift: "Ukraine stimmt für Europa - Reformkräfte gewinnen die Parlamentswahl". Das ist mehr als peinlich. Bei Ihnen kann man alternativ die wirkliche Analyse lesen.

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Rainer Wegener
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Jetzt kann eigentlich die Merkel CDU bei den nächsten BT-Wahlen mit der NPD koalieren und dabei die AFD rechts überholen. Wenn Merkel und die K. A. Stiftung schon eine Regierung in Kiew mit Naziattitüden unterstützt, welche Lustrationsgesetze...

Jetzt kann eigentlich die Merkel CDU bei den nächsten BT-Wahlen mit der NPD koalieren und dabei die AFD rechts überholen. Wenn Merkel und die K. A. Stiftung schon eine Regierung in Kiew mit Naziattitüden unterstützt, welche Lustrationsgesetze einführt.
Aber was solls- die Ukraine liegt da voll im Rechten Trend der letzten EU Wahlen.

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Christoph Pauli
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An die "POROSHENKO-MERKEL-REGIERUNG" eine alte Volksweisheit:
Wer im russischen Gas-Haus sitzt, der sollte nicht auf Russland mit Waffen werfen! 
Ofenbar ist "der Drang nach dem Osten" ein von Merkels Vater Kasner ihr vererbter Geburtsfehler,...

An die "POROSHENKO-MERKEL-REGIERUNG" eine alte Volksweisheit:
Wer im russischen Gas-Haus sitzt, der sollte nicht auf Russland mit Waffen werfen! 
Ofenbar ist "der Drang nach dem Osten" ein von Merkels Vater Kasner ihr vererbter Geburtsfehler, eine "OST - Sehn - SUCHT"!
Merkels Vorfahren sollen ja aus Polen stammen .. aus Kazmierczak wurde Kasner, Merkels Mädchenname.. 
1954 kamen Vater Kasner mit Familie von Hamburg in den DDR-"OSTEN" als "der Rote Kasner"! Merkel selber reiste als DDR-FDJ-Sekretärin für "Agitation & Propaganda" studienhalber und privat öfters nach Moskau, Polen und in die Tschechoslowakei.
"Früh übt sich wer ein NATO-OST-Erweiterer werden will"!
 

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Hans Jon
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Na entlich sind die Wahlen vorbei, nun kann es munter weiter gehen mit der Bereinigung des ressourcenreichen Ostens, schliesslich haben einige Konzerne berechtigte Intressen in dem Gebiet.
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=759...

Na entlich sind die Wahlen vorbei, nun kann es munter weiter gehen mit der Bereinigung des ressourcenreichen Ostens, schliesslich haben einige Konzerne berechtigte Intressen in dem Gebiet.
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=759928.html

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Martin Lechky
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Anscheinend haben Medien & Merkel jedes Maß an Fiedensbewusstsein verloren.
Wir werden Zeugen wie die Berliner Regierung sich an der Installtion der Faschisten beteiligt und auch Mordmaschinen zu lässt.
Merkel & Steinmeier werden sich an der...

Anscheinend haben Medien & Merkel jedes Maß an Fiedensbewusstsein verloren.
Wir werden Zeugen wie die Berliner Regierung sich an der Installtion der Faschisten beteiligt und auch Mordmaschinen zu lässt.
Merkel & Steinmeier werden sich an der Unterstützung von Faschisten messen lassen müßen.
Und die EU hat den Friedensnobelpreis bekommen oder bin falsch Informiert?
Danke an U.G. und Kompliment für die klare Darstellung der Situation in der Ukraine.

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Pat Hall
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Das muss man mal googeln: Man gibt die Stichworte "ukraine wahl europäisch" in die Suchmaschine unter "News". Dort bekommt man, gestützt auf die aktuellen Meldungen aus aller Art Medien, in Bruchteilen von Sekunden 56.700 Treffer. Die sind dann...

Das muss man mal googeln: Man gibt die Stichworte "ukraine wahl europäisch" in die Suchmaschine unter "News". Dort bekommt man, gestützt auf die aktuellen Meldungen aus aller Art Medien, in Bruchteilen von Sekunden 56.700 Treffer. Die sind dann garniert mit "pro-europäische Kräfte siegen" oder "Mehrheit für pro-europäische Kräfte" und "Poroschenko auf EU-Kurs". Kursabweichungen können die Einheits-Chefredakteure nicht zulassen. Welch eine trostlose Medienlandschaft!

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Jack Postinga
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Man kommt ob der Ergebnisse aus dem Lachen nicht mehr raus.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann waren bei dieser "richtungsweisenden" Wahl von 45,5 Mio. Einwohnern in der Ukraine ca. 36 Mio. Wahlberechtigte. Bei einer Wahlbeteiligung von...

Man kommt ob der Ergebnisse aus dem Lachen nicht mehr raus.
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann waren bei dieser "richtungsweisenden" Wahl von 45,5 Mio. Einwohnern in der Ukraine ca. 36 Mio. Wahlberechtigte. Bei einer Wahlbeteiligung von 52,4% (2012: 58%) haben (lt. offiziellen Angaben) rund 19 Mio. Ukrainer an der Wahl teilgenommen*. 



Das ergibt für die langjährigen Parteienwendehälse folgende Ergebnisse:
Rund 22% = 4,2 Mio. wählten die Paarung Waffenoligarch-Rummelboxer Poroschenko-Klitschko.


Rund 22% = 4,2 Mio. wählten die State-Department-NATO-Partei Yats-Volksfront.


Rund 5,7% = 1,1 Mio. wählten die Timoschenko, die an der Regierung beteiligt werden soll.


Die zukünftige Regierung vertritt in Summe demnach 9,5 Mio. = 21% der Einwohner der Ukraine, das sind die, die so spektakulär FÜR die EU demonstriert, gekämpft, sich entschieden haben. Hahaha? Ein echter Merkel-Sieg. Gehts noch lächerlicher?



Für Europa ist eine Nebelkerze, denn die Ukraine liegt auf dem Kontinent Europa. Was wollen die Leute da groß entscheiden?



*Die wahrscheinlichen Manipulationen der üblichen Verdächtigen (US-State Department, NATO, CIA, KAS etc.) spekulieren wir bei dieser Betrachtung jetzt mal nicht. Ein Manipulationsindikator ist, dass die Yats-Partei um einige 0-Komma-Werte VOR dem Poroschenko-Klitschko-Bündnis liegen soll.
Grosses Kino - Popcorn.


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Sven Heuser
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Eine mit ehemaligen Nationalsozialisten gespickte Regierung in Bonn unter Konrad Adenauer habe ich noch in Erinnerung. Doch die Herren gaben sich immerhin zumindest äußerlich geläutert, auch wenn sie ihre Ost-Erweiterungswünsche stets am köcheln...

Eine mit ehemaligen Nationalsozialisten gespickte Regierung in Bonn unter Konrad Adenauer habe ich noch in Erinnerung. Doch die Herren gaben sich immerhin zumindest äußerlich geläutert, auch wenn sie ihre Ost-Erweiterungswünsche stets am köcheln hielten.
Vor 25 Jahren kam Luftzug in die Glut und Öl obendrein in die Flamme des Übermuts. Statt Dankbarkeit und Demut stellte sich Überheblichkeit ein, und dem Europa-Gedanken wurde ein militaristisches Kleid übergestülpt - und siehe da: Das vereinte Deutschland zwirbelt seitdem im genährten Aufwind mit unübersehbarem Rechtsdrall dreist erneut ostwärts, wenn auch geschickt unter neuer Fahne und dem Tarnwort Demokratie.
Heinrich Heine würde staunen, wie zutreffend lebendig seine beiden Zeilen im Jahre 2014 immer noch sind: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht!"

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Lutz Jahoda
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Sie sind eine der wenigen Quellen echter Information. Dafür bedanke ich mich herzlich.

Henny Datené
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Leider wird es immer deutlicher, dass Deutschland, in blinder Unterstützung der geschwächten USA, den Weg zu beschreiten sucht, den die USA schon seit Ende des II. Weltkrieges beschreitet. Dies meist für sich erfolglos, sowie mit schlimmen Folgen...

Leider wird es immer deutlicher, dass Deutschland, in blinder Unterstützung der geschwächten USA, den Weg zu beschreiten sucht, den die USA schon seit Ende des II. Weltkrieges beschreitet. Dies meist für sich erfolglos, sowie mit schlimmen Folgen für die Welt und nachfolgenden Generationen. Halten wir uns vor Augen, dass Regime wechsel von Aussen und das an die Macht putschen einst willfähriger und vom CIA aufgebauter Machthaber, sich bis heute am Ende stets gegen die USA/ den Westen selbst gewandt hat. Überall auf der Welt mußten diese Machthaber am Ende meist von denen "entsorgt" werden, mit deren Hilfe sie einst an die Macht kamen. Ob das ein Saddam Hussain, oder ein Bin Laden waren, es gibt unzählige weitere Beispiele. All diese sogenannten für den Westen zunächst nützlichen Machthaber wandten sich am Ende gegen den Westen, vermutlich weil Ihnen die Schlechtigkeit und Heuchelei der westlichen Politik unerträglich wurde.
So bin ich doch einigermaßen zuversichtlich, dass auch Deutschland für die Folgen seines verantwortungslosen Handelns auch in der Ukraine, in Zukunft stark wird bluten müssen, wenn auch vielleicht nur finanziell.
Die Mehrheit der Bürger stimmt alledem zu, indem sie schweigt. Von den Regierenden ruhig gestellt mit der Komsumdroge. Die größte Bedrohung für die Regierenden wäre ein versiegen dieser Konsumdroge. Das Volk würde schlagartig aus dem Rausch erwachen. Die Wahrheit erkennen. Aufbegehren.
Kein wunder, dass Agela alles daran setzt die Wirtschaftskräfte koste es was es wolle mit einer neoliberalen Politik zu mobilisieren. Die Frage ist, wie lange wird ihr das gelingen? Die Zentrifugalkräfte werden in der Zukunft unweigerlich zunehmen.

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Markus Schmitz
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