Mit Pauken und Trompeten wird die schneidige polnische Armee demnächst an die Grenze zum russischen Kaliningrad (Königsberg) ziehen und der russischen Armee ein scharfes "stój!" entgegen schleudern. Auch wenn die Russen keineswegs in Bewegung sind. Macht nix, sagt sich der polnische Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak und kündigt in der spannungsgeladenen Situation des Ukraine-Konflikts schon mal an, dass er tausende Soldaten an die Ostgrenze verlegen wird. Die ebenfalls polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz hatte schon bei Regierungsantritt das friedliche Polen der jüngeren Vergangenheit entschieden aufgekündigt: "Polnische Familien stellen sich seit einigen Monaten die Frage, ob unser Land sicher ist. Die Frage ist gerechtfertigt angesichts unserer tragischen Geschichte, umso mehr, als hinter unserer Grenze der größte militärische Konflikt seit langem im Gange ist. Meine Regierung wird darauf reagieren, und die Verteidigungsausgaben ab 2016 auf zwei Prozent erhöhen. Das bedeutet ab 2016 jedes Jahr 800 Millionen Zloty (knapp 190 Millionen Euro) mehr für eine moderne Ausrüstung der Armee."

Nun könnte man bei der Anrufung der tragischen polnischen Leidensgeschichte durch Frau Kopacz gut an jene 5.675.000 ermordeten polnischen Zivilisten denken, die dem deutschen "Volkstumskampf" der Nazi-Zeit zum Opfer fielen. Oder auch an das Ziel des SS-Chefs Heinrich Himmler, die polnische Intelligenz auszurotten. Aber solche Erinnerungen sind, trotz der Langzeit-Attacken deutscher Vertriebenen-Verbände auf die polnischen Grenzen, in der aktuellen polnischen Öffentlichkeit anscheinend nicht opportun. Auch der Versuch des im heutigen Polen immer noch beliebten Diktators Jozef Pilsudski, der damals noch jungen, schwachen Sowjetunion in den 20er Jahren ein paar Gebiete zugunsten eines "Großpolens" abzujagen, scheint vergessen. Und obwohl Marschall Pilsudski in jener Zeit weite Teile der Ukraine darunter auch Kiew besetzte und die Gebiete gern annektiert hätte, wird heute jenen Kräften in der Ukraine eine verdrehte Solidarität angedient, die den ukrainischen Nazi Bandera für einen Helden halten, obwohl genau dessen Organisation für einen Genozid an Polen in Wolhynien verantwortlich zu machen ist. So ist es, wenn man nicht aus der Geschichte lernen, sondern sie den politischen Gelegenheiten anpassen will.

Natürlich kann niemand außer den Polen selbst entscheiden, ob es angesichts von gut 13 Prozent Arbeitslosigkeit sinnvoll ist, den Rüstungsetat um jährlich 190 Millionen Euro zu erhöhen. Aber ein wenig lächerlich wirkt das polnische Militärgetöse schon wenn man erinnert, dass die Polen ihre Obstbauern nicht entschädigen konnten, als die Russen, in Antwort auf die EU-Sanktionen, keine Äpfel mehr kaufen wollten. Sinnvoll findet man die polnische Entscheidung allemal in der Rüstungsindustrie. Immerhin besitzt die polnische Armee zwar rund 250 deutsche Leopardpanzer, aber auch - ohgott-ohgott - immer noch 586 russische T-72-Panzer. Die könnten ja im Konfliktfall überlaufen. Da müssen die deutschen Waffenhändler dringend an einem Austauschprogramm arbeiten: Für 190 Millionen jährlich wird da doch was drin sein.

Wie gefährlich die polnische Armee im Zweifelsfall ist, kann man nur schwer einschätzen. Sicher ist, dass sie willig ist: War sie doch mit 2.400 Soldaten Teil der "Koalition der Willigen", die dem wirren George Bush in seinen Krieg im Irak gefolgt war. Immerhin durfte das polnische Kontingent dort zeitweilig sogar das Kommando über eine Besatzungszone übernehmen. Erst als sich 81 Prozent der Polen gegen eine weitere Teilnahme an diesem Krieg aussprachen, wurden die Soldaten abgezogen, um umgehend die polnischen Truppen in Afghanistan zu verstärken. Polnische Regierungen können den USA einfach kein NEIN entgegensetzen, wenn es gilt irgendeine obskure Freiheit zu verteidigen. Zeitweilig kämpften 2.600 der extrem tapferen polnischen Soldaten gegen die heimtückischen afghanischen Ziegenhirten. Die Zahl der Kollateralschäden ist nicht bekannt. Auch was das gemischte US-amerikanisch-polnische "Provincial Reconstruction Team" im afghanischen Ghazni genau macht, bleibt ungewiss. Gewiss nur, dass die Polen der USA eine Freude sind.

Was aber wird die polnische Luftwaffe im anvisierten Kriegsfall gegen die Russen mit ihren russischen MIG-29-Kampfflugzeugen machen? Da bleibt nur, die MIG´s gegen den bereits in Libyen erprobten "Eurofighter" auszutauschen. Dessen Vertriebsfirma im bayerischen Hallbergmoos nimmt jederzeit und gern Bestellungen entgegen. Bei einem Stückpreis von 100 Millionen Euro wird die anvisierte Erhöhung des polnischen Rüstungsetats allerdings kaum ausreichen. - Man kann den polnischen Nachbarn nur wünschen, dass jene 81 Prozent - die sich schon einmal gegen eine polnische Kriegsbeteiligung gewandt haben - ihre Stimme in einem Moment wiederfinden, in dem ihre Regierung offenkundig ihren Verstand verloren hat.

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Ihr Artikel ist doch mit der typischen deutschen Arroganz gegenüber Polen geschrieben. Mir dieser Haltung setzen sie die Politik fort, die auch in der Hitlerzeit typisch war.

Henryk Nowak
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Erneut ist Ihnen ein klarer Text gelungen: Vor Kommandeuren der Bundeswehr (!) hat der polnische Verteidigungsminister gerade eine "verstärkte Wachsamkeit der NATO gegenüber den Russen" gefordert. Dann hat der noch den Unsinn verzapft "Nur...

Erneut ist Ihnen ein klarer Text gelungen: Vor Kommandeuren der Bundeswehr (!) hat der polnische Verteidigungsminister gerade eine "verstärkte Wachsamkeit der NATO gegenüber den Russen" gefordert. Dann hat der noch den Unsinn verzapft "Nur Demokratien führen keine Kriege." Irak und Afghanistan fiel ihm nicht ein. Es ist gut, dass sie an den kleinen polnischen Gernegroß erinnern, der sich an der Seite der USA dicke tut. Ein typischer Fall von Schwanz wedelt mit dem Hund. Leider gefährlich als möglicher Auslöser eines Kriegs in Europa.

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Grit Werkmeister
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Sie sind bestenfalls naiv! Die Russen haben gerade wieder ihren Rüstungsetat erhöht und sie machen hier auf Pazifismus!

Leszek Wrobel
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Wären die Russen so oft gekommen, wie sie angekündigt wurden ... Gibt es denn hier nur noch Röhricht´s?
Ganz im Gegensatz zu den Russen schreien jetzt die Polen "Wir kommen!".
Herr Nowak, es sieht eher so aus, als setzte Polen seine Politik von...

Wären die Russen so oft gekommen, wie sie angekündigt wurden ... Gibt es denn hier nur noch Röhricht´s?
Ganz im Gegensatz zu den Russen schreien jetzt die Polen "Wir kommen!".
Herr Nowak, es sieht eher so aus, als setzte Polen seine Politik von vor, während bis kurz nach der Hitlerzeit fort. Wissen sie nicht? Dann sei Ihnen und kenntniswilligen und kritischen Lesern Haisenko, "England, die Deutschen, die Juden und das 20. Jahrhundert" empfohlen.
Selbstdenken ist in jedem Fall die bessere Alternative.

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Manfred Ebel
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Brillanter Artikel; danke dafür.. Das Verhalten der Politiker Polens passt in die nicht enden wollende Kriegstreiberei, die offensichtlich reihum durch alle NATO-Staaten geht. Dem letzten Satz ist nur hinzuzufügen, dass wir uns das auch für die...

Brillanter Artikel; danke dafür.. Das Verhalten der Politiker Polens passt in die nicht enden wollende Kriegstreiberei, die offensichtlich reihum durch alle NATO-Staaten geht. Dem letzten Satz ist nur hinzuzufügen, dass wir uns das auch für die anderen westlichen Staaten wünschen sollten.

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Joachim Kropp
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Ich träume immer noch von "VÖLKERFREUNDSCHAFT" und bin nicht gegen "die" POLEN, aber wenn sie mein Auto "kriegen"-wollen (buchn??) oder gar einen KRIEG provozieren wollen als Büttel der USA-NATO, da hört doch wohl die Freundschaft auf!?

Hans Jon
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Als Nichtdeutscher vergleiche ich Polen wie, als einen Hundezwinger.
Die Deutschen muessen im Zwinger bleiben und werden nur an der Leine ihres Herren ausgeführt, während die Polnischen Wadenbeisser sich Zähnefletschend auf die Umzäunung stürzen...

Als Nichtdeutscher vergleiche ich Polen wie, als einen Hundezwinger.
Die Deutschen muessen im Zwinger bleiben und werden nur an der Leine ihres Herren ausgeführt, während die Polnischen Wadenbeisser sich Zähnefletschend auf die Umzäunung stürzen dürfen .
Schwanzwedelnd gehorsamste Disziplin ihres Herrn ist selbstverständlich

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Pat Hall
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Herzlichen Dank für Zusendungen der ausgezeichneten Rationalgalerie-Beiträge.

Sabine Reichwein
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Hat mir gefallen über die polen, auch stilistisch. danke.

Tissi König-Muhle
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Wundern wird doch wohl noch erlaubt sein. Ich staune bereits seit Wochen über die polnischen Angstschübe und Warnrufe: Putin ante portas!
Wäre nicht sonnenklar, was dahintersteckt, gäbe es Grund zur Sorge und zu psychosomatischen Bedenken.
So darf...

Wundern wird doch wohl noch erlaubt sein. Ich staune bereits seit Wochen über die polnischen Angstschübe und Warnrufe: Putin ante portas!
Wäre nicht sonnenklar, was dahintersteckt, gäbe es Grund zur Sorge und zu psychosomatischen Bedenken.
So darf der RATIONALGALERIE Verständnis entgegengebracht werden, wenn sie aufzeigt, dass seitens polnischer Politik eine gewisse Abartigkeit geistig-seelischen Verhaltens vorliegt und diese Psychopathie offenbar schon auf die Bevölkerung überzuschwappen droht, wie dies zwei Leserzuschriften vermuten lassen.
Wer wen bedroht, ist der Weltkarte und der aggressiv krankhaften Umklammerung Russlands durch die NATO zu entnehmen. Dass sich Russland wieder einmal bedrängt fühlt und genötigt sieht, seinen Rüstungsetat zu erhöhen, wird keinen verwundern, der seinen Verstand noch beisammen hat.

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Lutz Jahoda
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