Was ist der FOCUS? Ein Magazin, das nach der aktuellen Leseranalyse mit seinen 381 000 Lesern 12,4 Prozent aller „Entscheider“ in Deutschland erreicht. - Als der FOCUS vor 30 Jahren begann, den SPIEGEL rechts zu überholen, gelang es dem BURDA-Verlag, die einflussreiche Gruppe der Halbgebildeten von einer Ausrichtung auf eine sozialliberale Politik in eine neue Richtung zu orientieren: In die der Reform-Schwätzer. Angeführt von Gerhard Schröder gelang es dieser Gruppierung, einen Abbau der Sozialpolitik als „Reform“ zu verkaufen. Sein Koalitionskumpel Joschka Fischer übertraf ihn noch, als er den Jugoslawienkrieg als Kampf für die „Freiheit“ in Szene setzte. Dank einer willfährigen Medienlandschaft dominiert diese Sorte „Entscheider“ bis heute die deutsche Politik, und der FOCUS ist ihr Poesiealbum. Deshalb ist eine Einschätzung der vorliegenden Ausgabe „30 Jahre FOCUS“ eine Parabel auf jene deutschen Medien, die zur Zeit das Denken der Deutschen wesentlich bestimmen.

Krieg gibt es nicht

Wenn Medien einen „Blindflug“ steuern, dann geht darum, dass ihre Passagiere blind bleiben oder werden. Auf den über 100 Seiten der FOCUS-Jubiläumsausgabe schafft es die Redaktion, den 1978 begonnenen Afghanistankrieg einfach nicht zu erwähnen. Ein Klassiker deutscher Medien-Lügen war es immer, den Krieg nicht beim Namen zu nennen. Ob privat oder öffentlich-rechtlich: Er hieß gern „Mission“ oder „Einsatz“, auch „Operation“, aber nur im Notfall „Krieg“. Dieser Praxis setzt der FOCUS die Blinden-Krone auf; für ihn existiert in einer 30-Jahre-Bilanz der Krieg schlichtweg nicht. Zugegeben: Ein Thema des Magazins lautet „30 Menschen, die uns Mut machen“, aber es heißt eben auch „30 Jahre FOCUS“, und das Blatt weiß ganz genau, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: Kriegskrüppel, NATO-Niederlagen oder Kriegsverbrechen der USA und ihrer Verbündeten.

Biontech-Gründer angeschleimt

Auf dem Titelblatt der Jubiläumsausgabe prangen die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin. Das ist das Duo Infernal, das sich mit der Corona-Spritzstoff-Anstalt Biontech dumm und dämlich verdient hat. Die beiden werden vom FOCUS unverhohlen angeschleimt: „Sie beschreiten neue Wege, sind frei im Geist und geben heute den Takt vor, der morgen die Welt zu einem besseren Ort macht.“ Die vielen Impftoten werden vom FOCUS taktvoll verschwiegen, denn die sind ja auf dem Weg ins Jenseits, das angeblich ein besserer Ort sein soll. Dass den Afghanistan-Verschweigern zu Christoph Heusgen, dem Chef der Münchner Sicherheitskonferenz statt des Wortes „Kriegshyäne“ dessen angebliches „Anliegen der Durchsetzung des internationalen Rechts“ einfällt, entspricht der Blatt-Linie und dem Falschwörterbuch, in dem Krieg als Frieden ausgegeben wird. So gerät den FOCUS-Leuten eine ukrainische Rakete gegen Polen zum „tragischen Zwischenfall“ und wenn einer „tiefsinniger als jeder Nerd“ ist, wird er zum Philosophen (Markus Gabriel) befördert, und Marina Weisband, die mal eine russische „Entmenschlichungskampagne“ erfunden hat, attestiert die Redaktion „das Zeug zur Bundespräsidentin“.

„Arisierung“ einer jüdischen Druckerei

Diese Mischung aus Fakten-Unterschlagung, Schleimoffensive und Regierungsergebenheit hat Wurzeln: Der Burda-Verlag, in dem der FOCUS erscheint, wurde von Franz Burda senior gegründet. Das NSDAP-Mitglied Burda beschleunigte seine Firmengründung durch die „Arisierung“ einer jüdischen Druckerei und profitierte vom Krieg durch den Druck von Landkarten für das Oberkommando des Heeres und Luftbilder in mehrfarbigem Tiefdruck für die Luftwaffe. Da konnte es nicht ausbleiben, dass Burda in der Bundesrepublik zum „Ehrensenator“ der TH Karlsruhe wurde. Die TH hatte diesen Titel auch schon dem NS-Funktionär Robert Ley verliehen: Tradition verpflichtet. Das Nazi-Erbe der Burdas kann man unschwer erkennen, wenn der FOCUS stolz Christoph Heusgen, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, zitiert: „Die einzige Möglichkeit zum Frieden ist die Unterstützung der Ukraine, auch durch Panzer.“ Joseph Goebbels hätte es nicht besser formulieren können und die Rassisten-Zeitung „Der Stürmer“ hätte kaum stolzer sein können. Dass sich die Creme des deutschen Marketings in den Anzeigen des Magazins findet, versteht sich: Von „Puma“ über die „Deutsche Post“ bis zu „Siemens“ - alle griffen gern in die Taschen, um die FOCUS-Propaganda zu finanzieren.

Münklers begrenztes Wahrnehmungsvermögen

Wenn der Berufs-Opportunist Herfried Münkler in der Sonderausgabe zu Wort kommt, wird es versehentlich ziemlich ehrlich. Münkler lobt die amerikanischen und französischen Präsidenten und deren Möglichkeit „am Parlament vorbei Entscheidungen zu treffen“. Der Herr Professor sieht im Internet eine „kollektive Flucht in die eigene Meinung“. Eine gute Alternative will er zum Beispiel in den Tageszeitungen sehen, in denen es „häufig Gegenargumente“ gäbe. Wenn ihm nicht aufgefallen ist, dass es zur Corona-Position oder der Ukraine-Kriegsposition der Regierung kaum Gegenargumente in den Tageszeitungen gab, dann liegt es natürlich nicht daran, dass Münkler korrupt ist, sondern daran, dass er sich mit Preisen von der Tabakindustrie (Philipp Morris) hat adeln lassen. Das trägt ihm ein begrenztes Wahrnehmungsvermögen ein. Weil der FOCUS offenkundig die Kapitalverbrechen des Kapitalismus nicht sehen will, preist er ausgiebig die „German Crime Story – Gefesselt".  Eine deutsche True Crime-Serie, die den Fall des Hamburger „Säurefassmörders“ nachzeichnet, der zwischen 1986 und 1991 drei Frauen entführte, zwei von ihnen tötete und ihre Leichen in mit Säure gefüllten Fässern vergrub. Die Serie läuft bei „Amazon Prime Video“ und kopiert eine ähnliche US-Serie. So erzeugt das Profitdenken immer wieder Kulturleichen.

Erste Demokraten-Pflicht

Das Denken der Deutschen wird von ihren Medien ebenso geprägt wie deformiert. Um dieser Deformierung zu entkommen, ist der freie, demokratische Geist geradezu verpflichtet, alternative Medien zu nutzen und zu unterstützen. Von zum Beispiel den „Nachdenkseiten“ über die RATIONALGALERIE bis zu „apolut“: Lesen und unterstützen ist die erste Demokraten-Pflicht.