Wenn jemand im Land Recht hat, dann doch wohl die BILD-Zeitung. Und die hat jüngst den Gabriel als den "Eisernen Sigmar" gelobt. Richtig: Gabriel ist der Bismarck für alle! Man sollte Heringe nach ihm benennen. Denkmäler einweihen. Und Kinderchöre um ihn gruppieren. Denn was der eiserne Kanzler damals mit dem Sozialisten-Gesetz nicht geschafft hat, das bringt jetzt unser Siggi: Ganz ohne Verbot zerschlägt er das, was von der SPD nach Schröder noch übrig war. Und deshalb feuert ihn die BILD-Zeitung auch weiter an: "Hart, härter, Gabriel! Vizekanzler Sigmar Gabriel (55, SPD) kennt beim Thema Griechenland derzeit nur eine Richtung: drauf auf die Regierung in Athen". Immer feste druff auf die Griechen, die schon am Boden liegen. Ja, Gabriel ist die Re-Inkarnation von Bismarck und Blücher zugleich. So viel deutsches Wesen gab es seit Volker Kauder nirgendwo.

Dabei war auch unser Siggi als junger Mensch dem sozialdemokratischen Irrweg erlegen: Er wurde Mitglied bei der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken (SJD) und war später sogar Vertreter des Bezirks Braunschweig, der dem marxistischen Flügel zugerechnet wurde. Doch solche Flausen schlug sich Gabriel eigenhändig aus dem Kopf. Schon bald war er Soldat auf Zeit, eine Zett-Sau wie die gewöhnlichen Soldaten solche Existenzen nannten, und die wussten gewöhnlich was sie sagten. Schnell stieg der Obergefreite Gabriel in der SPD auf: Vom Ratsherrn zum Landtagsabgeordneten und plötzlich war er sogar Ministerpräsident in Niedersachsen. Natürlich nicht durch ordentliche Wahlen, Siggi ist einfach nachgerückt. Richtige Wahlen hatte er dann gegen den äußerst schwachen Christian Wulff verloren. Auch wegen solcher Fertigkeiten soll er jetzt Kanzlerkandidat der SPD werden: Selbst die Rest-SPD kann noch weiter zertrümmert werden.

Einmal hat Siggi mal eine gefährliche Wahrheit ausgesprochen. Nach der Bundestagswahl 2009 schrieb er an die SPD-Mitglieder: „Unsere SPD befindet sich in einem katastrophalen Zustand“. Und dieser oder jener hätte auf die Idee kommen können, vom Agenda-Kurs auf die alte Vor-Schröder-SPD zurückschalten zu wollen. Aber nicht mit Gabriel! Der trieb die vergehende SPD in die verhasste Vorratsdatenspeicherung, und der befürwortete die Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Nur um der SPD die lästige sozialdemokratische Maske vom Gesicht zu reissen. Und er hatte schnell erkannt, dass in Griechenland mit der SYRIZA eine sozialistische Partei unterwegs war, die für andere Länder in Europa hätte ansteckend sein können. Sowas Linkes musste totgetreten werden.

So fiel dem begabten Mann aus Goslar dann früh schon ein, der griechische Regierungschef Alexis Tsipras habe "letzte Brücken eingerissen, über die Europa und Griechenland sich auf einen Kompromiss zubewegen konnten." Und deshalb seien "Verhandlungen" über neue Hilfsprogramme "kaum mehr vorstellbar". Deshalb hat er auch schnell dem Schäuble-Grexit zugestimmt, der das Totengeläut für ein anderes Europa bedeutete. Damit das keinem auffiel, hat er es mit der üblich-üblen Lügen der Sozialbetrüger versucht zu überdecken: „Wir alle sind froh darüber, dass Europa die Spaltung verhindert hat und zusammen gefunden hat“. So wird ein Tritt in den Arsch der hungernden Griechen noch als europäische Wohltat verkauft. Dass diese Gabriel-Fanfare den Sieg über eine siechende SDP verkündet, wird den Genossen sicher erst auffallen, wenn es zu spät ist. Irgendwann unterhalb der 20 Prozent.

Nach Otto von Bismarck wurde ein Hering benannt. Jener damals billige Fisch, den die Armen an den Feiertagen neben ihre Pellkartoffeln legten. Nach Gabriel sollten Mülltonnen benamst werden, jene Tonnen, aus denen die Armen in Europa zunehmend häufiger ihr Essen kratzen. "Gabriel-Tonne" - wie stolz das klingt. Die Nebenbedeutung dieses Namens, dass man die SPD nach dem Verrat an Griechenland getrost in die Tonne treten kann, muss ja nicht verraten werden.

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Wie wär´s wenn man den Sozialdemokraten in den Arsch tritt? Oder noch besser: denen, die noch irgendwelche Hoffnungen in dieses verkommene Gesindel setzen? Der "kleine Sozi" fällt da ja vielleicht nicht darunter (?), der ist nur dumm, aber auch...

Wie wär´s wenn man den Sozialdemokraten in den Arsch tritt? Oder noch besser: denen, die noch irgendwelche Hoffnungen in dieses verkommene Gesindel setzen? Der "kleine Sozi" fällt da ja vielleicht nicht darunter (?), der ist nur dumm, aber auch Dummheit nützt nur der Reaktion. Links herumreden und rechts sein, das ist wohl wirklich nicht mehr neu ... (und das betrifft nicht nur die Sozis:-))
"Sozi-Hering" und Pellkartoffeln - und Krieg gleich dazu, damit die Kirche im Dorf bleibt! Entweder links oder rechts - ein bisschen vom einen oder anderen geht nicht! Wer die Kirche im Dorf haben will, kann nicht gleichzeitig links sein! Und wenn er´s noch so möchte ...

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Klaus Madersbacher
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Das tat bitter Not, lieber Uli.
Ich befürchte nur. es wird nichts nützen.
Es ist ein Graus, wie wir zunehmend nur noch belogen und betrogen werden. Da sind die messerscharfen Artikel von Ihnen immer ein Lichtblick - und auch Ventil. Damit man nicht...

Das tat bitter Not, lieber Uli.
Ich befürchte nur. es wird nichts nützen.
Es ist ein Graus, wie wir zunehmend nur noch belogen und betrogen werden. Da sind die messerscharfen Artikel von Ihnen immer ein Lichtblick - und auch Ventil. Damit man nicht auf die Idee kommt, "Unüberlegtes" zu tun ;-).

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Marionetta Slomka
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Vielen Dank für diesen wunderbaren Schmock! Protagonist Siggi Pop ist nicht nur erste Wahl, nein, er ist Pflicht, da gibt’s nur den Einen. Jetzt. Einen, der zuletzt mit seiner widerlichen Herrenmenschenpose gegenüber Griechenland den schon längst...

Vielen Dank für diesen wunderbaren Schmock! Protagonist Siggi Pop ist nicht nur erste Wahl, nein, er ist Pflicht, da gibt’s nur den Einen. Jetzt. Einen, der zuletzt mit seiner widerlichen Herrenmenschenpose gegenüber Griechenland den schon längst völlig gerechtfertigten Zerfall und Untergang seiner zu Dreck verkommenen Partei symbolisiert. Einen Zerfall und Untergang, den man/frau sich nicht nur heimlich herbeisehnt. Jeder sollte sich zum nächsten Wahlkampf der SPD „18%“ in seine Schuhsohlen schnitzen. Ich mach’s, auch wenn ich nicht wählen darf. Auf die Fresse soll der dicke Mops (es gibt Zeiten des Pleonasmus!) fallen und das helle Blut soll dem Verräter aus derselben tropfen! Andererseits gehört so ein verächtlicher Ausverkäufer der Demokratien hier wie dort ins Verlies geworfen – und umerzogen! Jawoll! Umerzogen. So wie’s im diktatorischen Kommunismus (die Kommunisten von Syriza lassen grüßen, du Arschloch!) Brauch war.
Sozialdemokraten waren für anständige Linke ja stets zu Recht misstrauisch beäugte Zwitterwesen. Mit Gabriel hat sich dieses Misstrauen Gott sei Dank endgültig erledigt: Das politisch Androgyne ist bis auf den Grund geschliffen und es blitzt allein und ohne Tünche der blanke, nackte Stahl des imperialistischen Finanzkapitalismus geradezu die Augen blendend hervor. Mit Schamesröte im Gesicht denke ich an den 12. November 2009, als ich nach der Parteitagsrede Sigmar Gabriels zum SPD-Vorsitzenden ein paar deutsche Freunde anrief und fragte „Habt ihr den Siggi Pop auch gerade gehört? Hey, das war doch demokratischer Sozialismus, was der da plauderte! Bravo!“. Ja, ich gestehe es. Und mir ist heute ganz schlecht dabei. Es gibt Irrtümer im Leben, die man sich nie verzeiht.

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Reyes Carrillo
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Das ist es was ich gebraucht habe: Diese dicke Dosis Wut in Ihrem Text. Ich hatte mich ohnehin schon gefragt, wann denn Gabriel endlich von Ihnen zum Schmock erklärt wird. Es wurde dringend Zeit. Danke.

Reiner Dorfmeister
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Lieber Uli, Du sprichst mir so aus dem Herzen! Danke.

Sonja Schmid
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Ich habe dem Siggi mal den Link zu dieser herrlich zutreffenden Biografie von ihm geschickt :)

Silke Hauptkorn
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"Sigmar-Hering" wäre eine Schande für die gesunden Heringe! Der Fett- und Macht-Süchtige Sigmar aber täte gut daran, mal eine "Arme-Leute-Diät" selber zu absolvieren!

Hans Ion
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Pelzigs Einlassung zur SPD-Verrottung (ausgestrahlt am gestrigen Dienstag über ZDF zu später Stunde) passte, als wäre mit der RATIONALGALERIE abgesprochen, der eingeladenen SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi den jämmerlichen Zustand ihrer Partei...

Pelzigs Einlassung zur SPD-Verrottung (ausgestrahlt am gestrigen Dienstag über ZDF zu später Stunde) passte, als wäre mit der RATIONALGALERIE abgesprochen, der eingeladenen SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi den jämmerlichen Zustand ihrer Partei vor Augen zu führen. Herrn Gabriel fehlte der Schneid, selbst zu erscheinen, vertraute seiner sonst nicht auf den Mund gefallenen Frontfrau, deren einzige Pointe sich in dem beklatschten Satz erschöpfte, dass das servierte Obligatgesöff "etwas pelzig auf der Zunge schmecke". Ansonsten blieb der Zuspruch bei Pelzig. Dem Publikum gefiel diese Demontage einer Partei. "Zu offensichtlich ist der Verrat sozialdemokratischer Grundwerte um schnöder Machterhaltung willen", zitierte Pelzig. - "BILD lobt die SPD", sagte Pelzig und fragte Frau Fahimi, ob sie das freue oder beunruhige? - Frau Fahimi geriet rhetorisch ins Schlingern, gab auf die Frage keine Antwort, versuchte, sich übers Brackwasser vorgefertigter Politsprechblasen auf festen Boden zu retten: es gelang ihr nicht. - Den endgültigen Mülltonnenstoß - von Pelzig genial vorbereitet - erhielt Frau Fahimi durch den Auftritt eines bayerischen Sozialdemokraten, der sich überzeugend als frustrierter Sozi präsentierte. - Dass Pelzig Gabriels Vornamen mehrfach zu einem "Siechmar" ausdehnte, verdeutlichte unmissverständlich den dahinsiechenden Charakter einer Partei, deren Sterbeglöckchen eigentlich schon vor einhundert Jahren zu bimmeln anfing. - Dem Gesicht der ansonst überzeugt selbstbewusst auftretenden Frau Fahimi war schnell anzusehen, dass sie Gabriels Absage an Pelzig zu verstehen begann.

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Lutz Jahoda
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Auf dem Juso Blog gibt es einen bemerkenswerte offenen Brie an Gabriel: Juso Blog: Morgen links leben

Eine offene Antwort an Sigmar Gabriel und Martin Schulz auf den SPD-Mitgliederbrief "Neues Hilfsprogramm für Griechenland" von Johanna...

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Eine offene Antwort an Sigmar Gabriel und Martin Schulz auf den SPD-Mitgliederbrief "Neues Hilfsprogramm für Griechenland" von Johanna Klingbeil
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nora schmitz-gharbi
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So habe ich mich anfangs in Gabriel auch getäuscht. Ich hätte mehr von ihm erwartet – und zwar Positives. Stabilität, Festigkeit, Linie – d.h. die Partei wieder auf selbige bringen. Nix da. Schade drum. Andere haben ihn von Anfang an mehr...

So habe ich mich anfangs in Gabriel auch getäuscht. Ich hätte mehr von ihm erwartet – und zwar Positives. Stabilität, Festigkeit, Linie – d.h. die Partei wieder auf selbige bringen. Nix da. Schade drum. Andere haben ihn von Anfang an mehr durchschaut. Da hieß es im Wahlkampfjahr 2013 bei der SWR Comedy Bühne: Sigmar Gabriel ist da, damit auch Peer Steinbrück mal für zehn Minuten sympathisch wirken kann! „Kotzbrocken“ erkannt!

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Ingrid Böhm-Duwe
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