Wer ist noch alles gedopt? In der deutschen Sport- und Spielbranche stellt sich die Frage eher anders herum: Wer ist nicht gedopt? Kenner der Szene sind sicher, dass die Antwort darauf kürzer sein würde. Auch außerhalb der Turn- und Sport-Vereine sind Auswirkungen des Drogenmissbrauchs zu beobachten. Wie anders wären die extatischen Sicherheitsphantasien des Innenministers sonst zu erklären, oder die G-8-Gipfel-Delirien, von denen die Kanzlerin befallen ist, wenn sie immer noch glaubt, die USA auf Emissionsziele zur Rettung des Weltklimas zu bewegen.

Jeder Journalist wartet nur auf jene Pressekonferenz nach dem Gipfel, auf der eine heulende Merkel gesteht: »Ja, ich habe das Zeugs genommen, der internationale Staatsoberhäupter-Wettbewerb ist so hart, da musste ich mithalten. Aber ich gebe zu, Bushs geile Religionsdroge war so intelligent designt, dass er mir überlegen war. Ich werde wohl ins Kloster gehen müssen.« Und Schäuble, die stieren Augen immer noch auf die heißen Bilder der Terrorismus-Schimären gerichtet, wird von seinem Tunnelblick reden und seiner olfaktorischen Besessenheit, um dann seinen Schlusssatz hervorzustoßen: »Ich liebe euch doch alle!«

Die Wirklichkeit der Republik lässt keinen Zweifel zu: Viele Drogen sind gesellschaftlich akzeptiert. Gibt es doch jeden Samstag, ob auf den Tribünen der Fußballstadien oder bei den TV-Übertragungen, Millionen von Bundesliga-Anhängern, die sich die Spiele ihrer Mannschaft schön saufen. Auch die schreibenden oder sendenden Berichterstatter der Neunzig-Minuten-Komödien müssen sich ziemlich regelmäßig zuknallen. Sonst wären Sätze wie `Das war eine Saison der Superlative´ nicht denkbar.

Dass in der Kunst traditionell Rauschmittel zur Stimulierung verwandt werden, ist bekannt. Dass aber die Kunst rezipierende Medien auch der Droge verfallen sind, wurde in den letzten Tagen anlässlich der Orgie enthemmter Schlagzeigen zum Tod von Jörg Immendorff - »Der Maler-Fürst«, »Letzte Werke: Schröder und die Bibel« – erschreckend deutlich. Auch der Gasprom-Kanzler trug sein delirierendes Kunstverständnis zu Markte, als er mit dem Satz »Seine Werke sind Diagnosen unserer Zeit« Immendorfs Plakat-Malerei als gesellschaftliche Analyse verkaufte.

Die Einschaltquoten bei RTL und SAT 1 sind es, die eine massive Drogen-Abhängigkeit unserer Gesellschaft endgültig beweisen. Dass vernunftbegabte Wesen sich Tag für Tag die von den Privatsendern entwickelte Mixtur reinziehen, lässt sich nur mit schwerster Sucht erklären. Versuche der Gesundheitsministerin, den Missbrauch der Pressefreiheit mit Untertiteln wie `Bei Nebenwirkungen erschlagen sie ihren Arzt oder Apotheker´ zu bekämpfen, sind bisher fehlgeschlagen. Frau Schmidt, die man zurecht als Reformabhängige bezeichnen darf, will nun selbst in den Big-Brother-Container, um aufklärend zu wirken.

Experten sind sich einig, dass kein Suchtmittel mehr Gehirnanomalien verursacht, als die privaten TV-Sender. Da Verbote dieser gesendeten Opiate für das Volk durch die Verfassung ausgeschlossen sind, wird über eine Ersatzstoff-Therapie nachgedacht. Nicht wenige Wissenschaftler sehen in der Freigabe von Heroin oder anderer natürlicher Opiate eine biologisch einwandfreie Substitution der synthetischen Volksdroge, die von RTL oder SAT 1 vertrieben wird. Wenn die bisherigen gesetzlichen Beschränkungen für Heroin wegfielen, könnten die Süchtigen sich bessere und individuellere Träume selbst herstellen, wären nicht mehr den Dealern der Unterhaltungskonzerne verfallen und würden die falsche Hoffnung auf ein Leben als Super-Star oder Top-Model aufgeben. Das könnte die Leistungsfähigkeit der Deutschen sprunghaft steigern.

Ein weiteres Problem würde mit der Heroinfreigabe gelöst werden können: Der Afghanistan-Krieg. Denn mit dem Tag, an dem das Opiat frei verkäuflich würde, fielen mit den Marktpreisen auch die Gewinne der Opium-Mafia in Afghanistan ins Bodenlose. So würde den Warlords das Geld für Waffenkäufe entzogen und der Krieg müsste, mangels Waffennachschub, beendet werden. Auch für die Radprofis der Telekom sähe die Zukunft rosig aus. Nie wieder müssten sie in schmutzigen Hinterzimmern Epo drücken. Kurz vor den Bergstrecken oder anderen Anstrengungen würde ihnen künftig ein kleiner Schuss Heroin gesetzt, um ihre Laune zu verbessern. Ob dass allerdings für die Stimmung in den Call-Centern der Telekom auch reichen würde, darf bezweifelt werden.