Eine Nation im Krieg. Das sind die Deutschen nicht erst seitdem sie Tornados nach Afghanistan schicken. Der erste deutsche Tornado-Schub, rauschte im März 1999 über Jugoslawien: Damals war der internationale Terror noch nicht erfunden, damals bemühte der grüne Außenminister Fischer "Auschwitz", um eine verwirrte deutsche Öffentlichkeit in einen Krieg gegen Serbien zu ziehen. Unter der Verantwortung des Verteidigungsministers Scharping wurde mit dem "Hufeisenplan" ein Genozid der Serben an den Kosovo-Albanern behauptet, das es nie gab. Und beide, der Grüne und der Sozialdemokrat, dürfen als Erfinder der neuen deutschen Kriegsfähigkeit gelten. Leider stehen sie bisher nicht vor Gericht. Fast acht Jahre nach der Bombardierung Belgrads, nach dem Eimarsch deutscher Truppen in das Kosovo, bilanziert das "Institut für Europäische Politik" in einer Studie für die Bundeswehr, dass der Kosovo von organisierter Kriminalität beherrscht wird und die ethnischen Probleme, deretwegen man angeblich damals eingegriffen hat, nicht im geringsten gelöst sind. Rund 3000 deutsche Soldaten stehen im Kosovo. Ihre Präsenz und ihre Bilanz schreiben das Menetekel für Afghanistan an die Wand: Wenn wir einmal anfangen Krieg zu führen, kann das dauern.

Über Jahrzehnte waren die beiden Deutschländer - fest an ihre jeweiligen Blöcke geschmiedet - von heißen Kriegen ausgeschlossen. Die Welt hatte genug vom kriegerischen deutschen Wesen und auch die Deutschen wollten andere Länder lieber besuchen als sie zu überfallen. Ziemlich schnell nach der deutschen Einheit und damit nach der Ausschaltung einer gewissen internationalen Kontrolle des neuen Deutschland, wird großmächtig aufgetrumpft. Das fragile Jugoslawien bietet sich als erstes Übungsfeld für eine neue, selbstständige deutsche Außenpolitik an. Hans Dietrich Genscher zündelte schon Anfang 1990, als er sich mit dem Chef des kroatischen Geheimdienstes J. Manovic traf und beträchtliche Geldsummen fließen ließ. Die Anerkennung eines selbstständigen, aus dem jugoslawischen Staatenverbandes herausgelösten Kroatien, war ein deutscher Alleingang: Keine Europäische Union, kein Nachbarstaat wurde in die Entscheidung einbezogen. Im Gegenteil: Der damalige UN-Generalsekretär warnte vor den Folgen, die er in wachsender Aggression sah.

Die deutsche Öffentlichkeit, begleitet von einer fest geschlossenen Medienfront, konnte nur böse Serben erkennen und ganz arme, unterdrückte Kroaten. Dass die ersten Toten des bis heute andauernden Jugoslawienkrieges Serben waren, war ohne Interesse. Auch einfache Vergleiche wollte keiner hören: Was wäre wenn man den fraglos unterdrückten Kurden auf türkischem Staatsgebiet ein eigenes Territorium zuerkannt hätte, warum nicht den vielen unterschiedlichen Völkern, die willkürlich in afrikanischen Staaten zusammenpfercht sind, eigene Staaten geben, warum nicht die Basken anerkennen oder die Huzulen in den Karpaten und wer gibt den unterdrückten Sinti und Roma endlich einen eigenen Staat - vielleicht links von Palästina? Wessen Verstand nicht von der Grossmannsdrüse überwuchert war, der wußte: Wer an existierenden Grenzen rumfummelt, der riskiert Krieg, der provoziert Leid, Tod, Vertreibung. Der ökonomische Gewinn der von Deutschland ausgehenden Jugoslawien-Operation ist relativ gering: Der Gewinn liegt im Strategischen, der Einfluss der Russen in Jugoslawien sollte minimiert werden, der Krieg um Rohstoffe und deren Transportwege begann im angeblichen Bürgerkrieg in Jugoslawien und hört in Afghanistan noch lange nicht auf.

Dass, als das Bombardement Belgrads, mit der Abwendung einer humanitären Katastrophe offiziell begründet, der damalige bundesdeutsche Justizminister den Angriff als völkerrechtswidrig bezeichnete, dass es einen deutschen Brigadegeneral den Job kostete, als er die kosovarischen Milizen (UCK) für den Konflikt verantwortlich machte und nicht die Serben, das alles erreichte die deutsche Öffentlichkeit nicht. Von der Regierung Schröder wurde, bis in den letzten deutschen Medienwinkel durchgereicht, ein drohender Völkermord behauptet. Bis heute ist diese Lüge fester Bestandteil der Kosovo-Poltik der Bundesregierung, bis heute dient sie zur Rechtfertigung einer von der UN und der EU abgesegneten Unabhängigkeit des Kosovo, einer Unabhängigkeit, die sofort das Leben der im Kosovo verbliebenen Serben bedrohen würde. Denn, so das "Institut für europäische Politik", die Ausblendung der Realität im Kosovo hat "zu einem Zustand faktischer Recht- und Straflosigkeit geführt".

Jugoslawien und der Kosovo dürfen als Parabel auf andere deutsche Militäreinsätze gelten: Falsch begründet, falsch durchgeführt und ohne zeitliche Begrenzung sind sie der deutschen Öffentlichkeit als Freiheits- oder Friedensmissionen zu verkaufen, die den Gang der Geschäfte kaum stören. Und das kann halbwegs gut gehen, solange ein mächtiger internationaler Militärapparat die regionalen Widerstandskräfte zum Stillhalten zwingt. An dem Tag, an dem das nicht mehr funktioniert, an dem Tag, an dem deutsche Tote in größeren Mengen zu verzeichnen sind, könnten Fragen nach dem Sinn der Militäreinsätze gestellt werden. Dann ist es zu spät.