Martin Schulz, das EU-Orakel aus Würselen, hat es über David Cameron gesagt: "Er hat sich damit eine Kampfzone eingehandelt, in der er nicht immer selbst Herr des Verfahrens ist." Gemeint war Camerons Verspechen an seine Wähler, er würde im Falle eines Wahlsieges ein Referendum über die Mitgliedschaft Großbritanniens in der EU abhalten lassen. Für Eurokraten wie Schulz ist es typisch, dass sie eine demokratische Abstimmung für eine Kampfzone halten. Die würden nur abstimmen lassen, wenn sie sicher wären, dass ein gewünschtes Ergebnis rauskommt. Nun haben Cameron und die Tories die britischen Wahlen gewonnen und sie werden wahrscheinlich ihr Wahlversprechen einlösen müssen. Und mit ein wenig Glück für die EU, wird das Referendum den Austritt Großbritanniens fordern.

"Special Relationship" ist das treffende Wort, mit dem die Sonderbeziehungen zwischen England und den USA bezeichnet werden. Spätestens seit den Tagen des Lend-Lease Act, jenes US-Gesetzes zur Unterstützung Großbritanniens im zweiten Weltkrieg, ist London der vorgeschobene Brückenkopf der USA in Europa. Erst im Jahr 2006 konnte die letzte Rate der Milliardenschulden aus den Kriegslieferungen zurückgezahlt werden. Längst gefällt sich England in der Rolle des 51. Staates der USA. Selbst wenn sich Deutschland in den letzten Jahrzehnten auch um diesen Rang bemüht: An Servilität gegenüber den USA lässt sich England nicht übertreffen.

Vor allem in den diversen, von den USA gewünschten Kriegen, stellte England immer bereitwillig große Truppen-Kontingente: Von Afghanistan über den Irak-Krieg bis zur Zerstörung Libyens. Wann immer die USA Hilfe bei ihren mörderischen Geschäften benötigten, war das Vereinigte Königreich zur Stelle. Außer den USA hat kein Staat mehr Soldaten im Ausland stationiert als Großbritannien. Zur Zeit sind etwa 60.000 britische Soldaten in anderen Ländern postiert. Doch ist es nicht nur die Kriegskumpanei mit den USA, die England zu einem besonders gefährlichen Partner in der Europäischen Union macht. Die alten kolonialen Interessen des Landes sind auch heute noch militärisch virulent. Als herausragendes Beispiel darf der "Falklandkrieg" gelten: Als England den Krieg um die vor Argentinien liegenden Falkland-Inseln (Malvinas) gewonnen hatte, konnte die damalige Premierministerin Margret Thatcher auch ihren nächsten Wahlkampf gewinnen. In Großbritannien gab es nicht wenige, die genau darin den Hauptkriegsgrund sahen.

Großbritannien wurde schon 1952 die dritte Atommacht der Welt. Jede Menge strategischer Kernwaffen sind auf U-Booten der Royal Navy stationiert. Gegenwärtig sind es Schiffe der Vanguard-Klasse mit Interkontinentalraketen des Typs Trident, der von den USA entwickelt wurde und dessen Atomsprengköpfe in gut 11.000 Kilometer ihre Ziele finden können. Diese atomare Partnerschaft hat Tradition: So genehmigte Dwight D. Eisenhower 1958 den fast unbegrenzten Austausch von Atomgeheimnissen zwischen Washington und London; und John F. Kennedy bewilligte den Briten 1962 amerikanische Polaris-Raketen für ihre Atom-U-Boot-Flotte. Wann immer die Eurokratie ihre Existenz mit der Wahrung des Friedens begründete, hat sie im Fall Großbritannien noch mehr gelogen als üblich.

Schon der von Margret Thatcher 1984 ausgehandelte "Britenrabatt“ weist England als finanziellen Trittbrett-Fahrer der EU aus. Mit dem Schlachtruf "We want our money back!“ holte die Dame bis zu 7,2 Milliarden jährlich aus dem europäischen Topf. Dieser Rabatt existiert bis heute. Und natürlich führte David Cameron, der Schnösel aus der britischen Oberschicht, seinen Wahlkampf mit anti-europäischen Slogans. Diese britische Sonderrolle fasste der FPD-Europa-Abgeordnete Graf Lambsdorf 2013 mit drei Worten zusammen: "Taktieren, spionieren, blockieren". Anlass waren die Enthüllungen zum Ausspähen von Daten europäischer Bürger, Wirtschaft und politischer Institutionen durch den britischen Geheimdienst GCHQ. Auch wenn der BND sich zur Zeit um ein ähnlich warmes Plätzchen neben der NSA bemüht: Die englischen Dienste sind denen der USA immer noch ein wenig dienstbarer.

Bis zu 115 Euro pro Person, errechneten Wirtschaftswissenschaftler des Ifo-Instituts jüngst für die Bertelsmann-Stiftung, würde der "Brexit", der Austritt der Briten aus der EU, die Deutschen kosten. Angesichts eines unwilligen und gefährlichen Partners der europäischen Kapitalgemeinschaft m. b. H. wäre das ein günstiger Preis für ein klein wenig mehr Abstand zu den USA. Und wenn in diesen Tagen der Chef-Volkswirt der Hamburger Berenberg Bank, Holger Schmieding, darum bittet, den Briten doch eine Brücke zu bauen, dann liefert er einen weiteren Grund, den Engländern ein fröhliches farewell hinterherzurufen. Denn die älteste Privatbank Deutschlands und aktive CDU-Spendierhose meint natürlich nicht die Cliffs of Dover oder den Leicester Square, wenn sie Brücken schlagen will. Der Bank geht es um die City of London, den größten Finanzhandelsplatz der Welt, an dem täglich 46 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden und die internationale Finanzpiraterie einen sicheren Hafen hat. Für die Europäische Union wäre der Verlust Großbritanniens ein echter Gewinn.

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Schnösel Cameron…ist gut, ich nenn ihn immer typischer Oberschichten-Bubi, der die ganze Zeit mit den Augen blinkert..
Aber eigentlich mag ich die Briten, ohne sie wäre es langweilig z.B. in der Rockmusik, bei guten Filmen, Reise- und Kunstdokus...

Schnösel Cameron…ist gut, ich nenn ihn immer typischer Oberschichten-Bubi, der die ganze Zeit mit den Augen blinkert..
Aber eigentlich mag ich die Briten, ohne sie wäre es langweilig z.B. in der Rockmusik, bei guten Filmen, Reise- und Kunstdokus von der BBC.. Ich könnte auch nicht mal eine Minute lang small talk führen, was eine Kunst ist, ja es wäre richtig schade, wenn sie so wären wie wir..
Und Nigel Farage habe ich gern gehört, der konnte reden! Hab mich immer halb totgelacht. Was für ein Gegenspieler für M. Schulz, den drögen Plapperer..
Sie sind interessant, die Reibereien und die Interessenkonflikte.
Immerhin: die Briten haben hundert tausende aus Osteuropa aufgenommen, egal aus welchen Gründen (Profit?) und haben jungen Leuten, die z.B. in Polen jetzt arbeitslos wären, eine neue Grundlage aufbauen lassen. Habe nie kapiert, wie die Briten das machen. Dazu kommt der nicht abklingende Strom von Einwanderern
aus den ehemaligen Kolonien…Kein Ausweis notwendig im Alltag und irgendwie funktioniert das alles, kaum zu glauben. - Ist schon mal eine Analyse wert.

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Gisela Pietrzak
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Insbesondere seit Thatcher hat sich England neben der bereits vorliegend militärischen Vasallentreue, rundum zum "Vorhof der Hölle, gemausert, indem es der neoliberal globalisierten Doktrin der USA zu weiterem Vorschub verholfen hat. "There is no...

Insbesondere seit Thatcher hat sich England neben der bereits vorliegend militärischen Vasallentreue, rundum zum "Vorhof der Hölle, gemausert, indem es der neoliberal globalisierten Doktrin der USA zu weiterem Vorschub verholfen hat. "There is no such thing as society" pflegete die wandelnde Handtasche mit der strengen Frisur zu trällern und legte ihr Werk auf Kiel, das auch durch das Pendant zur hiesigen SPD triumphal weitergeführt wurde. Da die das bis heute nicht kapiert haben, ist der Sieg des "Oberschnösel" Cameron (Volltreffer für Uli Gellermann!) keine wirkliche Überraschung. Heute steht für all das Deindustralisierung und Dienstleistungssklaverei, grassierende Verarmung in der Bevölkerung und über allem thront der Finanzplatz London. God save the queen an most of all our momey. Es ist angerichtet bzw. vollendet Mr. President!

Übrigens, auch hierzulande werden die Sozen entweder nicht klug oder wollen vorsätzlich solche Verhältnisse. Aufgrund der Fülle an Missetaten ist von Vorsatz auszugehen. Das gestrige Wahlergebnis in Bremen dürfte deshalb weiterhin nicht als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden werden.

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curti curt
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Der Austritt des UK (not OK!) aus der EU wäre gut, wäre ein Anfang.
Die Gründe sind trefflich beschrieben.
Die mit gespaltener Zunge sprechenden Häuptlinge vom Stamme der UKUSA mit ihren Finanzbetrugs- und Geldwäsche-Zentren "Washing-ton" und...

Der Austritt des UK (not OK!) aus der EU wäre gut, wäre ein Anfang.
Die Gründe sind trefflich beschrieben.
Die mit gespaltener Zunge sprechenden Häuptlinge vom Stamme der UKUSA mit ihren Finanzbetrugs- und Geldwäsche-Zentren "Washing-ton" und "Laundres" sind die größte Gefahr für den Weltfrieden - unermüdlich in ihrem Bemühen, den Dritten Weltkrieg herzbeizuführen, möglichst auf Kontinental-europäischem Schlachtfeld zur finalen Zerstörung Mitteleuropas und Rußlands.
Aber der Austritt des UK dürfte nur ein Anfang sein der Auflösung der zentralistischen, antidemokratisch-neofeudalen Brüsseler Strukturen, die von einem Geist inspiriert sind, der die Uhr der Bewußtseins-Entwicklung zurückdrehen möchte in mittelalterliche Zustände der Leibeigenschaft. Natürlich mit ganz moderner Überwachungs-Technik, und mit Finessen wie TTIP. Hauptsache schön schwarzbraun totalitär, wie es sich in dem "vorbildlichen" Bundesstaat USA abzeichnet.

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Benny Thomas Olieni
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Eigentlich sollten doch Linke wie sie den Internationalismus vertreten. Das verträgt sich doch kaum mit Ihrem Wunsch die Briten aus der EU zu entfernen.

Rainer Wittkowski
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Aus dem Vereinigten Königreich kam 1944 bei den Verhandlungen in Bretton Woods eine Anregung, die bis heute nichts von ihrer Sinnhaftigkeit eingebüßt hat: John Maynard Keynes schlug vor, eine Handelswährung zu gründen und einen Internationalen...

Aus dem Vereinigten Königreich kam 1944 bei den Verhandlungen in Bretton Woods eine Anregung, die bis heute nichts von ihrer Sinnhaftigkeit eingebüßt hat: John Maynard Keynes schlug vor, eine Handelswährung zu gründen und einen Internationalen Ausgleichsfonds zu bilden, in den Länder mit Haushaltsüberschüssen einzahlen und aus dem Länder mit Handelsdefiziten Unterstüzung erfahren.


Dass dieser Vorschlag keine Chance hatte, weist darauf hin, dass das Britische Weltreich am Ende war. Und dass stattdessen der US-amerikanische Vorschlag Weltbank und IWF zu gründen, durchgesetzt wurde, zeigt, dass eine neue Weltmacht im Entstehen war. Sie (und seit den 1990er Jahren die Welthandelsorganisation WTO) wirken als weltweite Geldsauger der USA. Aus John Perkins´ Bekenntnissen eines Wirtschaftsattentäters wissen wir, dass es neben den offiziellen Geldsaugern noch weitere Aktivitäten der USA gibt: Kreditvergabe an Staaten mit der Absicht, Zinseinnahmen zu erzielen. Weigert sich ein Staatschef, solche Angebote anzunehmen, muss er gewärtig sein, in einem mysteriösen Flugzeugabsturz ums Leben zu kommen. Schafft es ein Staatschef - wie Saddam Hussein - durch eine ausreichende Anzahl von Doppelgängern unaufgreifbar zu bleiben, zündet die dritte Stufe: Krieg.


Nachdem aufstrebende Länder wie Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika begonnen haben, ein Gegengewicht zum Hegemon aufzubauen und nachdem Länder des globalen Südens - wie Ecuador - dazu übergegangen sind, die Zurückzahlung `illegitimer´ Schulden zu verweigern, ist die überaus lukrative Eurozone ins Visier der Geldsauger geraten. Griechenland (Goldman Sachs hat Griechenland bei der Verschleierung seiner wahren Haushaltlage beraten, Goldman Sachs hat kurz vor der Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Landes einen Kredit von 300 Millionen Dollar gewährt) als Hebel zur Erzwingung von Tributzahlungen durch ganz Europa, TTIP als Knebel zur Einbindung der europäischen Wirtschaftskraft zur Bildung eines Gegengewichts zu der sich abzeichnenden Vormachtstellung Chinas - diese Lage schreit geradezu danach, dass sich die Kräfte in Europa besinnen, die einen weltweit gerechten Ausgleich anstreben und bewirken können: Organisationen der Zivilgesellschaft, Kirchen, Gewerkschaften und vor allem die Bürgerinnen und Bürger selbst sind gefordert. Letztere haben durch ihre starke Teilnahme an den Demos gegen die -gidas gezeigt, dass sie sich zu mehr befähigen können als nur GEGEN etwas aufzutreten. Zum Beispiel FÜR eine vierte Gewalt im Staat, die für die Finanzen zuständig ist, die die Geldschöpfung aus dem Nichts in die öffentliche Verantwortung nimmt und für die derzeit in der Schweiz eine Volksabstimmung vorbereitet wird: Die Monetative.


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Heinrich Triebstein
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Vielleicht ist es nicht entscheidend: Ich las, dass The British Empire, im engeren Sinn die britische Upperclass gerade seine imperialen Ziele hegt und pflegt. Insofern verstehen sie sich auch als Mutterland der USA, zumal besonders die...

Vielleicht ist es nicht entscheidend: Ich las, dass The British Empire, im engeren Sinn die britische Upperclass gerade seine imperialen Ziele hegt und pflegt. Insofern verstehen sie sich auch als Mutterland der USA, zumal besonders die familiären Bande britischer und nordamerikanischer Blutegel sehr eng sind?! Weiß jemand Besseres?

Was das Wahlverhalten angeht, bin ich skeptisch: Ein paar Versprechen und immerhin ist Wähler ja Angehöriger der imperialen Nation! Zuckerbrot und Peitsche wirken.

Schon witzig, wie abgrundtief idiotisch man Internationalismus verstehen kann. Als hätten irgendein gemeiner Mensch und Cameron irgendwas Gemeinsames. Marx meinte: "Proletarier aller Länder vereinigt euch!" Cameron und Schulz kriegen Würgereiz beim Wort `Prolet´.

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Manfred Ebel
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An Rainer Wittkowski:

Linke sind grundsätzlich keine Ismusversteher, sondern Menschen, die ein sehr feines Gespür für Krieg und Frieden entwickelt haben und recht viel über die zum Zwecke der Ausbeutung notwendigen Kriegsszenarien wissen, und das...

An Rainer Wittkowski:

Linke sind grundsätzlich keine Ismusversteher, sondern Menschen, die ein sehr feines Gespür für Krieg und Frieden entwickelt haben und recht viel über die zum Zwecke der Ausbeutung notwendigen Kriegsszenarien wissen, und das Leid und das Elend, welches durch fehlgeleitete Kapitalströme in der Welt hervor gerufen wird.
Sie können hier in diesem Forum noch eine Menge lernen!

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Paul-Wilhelm Hermsen
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VÖLKER (Europas) hört die Signale! ... UK-USA riskiert das "LETZTE GEFECHT"!!!

Hans Ion
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God shave the Queen and her Empire too, liegt mir frech auf den Lippen. Streusand darüber und ein SORRY aus Edelkastanien darauf gesetzt, weil, anglophil erzogen, Vorlieben meiner Jugend mit Enttäuschungen im Clinch liegen, die zu benennen mir...

God shave the Queen and her Empire too, liegt mir frech auf den Lippen. Streusand darüber und ein SORRY aus Edelkastanien darauf gesetzt, weil, anglophil erzogen, Vorlieben meiner Jugend mit Enttäuschungen im Clinch liegen, die zu benennen mir Uli Gellermann abgenommen hat. Es schmerzt halt, weil es auch eine Menge jenseits des Atlantiks gab und gibt, wofür zu schwärmen ich heute immer noch nicht abzubringen bin. So wird es vorerst weiterhin zu erdulden sein, Gutes zu mögen und grundlegend Schlechtes und Böses zu verabscheuen und anzuklagen. Dass Letzterem Vorrang einzuräumen ist, bestätige ich mit meiner schriftlich regelmäßigen Teilnahme an Gellermanns "Writers Corner".

Zum Abschluss spendiere ich noch gern dieses situationsgemäß passende Sprichwort für Frau Merkels Poesiealbum: "Two under an umbrella makes the third a wet fellow."

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Lutz Jahoda
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endlich wird dann sofort die finanztransaktionssteuer in der höhe von: 0,3 %
erhoben ! nicht nur EU - weit, sondern : weltweit, ohne schlupflöcher.

CAROLINE BISCHOFF
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