Jetzt ist er tatsächlich nach Russland gefahren, der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras. Darf der das denn? Hat er jemanden aus der Eurokratie vorher gefragt? Oder bei den Deutschen um Erlaubnis für seinen Ausflug gebeten? So ein Filial-Leiter einer deutschen Schulden-Kolonie sollte lieber zu Hause bleiben. Statt mit deutschem Geld Lustreisen nach Russland zu unternehmen. Ja, wenn es Hassreisen wären, Putin-Bashing-Touren, dann würde die Grünen-Europaparlamentarierin Rebecca Harms und ihr CDU-Freund, der Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann, glatt mitfahren. Aber Tsipras will sein armes Land sanieren. Das geht schon mal gar nicht.

Dieser linke Grieche, sagt die GRÜNE Harms, mache "eindeutig pro-russische und anti-europäische Stimmung". So denkt die Dame aus dem EU-Imperium. Zwar wohnen 85 Prozent der Russen im europäischen Teil des Landes und das sind mit 120 Millionen mehr Europäer als ein anderes Land in Europa vorweisen kann. Aber das ändert nichts an GRÜNER Geografie. Europa ist für die in Berlin und Brüssel. In Moskau lauert die asiatische Finsternis: "Wer spricht mit wem wann, und wie hilft das der Propaganda Putins?" fragt die Harms rhetorisch, aber weil sie ein solides deutsches Wissen über den Nationalcharakter der Russen und den der Griechen hat, kennt sie die Antwort: "Da wird getrickst".

Die Charakterfrage wirft auch der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Bundestags, Peter Ramsauer (CSU) auf: "Zum finanziellen Vagabundentum kommt jetzt auch noch die außenpolitische Erpressung", wirft er dem reisenden Tsipras hinterher. Und der CDU-Außenpolitiker Wellmann verlautbarte im Inforadio, mit seinem Besuch in Moskau habe Tsipras jede Glaubwürdigkeit verloren. Wie sollten auch tricksende Vagabunden jemals an die Glaubwürdigkeit redlicher deutscher Politiker heranreichen, wie an jene des reisenden TTIP-Vertreter Sigmar Gabriel, der die Griechen und ihre Reparations-Forderungen "ehrlich gesagt" für dumm hält?

Immer wenn einer "ehrlich gesagt" sagt, kann man ziemlich sicher sein, dass er lügt. Sigmar Gabriel ist ein prominenter Vertreter der neuen Vermengungslehre: Die Forderungen der Griechen nach Entschädigung solle gefälligst nicht mit den Forderungen der EU an Griechenland vermengt werden. Geradezu chorisch weisen deutsche Politiker die Forderungen erstens als falsch zurück, um sie zweitens als unanständig vermengt einzuordnen. Da hat einer Schulden und erinnert einen seiner Schuldner daran, das der bei ihm Schulden hat. Die griechische Regierung verlangt von Berlin 278,7 Milliarden Euro als Wiedergutmachung aus dem Zweiten Weltkrieg. Der Betrag entspricht ungefähr den griechischen Staatsschulden. Wer das erfolgreich vermengt, könnte die Griechen schuldenfrei machen. Das wollen vor allem jene nicht, die den Griechen lautstark ihre Schulden vorwerfen. So geht EU-Logik.

Wer in diesen Tagen ein Gluckern hört, der lauscht dem Untergang des Abendlandes. Das Abendland, das wissen wir von Harms & Co., schwimmt auf dem Gebiet der EU. Griechenland ist der Stöpsel und Putin zieht daran. So geht EU-Propaganda.

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Auch Griechen müssen Schulden zahlen. Wenn sie aus Moskau Geld bekommen werden sie auch dort dafür zahlen müssen. Der Preis kann sehr hoch sein. Die Schulden der Ukraine hat die Krim gekostet.

Jan Vredesteijn
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Das aus MOSKAU der Weltuntergang droht, ach nee ist ja nur der Untergang des Abendlandes, aber immerhin, dass weiss die CDU schon seit den frühen fünfziger Jahren, da warb sie nämlich im Bundestagswahlkampf 1953 mit der überzeugenden Losung:...

Das aus MOSKAU der Weltuntergang droht, ach nee ist ja nur der Untergang des Abendlandes, aber immerhin, dass weiss die CDU schon seit den frühen fünfziger Jahren, da warb sie nämlich im Bundestagswahlkampf 1953 mit der überzeugenden Losung: "ALLE WEGE des Marxismus FÜHREN NACH ROM". Nee stimmt ja auch nicht, natürlich nach MOSKAU führen diese Wege. Und jetzt führt es logischerweise diesen Tsipras auch dahin. Da wäre der doch wirklich besser nach ROM gefahren, Geld hat der Vatikan ja bekanntlch genug.
Obwohl, heutzutage könnte das mit diesem Franziskus auch irgendwie in die falsche Richtung laufen. Schliesslich ist dem auch nicht zu trauen. Den haben ja einige Karikaturisten schon auf Plakaten, statt Lenin, direkt neben Marx und Engels gezeichnet. Wäre nicht auszuschliessen, dass der das mit der christlichen Nächstenliebe ernst nimmt und den armen Griechen tatsächlich ein paar Milliärdchen rüber reicht zur Linderung ihrer Not. Zuzutrauen wäre es ihm. Immerhin hat er ja gerade diesen Revoluzzer aus Brasilien, Dom Helder Camara, selig gesprochen. Einen Befreiungstheologen!! Das ist so etwas Ähnliches, wie ein christlicher Kommunist.
Das ist heute wirklich alles viel schwieriger, als zu Zeiten dieses Hallstein mit seiner Doktrin. Da war das alles noch viel klarer und übersichtlicher: In MOSKAU saß der Teufel und in ROM der `Heilige (unfehlbare) Geist´. Heute kann mensch das kaum noch auseinander halten, der Putin ist ja inzwischen in die Orthodoxe Kirche eingetreten und erzählt wird, er ginge tatsächlich auch regelmäßig zum Gottesdienst.
Da fragt sich mensch tatsächlich. ob es zwischen diesen Beiden, dem Katholiken und dem Orthodoxen wirklich noch gravierende Unterschiede gibt? Vor allen Dingen für Katholiken muss das ja völlig verwirrend sein. Ein Papst der seine Religion ernst nimmt. Ist ja schliesslich kein Moslem.
Jedenfalls kann daraus nur die Konsequenz gezogen werden, dass dieser linke Grieche am besten nirgenwo mehr hinfährt, weder nach MOSKAU noch nach ROM! Die EUROkraten sollten ihm eine Reiseverbot erteilen! Soll er doch in Athen bleiben, schliessich ist ihr bekanntestes Kulturdenkmal, die Akropolis in ihrem ruinenhaften Zustand gerade zu ein passendes Symbol für die griechische Finanzsituation. Dem ist allerdings zuzutrauen, dass er das Ding möglicherweise auch noch mit unserem Geld sanieren lassen will.
Und wenn das geschehen ist, kommen als nächstes diese Italiener und wollen es dann auch für das Kollosseum durchsetzen. Wo das dann alles noch hinführen soll ??? Und alles auf unsere Kosten!!! Diese Südeuropäer sind doch alle nicht so fleißig wie wir Deutschen. Die liegen doch viel lieber in der Sonne und lassen sich von uns Deutschen aushalten. Es sind ja nicht nur diese Griechen (fast) pleite! Bei den Italienern und Spaniern sieht es ja kaum besser aus.
Wenn das alles so weiter geht, dann geht das Abendland tatsächlich noch unter. Ich frage mich nur, wo dann die Zentrale (das ZK) des Weltkommunismus sitzen wird. Wieder, wie einst unter Stalin und nun unter Putin in MOSKAU, oder dann vielleicht doch eher im Vatikan in ROM unter der Leitung des Generalsekretärs der Katholiken???

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Aleksander von Korty
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Die aufdringliche "deutsche Ordnung" war mir schon immer suspekt, in meiner Jugend hat sie mich gegängelt und auch danach nicht artgerecht behandelt, Sie hat Wut und Widerstand ausgelöst und eine wahre Heimatverbundenheit ausgeschlossen. Klar...

Die aufdringliche "deutsche Ordnung" war mir schon immer suspekt, in meiner Jugend hat sie mich gegängelt und auch danach nicht artgerecht behandelt, Sie hat Wut und Widerstand ausgelöst und eine wahre Heimatverbundenheit ausgeschlossen. Klar ist, dass ich auf dem Weg zu dieser Inkarnation irgendwie falsch ausgestiegen sein muss.
Ordnung, Pflicht und Fleiß bringen meine Endorphine einfach nicht in Wallung. Und das ist wahrscheinlich Vaterlandsverrat. "Je suis Hellas" fühlt sich gerade derzeit wesentlich besser an, und dann bald hoffentlich auch auch "Soy Espana" . Trotz der südeuropäischen Unvollkommenheiten. Neben der strahlenden Sonne würde auch die südliche Russlandpolitik weit mehr zu meinem Wohlbefinden beitragen, als die düstere Gewitterfront, die man hier heraufbeschwört.
Sokrates und den nichtsnutzigen Diogenes (so hieß er doch?) in der Tonne fand ich immer ziemlich cool, die spanische Heldenkarikatur Don Qijote lustig und hintergründig. Aber gab es nicht auch mal andere deutsche Werte, waren wir nicht mal das Volk der Dichter, Denker und Erfinder? Das hatte doch viel eher was...ist aber wohl im Namen der marktkonformen Demokratie zusammengestrichen worden und bei den brotlosen Künsten gelandet.

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Hellas-Maria Schier
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Diese seit Tagen anhaltende, hasserfüllte Beschimpfung Griechenlands ist mit Ihrem Artikel scharf und witzig zugleich erwidert. Ihre Galerie ist eine Oase in der Wüste Journalistischer Gleichförmigkeit. Danke.

Rosa Schneidereit
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Geradezu lächerlich simpel bestätigt sich Volksweisheit in Harms, Wellmann & Co. und exakt im dumm-Zitat Gabriel: "Was ich selber denk und tu, das trau´ ich auch den anderen zu."

Was "ehrlich gesagt" betrifft, muss man auch wahrnehmen, dass Putin...

Geradezu lächerlich simpel bestätigt sich Volksweisheit in Harms, Wellmann & Co. und exakt im dumm-Zitat Gabriel: "Was ich selber denk und tu, das trau´ ich auch den anderen zu."

Was "ehrlich gesagt" betrifft, muss man auch wahrnehmen, dass Putin in der Dokumentation "Krim. Der Weg in die Heimat" auffallend oft "ehrlich gesagt" sagt. Trotzdem bin ich geneigt, das zu glauben. Denn wenn man jüngste Verlautbarungen zu den Gesprächsergebnissen Griechenland/Russland liest, karikieren sich Vredesteijn und seine Eurokraten-Vorbeter unfreiwillig selbst. Es geht eben nicht um den bedingungslosen Ausverkauf von Boden, Energie und Wasser, wie das bei EU- und USA-Alternativlosigkeit der Fall ist, sondern um gleichberechtigte Beteiligung(!) an Investitionen beim Hafen-, Eisenbahn-, Energieleitungs-, Industrieanlagenbau. ... was so ungefähr dem Unterschied zwischen Versklavung und "leben und leben lassen" entspricht.
Ärgern sich eigentlich die Harmse und Schulze darüber, dass Griechenland seine Schuldenrate pünktlich bezahlt hat? Das hätte doch gar nicht passieren können?!
Putin hat übrigens zu Tsipras klar gesagt, wie er Partnerschaft versteht, dass für einzelne EU-Länder keine Ausnahmen bei den Sanktionen gemacht werden könnten. Er überlässt es aber der Souveränität der Staaten, welchem Bündnis Staaten zugehören wollen. Respekt vor so viel Geradlienigkeit wie Putin sie praktiziert und tiefste Verachtung von so etwas wie Harms und EU-Konsorten.

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Manfred Ebel
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Was für ein naives Gesülze von Harms, Ramsauer – ist das nicht der schlechteste Verkehrsminister aller Zeiten? – und dem leibesfülligen Erzengel!

Wer nicht will, der hat schon – das dürfte bekannt sein. Als wenn ein jeder, dem Deutschland nicht...

Was für ein naives Gesülze von Harms, Ramsauer – ist das nicht der schlechteste Verkehrsminister aller Zeiten? – und dem leibesfülligen Erzengel!

Wer nicht will, der hat schon – das dürfte bekannt sein. Als wenn ein jeder, dem Deutschland nicht zutraulich entgegen kommt, so er was will, dann untätig mit seinem Schicksal hadern müsse. Diese subtile Erpressung, die Tsipras da veranstaltet, entbehrt weder der Logik noch einer verdienten Art von Achtungsbezeugung. „Der Feind meines Nichtfreundes ist nunmehr mein Freund“. Das ist die gewisse Schlitzohrigkeit, die doch zumindest in bayrischen Gestaden nicht unbekannt sein dürfte. Dort nennt man das „hinterfotzig“ und findet’s gut, in Berlin dann „unehrenhaft“. Anders wäre es, so z.B. eine Waffenlieferung in eigentlich nicht erlaubte Gebiete anstünde. Kein Zögern. Und die Parole würde dann lauten: Wenn wir es nicht machen, dann macht es ein anderer…

Dass die Griechen das jetzt genau so machen, wen wundert’s? Aber das ist ja was gaaaanz anderes.

Aus Insider-Kreisen hörte man, dass Berlin darüber berät, ob zu den Griechenland auferlegten Sanktionen nicht noch der Punkt eingeschränkter Reisefreiheit hinzugefügt werden sollte. Vorsicht: Ironie.

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Ingrid Böhm-Duwe
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Lieber Herr Gellermann,

wieder ein inhaltlich erhellender Artikel, der zugleich sprachlich eine Freude ist - herzlichen Dank, daß Sie diese Kunst der Feder kultivieren!
- Danken möchte ich auch Aleksander von Korty für die sehr (nicht nur zum...

Lieber Herr Gellermann,

wieder ein inhaltlich erhellender Artikel, der zugleich sprachlich eine Freude ist - herzlichen Dank, daß Sie diese Kunst der Feder kultivieren!
- Danken möchte ich auch Aleksander von Korty für die sehr (nicht nur zum Schmunzeln) anregenden Zeilen seines Briefes mit hintergründigen Überlegungen zur `Städte-Partnerschaft´ ROM - MOSKAU.
- Tatsächlich scheinen diese beiden Städte bestimmt zu sein, wesentliche Rollen zu spielen, vielleicht noch zum Städte-Dreieck ergänzt um JERUSALEM?

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Benny Thomas Olieni
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Man muss kein Nationalist sein, um nach den Vorteilen für das eigene Land zu fragen. Ob man Harms und Ramsauer mag oder nicht: Sie sind auf den Vorteil Deutschlands bedacht. Daran kann ich keinen Fehler finden.

Franz Wesenkamp
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@Franz Wesenkamp:

Der "Vorteil Deutschlands", werter Herr Wesenkamp, was ist das? Ihrer, meiner, der von Herrn Gellermann? Oder der der herrschenden Banken und Konzerne? Man wird ja wohl mal fragen dürfen .

Klaus Wallmann sen.
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Moskaureisen - ich sag´s ehrlich -
waren immer schon gefährlich;
doch wer unvoreingenommen
freundschaftlich vorbeigekommen,
darf vertrauensvoll sichergehen,
bleibt im Kreml gern gesehen.

Lutz Jahoda
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