Mit „Der tiefe Staat schlägt zu“ legen der Pro-Media-Verlag und Ulrich Mies als Herausgeber ein aktuelles Handbuch der Friedensbewegung vor. Schon mit seinem Einstieg ins Buch fundamentiert der Theologe Eugen Drewermann den Sammelband mit diesem Satz: „Krieg und Kapitalismus gehören untrennbar zusammen.“

Aus der Fülle jener 16 Aktivisten und Autoren des Buches ragt Jochen Scholz, Oberstleutnant der Bundeswehr a.D. nicht nur wegen seines Dienstgrades hervor: Mit seiner Analyse zum Niedergang der USA in ihrer Rolle als Hegemon liefert er eine solide Erklärung der in den letzten Jahrzehnten gewachsenen Aggressivität der Vereinigten Staaten. Und er benennt auch die Gegenkräfte, die den weißen Riesen taumeln lassen: „Die Bestrebungen, den Dollar im Welthandel zu umgehen, nehmen zu.“ In seinem Abschnitt über die neue Entscheidungsmöglichkeiten der Europäischen Union stellt Scholz fest, dass sich die EU zwischen dem „Bestandsmarkt USA oder dem Zukunftsmarkt Eurasien“ entscheiden muss, wenn sie eine politisch-ökonomische Perspektive haben möchte.

Ulrich Mies, der Herausgeber des Buches, erklärt in seinem Kapitel, dass sich die “Westliche Wertegemeinschaft“ erneut im Kalte-Kriegs-Modus befindet und dass die NATO-Führungsmacht USA ein „oligarchisch-plutokratischer Kriegs-Staat“ ist. Und er listet eine Vielzahl von Think-Tanks namentlich auf, die mit Verbreitung neokonservativer Ideologie beschäftigt sind. Auch die neue Form der Zweiteilung der Welt konstatiert der Autor: Obwohl die Sowjetunion als ideologischer Konkurrent aus dem Rennen der Supermächte ausgeschieden ist, sieht Mies ein neues Feindbild Russland „um die eigenen imperialistischen Ambitionen zu verbergen.“

Die einzige Frau im vorliegenden Sampler, Annette Groth“, lange Jahre menschenrechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der LINKEN, widmet sich dem „Antisemitismusvorwurf als Disziplinierungsinstrument“ und belegt diese Kampf-Form mit einer Reihe von Beispielen. Einen Höhepunkt dieser Diffamierungen sieht die Autorin, wenn sich dieser Vorwurf gegen Juden und Jüdinnen richtet: Diese abstruse Anschuldigung, so Groth, würde dann „mit dem Begriff selbst-hassende Juden abgetan“. Wie nebenbei wird in diesem Kapitel enthüllt, dass „es seit vielen Jahren eine intensive Kooperation zwischen deutscher Polizei sowie zwischen Bundeswehr und den israelischen Streitkräften“ gibt.

Zu diesem breit gefächerten Buch wird es in Berlin eine öffentliche Diskussion geben.

Am 16. April 2019
Um 20.30 Uhr
Berliner Buchhändlerkeller
Carmerstr.1, 10623 Berlin-Charlottenburg
Es referieren Ulrich Mies, Herausgeber und Jochen Scholz, Autor

Moderation: Uli Gellermann