Die amtierende Königin macht schon Unterschiede: Den Fürsten des ukrainischen Protektorats, einen gewissen Poroshenko, empfing Angela die Große in ihrer persönlichen Suite in Mailand, dort wo das europäisch-asiatische Gipfeltreffen zelebriert wurde. Der Stammes-Häuptling aus den fernen asiatischen Gebieten, Putin, musste dann mit dem Konferenzraum des Hotels vorlieb nehmen. Mit jedem Jahr, in dem die Merkel-Macht wächst, wird die Etikette strenger und die Regierungsgestik entschiedener: "Hier kann ich keinerlei Durchbruch bis jetzt erkennen", kanzlerte sie den Mann aus Moskau ab. Der macht einfach nicht das, was sie will.

An anderer Stellen scheint der Durchbruch bis in den Blinddarm zu reichen: Das als Wurmfortsatz betrachtete Gebiet des EU-Europas, der Balkan, wurde im August bei einer Konferenz in Berlin zur "europäischen Perspektive" gnädig ins königliche Auge gefasst: "Alle Staaten des Westlichen Balkans werden die Möglichkeit haben, der Europäischen Union beizutreten", ließ die Uckermärkerin beschließen. Und so dürfen sich jetzt Albanien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, der Kosovo, Mazedonien und Montenegro die fatale Hoffnung machen, dereinst dem Merkel-Reich beizutreten.

In einem anderen Absatz-Gebiet deutscher Waffen, in Griechenland, sah die Königin von Deutschland und den angeschlossenen Gebieten jüngst ein Wunder keimen: "Die ersten zarten Pflänzchen des Erfolgs sind sichtbar", attestierte die Merkel ihrem Athener Statthalter Samaras bei einem Treffen in Berlin. Der legte ihr auch gleich eine Devotionalie auf die Treppen zum Thron: Ein neues EU-Hilfspaket für Griechenland sei nicht notwendig, versprach er gebeugten Hauptes und seine feuchten, von der Rührung umflorten Augen glänzten treuherzig.

Hilfe suchte Samaras für sein gebeuteltes Randgebiet auf dem internationalen Kapitalmarkt. Der zeigte dann auch gleich was er von zarten Pflänzchen hält: Mit gigantischen neun Prozent Zinsen für die griechischen Anleihen schlug der Spaten des Marktes erbarmungslos auf die Pflanze ein und Griechenland war mal wieder näher am Staatsbankrott als an der Wurzel der Gesundung. Doch, fast unbemerkt von der Merkel-Medien-Öffentlichkeit, rettete die Europäische Zentralbank erneut griechische Banken. Rund 12 Milliarden Euro flossen aus der Druckerpresse direkt an vier "systemisch wichtige Institute": Die National Bank of Greece, die Piraeus Bank, die Eurobank Ergasias und die Alpha Bank.

Das Merkel-Reich weiß was es tut wenn es rettet: Nicht die Mehrheit der Griechen, von denen manche hungern, von denen mehr als ein Viertel arbeitslos sind, bei jüngeren Menschen sind es mehr als 60 Prozent. Gerettet werden seit Jahr und Tag Banken, statt Menschen. Denn die königlichen Erlasse besagen, dass mit der Bankenrettung eines fernen Tages auch die Menschen gerettet werden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hungern sie noch morgen. Auch in anderen Ländern des Reiches ächzen die Satrapen unter den Mühen der Geldbeschaffung. Vorlaut meldete sich der italienische Ministerpräsidenten Matteo Renzi: "Die Finanzkrise kehrt dramatisch an die Finanzmärkte zurück". Ob ihm demnächst noch königliche Gnadenbeweise zuteil werden ist fraglich: Für Wahrheiten werden sie bei der Merkeln nicht erteilt.

Die Uckermärkerin in ihrer Weisheit begegnet dem Rückgang der Wirtschaft mit Sanktionen gegen Russland. Ein interessantes Experiment, das von einer erstaunlichen Rezeptur ausgeht: Wenn ich einen bedeutenden Handelspartner abstrafe, geht es dessen Wirtschaft schlecht, dann kann ich ihm weniger verkaufen, wenn ich weniger verkaufe, dann geht es auch meiner Wirtschaft schlechter, dann wird er schon sehen was er davon hat, der Asiate. Der Hofnarr soll gefordert haben: "Ein Gedanke, ein Königreich für einen Gedanken". Am Hofe hat sich bis heute keiner gemeldet.

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Danke! Danke! Danke! Uli ist KLASSE!!!!!!
Super! Uli Gellermann ich glaube ich bin Ihr größter Fan!!! Weiter so. Wenn ich darf, veröffentliche ich einen Link zu diesem Artikel auf meiner privaten Homepage.......weiter soooooooooo. Denn genau...

Danke! Danke! Danke! Uli ist KLASSE!!!!!!
Super! Uli Gellermann ich glaube ich bin Ihr größter Fan!!! Weiter so. Wenn ich darf, veröffentliche ich einen Link zu diesem Artikel auf meiner privaten Homepage.......weiter soooooooooo. Denn genau solche Artikel sind immens WICHTIG! - Für die (Nach- und Vor-) DENKER!!!

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Markus Schmitz
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Frau Merkels Macht und die Macht der Mehrheit im Bundestag stehen im Dienst von Herrschaft. Herrschaft ist das, was über Leichen geht. Herrschaft üben diejenigen aus, "die mit dem Tod uns regieren", wie es in einem Kirchenlied (z.B. der EKKW und...

Frau Merkels Macht und die Macht der Mehrheit im Bundestag stehen im Dienst von Herrschaft. Herrschaft ist das, was über Leichen geht. Herrschaft üben diejenigen aus, "die mit dem Tod uns regieren", wie es in einem Kirchenlied (z.B. der EKKW und einiger anderer Evangelischer Landeskirchen) von Kurt Marti heißt. Frau Merkel und ihre Mehrheit agieren voll im Sinne des Wortes des früheren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer, der für den Finanzsektor in Anspruch nimmt, Fünfte Gewalt im Staat zu sein, die den anderen vier Gewalten (Parlament, Regierung, Justiz sowie der Realwirtschaft im Verbund mit den anzeigen- und quotenabhängigen Medien) sagt, wo es lang zu gehen hat. Ein Kenner der Realwirtschaft sagte schon 2006 (!), die Attac-Forderung nach Besteuerung von Finanztransaktionen sei viel zu harmlos. Abgeschafft gehöre der Finanzsektor.

Manch ein Mitmensch mag die Aussichten für überoptimistisch halten, die von Jeremy Rifkin in seinem 2014 bei campus erschienenen Buch "Die Nullgrenzkostengesellschaft - Das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus" dargeboten werden. Der Souverän, gemeinschafltlich sich organisierend, findet zu lebensfördernden Verfahrensweisen.William Petty, der Berater des englischen Revolutionskonsolidierers Oliver Cromwell, sagte im 17. Jahrhundert, die Erde sei die Mutter, die Arbeit der Vater des Reichtums. Karl Marx antwortete darauf: Also ist der Kapitalismus ein Elternmörder. Er bringt die Natur und die Arbeit um.

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Heinrich Triebstein
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Frei nach dem Motto L´europe c´est moi...
Stimmt schon, nur schade, dass die gute Dame nicht persönlich darunter leider wird, dass es der deutschen Wirtschaft schlechter geht.
Ich wäre dafür die Diäten erfolgsabhängig zu gestalten. Geht es dem...

Frei nach dem Motto L´europe c´est moi...
Stimmt schon, nur schade, dass die gute Dame nicht persönlich darunter leider wird, dass es der deutschen Wirtschaft schlechter geht.
Ich wäre dafür die Diäten erfolgsabhängig zu gestalten. Geht es dem Volk besser, bekommt die Politikerriege höhere Diäten, geht es ihm schlechter, gehen die Diäten notfalls auf Hartz IV-Niveau runter.
Es darf natürlich nicht der Durchschnitt gebildet werden, sondern bitte der Meridian.

Heil Angela?

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Tim Cordsen
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Lieber U. Gellermann, wo findet man heute so einen geschliffenen journalistischen Text, der scharfsinnig und satirisch die bewusst sich einäugig gebärenden heutigen Machthaber - vor allem auch die Chamäleon-Dame - in´s richtige Rampenlicht rückt?...

Lieber U. Gellermann, wo findet man heute so einen geschliffenen journalistischen Text, der scharfsinnig und satirisch die bewusst sich einäugig gebärenden heutigen Machthaber - vor allem auch die Chamäleon-Dame - in´s richtige Rampenlicht rückt? Wunderbar und Mut ausstrahlend, vielen Dank. (Ich würde gerne Deinen Text in meinem Blog unterbringen, mit Link selbstverständlich, darf ich?) Dein aktiver Leser Harry Popow

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Harry Popow
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Dein Traktat über die Uckermarkerin ist prima!

Johannes M. Becker
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Frau Merkel erscheint mir nicht so mächtig, vielmehr muss sie in ihrer eigenen Vorstellung den Freunden jenseits des Atlantiks untertan sein und jeden Wunsch erfüllen, auch wenn sie dabei dem eigenen Volk und Land Schaden zufügt: so sind u.a. zu...

Frau Merkel erscheint mir nicht so mächtig, vielmehr muss sie in ihrer eigenen Vorstellung den Freunden jenseits des Atlantiks untertan sein und jeden Wunsch erfüllen, auch wenn sie dabei dem eigenen Volk und Land Schaden zufügt: so sind u.a. zu nennen die von Ihnen beschriebenen Sanktionen gegen Russland, Enthaltung von Stimme und politischem "Gewicht" gegen die Einführung von Genmais bei der Abstimmung im EU-Parlament, Austeritätspolitik gegen die südlichen EU-Länder, Schweigen zu TTIP und CETA, Eingriffe in Persönlichkeits-und Bürgerrechte durch NSA-Geheimdienst

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Robert Matheis
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Danke für diese gelungene Satire.

Gisela Jakob
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Einst warf man dem sozialistischen, französischen Staatspräsidenten Mitterand vor, er würde mit soviel Pomp repräsentieren, wie ein absolutistischer Feudalfürst. Der damalige Vorwurf bezog sich allerdings primär auf dessen fürstliches Gehabe bei...

Einst warf man dem sozialistischen, französischen Staatspräsidenten Mitterand vor, er würde mit soviel Pomp repräsentieren, wie ein absolutistischer Feudalfürst. Der damalige Vorwurf bezog sich allerdings primär auf dessen fürstliches Gehabe bei der Staatsethikette. Die aktuelle Königin aus der Uckermark hingegen pflegt einen solchen Regierungsstil. Kennzeichnend für die absoluten Fürsten war es, dass sie ausschließlich nach eigenem Gutdünken und völlig willkürlich regierten und oft auch eine Politik betrieben, fernab jeglicher politischen Vernunft, aber stets getrieben von der festen Überzeugung der eigenen Machtvollkommenheit und Unfehlbarkeit. Was damals seine ideologische Ursache im Gottesgnadentum hatte, ist heute wohl dadurch verursacht dass die königliche Volksmutti, immer wieder das Vertrauen der Mehrheit ihrer Landeskinder erhält, unabhängig davon, welch schädliche Politik sie auch betreibt. Dies liegt auch daran, dass es auf Seiten der Sozialdemokratie keinerlei ernst zunehmende Persönlichkeiten gibt, die der Königin gefährlich werden könnten. Das Dickerchen hat sie ins gemeinsame Boot geholt und hält ihn prima unter ihren Fittichen verborgen.
Kennzeichnend für den Feudalismus war es auch, dass es nicht nur eigene Vasallen gab, die Demut und Unterwürfigkeit zeigen mussten, sondern auch Könige mitunter selbst Vasallen noch Mächtigerer waren, dem Kaiser oder Papst untertan. Da empfahl es sich schon damals, stets den Wünschen, am besten in vorauseilendem Gehorsam, des Imperators nach- bzw. zuvor zu kommen. Und dies betreibt die merkelwürdige Königin mit Bravour und ohne Rücksicht auf Verluste für die Interessen der eigenen Landeskinder.

Jedoch soll nicht vergessen werden, dass einst der Feudalismus fiel, weil das geknechtete, gedemütigte und geschundene Volk dann eines Tages doch aufstand und den Kopf des Königs forderte und ihn auch erhielt.

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Aleksander von Korty
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Wenn ich Ihren Artikel richtig verstanden habe, besitzen wir Deutsche nun endgültig kein Vaterland mehr. Dafür aber ein Mutterland. Ein Merkel-Mutterland.

Kurt Wolfgang Ringel
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Alles ist noch viel schlimmer: Dem Land ist auch der Verstand abhanden gekommen.

Uli Gellermann
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Ich muss dem Leser Robert Matheis zustimmen, der Frau Merkel als Erfüllungsgehilfe der USA bezeichnet. Sie ist also bei weitem nicht so mächtig wie Sie schreiben.

Helge Hansen
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Natürlich will Frau Merkel nicht gegen die USA handeln. Sie ist aus Überzeugung Atlantikerin. Das war schon war schon im Irak-Krieg der USA zu sehen, dem sie, noch Oppositions-Politkerin, freudig und ohne Not zustimmte. Sie denkt wirklich, dass...

Natürlich will Frau Merkel nicht gegen die USA handeln. Sie ist aus Überzeugung Atlantikerin. Das war schon war schon im Irak-Krieg der USA zu sehen, dem sie, noch Oppositions-Politkerin, freudig und ohne Not zustimmte. Sie denkt wirklich, dass die Deutschen an der Seite der USA der USA am besten aufgehoben sind. Das gilt noch mehr für ihre Ambitionen. Diese Position teilt sie mit der Mehrheit der deutschen Eliten. Auch daraus bezieht sie ihre relative Machtfüllen in der EU. Für eine Politik der Äquidistanz, des gleichen Abstands zwischen den großen Mächten, fehlt ihr der Horizont und das Rückgrat.

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Uli Gellermann
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