Es gibt TV-Sendungen, die geben einem, wenn auch nur kurzfristig, den Glauben an den Journalismus wieder. So wie jene am 13. Juni auf Phoenix. Entstanden beim SWR, zeigte der Film des Regisseurs Klaus Hanischdörfer etwas Ungewöhnliches: Courage und saubere Recherche. Mit konventionellen Bildern und Schnitten ist ihm ein völlig unkonventioneller Film gelungen. Dessen Thema: Die Bindung der Gaspreise an den Ölpreis.

Alles fing scheinbar im letzten Jahr an, als die Gaskonzerne, voran der Monopolist e.on, die Heizgaspreise um mehr als 10 Prozent erhöhten. Allein im Paderborner Gebiet um 14 Prozent. Dort, im gut katholischen, betont bürgerlichen Paderborn, zeigt uns der Film auch die "Erdgasrebellen", Mathematiker und Hausfrauen, Freiberufler und gut verdienende Angestellte, rund 3.000 Paderborner verweigern dem e.on-Konzern seit Monaten die Zahlung des erhöhten Erdgaspreises. Und das Lustige: Der Konzern verklagt sie nicht. Denn ein Gericht könnte die Offenlegung der e.on-Kalkulation fordern. Das hätten sie nicht so gerne, die Gas-Großverdiener. In Deutschland soll es zwischenzeitlich 200.000 solcher Rebellen geben, alle nicht verklagt.

Denn die Ölpreis-Bindung, so weist es der Film nach, ist kein Gesetz, eher eine Mythos, wahrscheinlich sogar eine Schimäre. Immerhin zahlt man z. B. in Österreich wesentlich weniger für Gas und dort hat man die selben Lieferanten: Holländische, norwegische und insbesondere russische Firmen. Aber in Österreich ist der Gasmarkt tatsächlich liberalisiert, per Mausklick kann man von einem Anbieter zum anderen wechseln und zahlt durchschnittlich 30 Prozent weniger als bei uns. In Deutschland könnte man das selbst dann kaum, wenn man es dürfte: Kratze an Deinem Gas-Lieferant und in 80 Prozent der Filme schimmert das Firmenetikett e.on durch. Für diese Monopolstellung hat, trotz Einspruch des Bundeskartellamtes, ein sozialdemokratischer Ministererlass gesorgt. War es Müller, war es Clement? Gleichwie, Werner Müller bekam zu seiner Zeit als Minister 8.000,-Euro Rente von der e.on und ist heute dort im Vorstand einer der Konzernfirmen. Aber ganz sicher war Müller nur seinem Gewissen verpflichtet.

Es gab Zeiten, da hatte wirtschaftliche Liberalisierung freien Wettbewerb zum Ziel. Mindestens im Fall der Gaswirtschaft bedeutet Neo-Liberalismus die Herausbildung von Oligopolen. Dass die e.on bei extrem steigenden Gewinnen auch noch Mitarbeiter entlässt, versteht sich von selbst.

Im Film kommt das Wort "Kapitalismus" nicht ein mal vor.